Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus (German Edition)
sich so sehr ein Junges zu wünschen …
Frau Essig-Steinmeiers Handy klingelte. »Ja? Oh, jetzt schon? Wir lassen Sie herein!« Sie legte auf. »Die Weibchen sind da!«, rief sie und eilte zur Tür.
Lilli und die anderen liefen hinterher. Wie Lilli verstanden hatte, sollten es fünf Pinguinweibchen auf einmal sein, und sie kamen aus einem Zoo in Köln.
»Hier lang!« Frau Essig-Steinmeier winkte einige Männer mit großen Kartons herein. Die Männer stellten die Kartons ab, redeten kurz mit der Direktorin und verschwanden dann wieder. Lilli starrte unterdessen fasziniert auf die Kartons, denn aus ihnen drangen hohe, eselsartige Schreie. »Es ist so dunkel, ich kann meinen eigenen Hintern nicht sehen!«
»Also, ich bin froh, dass ich deinen Hintern nicht sehen kann«, kam es aus einem anderen Karton.
»Schätzelein, da sind wir alle froh«, tönte es aus einem dritten.
Frau Essig-Steinmeier schaute in ihre Unterlagen. »Fünf Weibchen. Alle sind Eselspinguine. In dem Kölner Zoo, in dem sie bisher lebten, haben sie zu viel Lärm gemacht. Das ist der Grund, warum sie weggegeben wurden: zu viel Radau. Man hofft, dass Lilli sie dazu bewegen kann, sich ruhiger zu verhalten.«
»Uff«, sagte Lilli. Die Weibchen plapperten lauthals durcheinander, und ihre Stimmen waren extrem laut und durchdringend.
»Ich geh kaputt, wenn mich nicht bald einer hier raus lässt!«, kreischte gerade eines der Weibchen.
»Ach, meine Liebe«, antwortete ein anderes. »Das wäre kein allzu großer Verlust.«
»Ich komm dir gleich da rüber!«
»Find erst mal deinen Hintern.«
Lilli staunte.
»Wie heißen sie?«, wollte Jesahja nun wissen.
Die Direktorin sah nach. »Cinderella, Rapunzel, Schneewittchen, Belle und Dornröschen«, las sie dann mit ernstem Gesicht vor.
Finn grinste.
Frau Essig-Steinmeier fügte hinzu: »Hier steht: Sie sind aber leider eher keine süßen Prinzessinnen .«
Den Eindruck hatte Lilli auch. »Wir sollten sie rauslassen«, schlug sie vor.
»Wer hat das gesagt?«, quiekte eine der Stimmen.
Eine zweite: »Da draußen sind andere Pinguine!«
Eine dritte: »Jemand mit komischem Akzent!«
Eine vierte: »Schätzelein, hast du dich eigentlich mal selbst reden gehört? Da wünscht man sich, ein komischer Akzent wäre das einzige Problem.«
Die dritte: »Was willst du damit sagen?«
Die vierte: »Bla bla bla! Den ganzen Tag bla bla bla! Da wird man ja kirre im Kopf!«
Eine fünfte Stimme: »Ah! Wusste ich doch, dass bei dir was nicht ganz richtig im Kopf ist.«
Finn machte sich daran, die Kartons zu öffnen.
Lilli hoffte, dass sich die Weibchen beruhigen würden, sobald sie nicht mehr eingesperrt waren. Doch kaum hatte Finn den ersten Karton geöffnet, sprang ihm kreischend eine Pinguindame entgegen. Gleich darauf sprang die zweite hinterher.
»Weg da! Beweg deinen Speck!«, schrie das zweite Tier das erste an und stieß es rüde zur Seite.
»Was?«, keifte das andere. »Willst du damit etwa sagen, dass ich dick bin?«
Lilli trat schnell zur Seite und öffnete die anderen Kartons. Auch hier drängelten sich die Pinguinweibchen mit lautem Geschrei aneinander vorbei und stürmten in die Anlage.
»Was ist das hier?«, fragte eine.
»Sieht irgendwie anders aus als vorher.«
»Ist doch klar, dass es jetzt anders ist. Wir sind ja auch woanders.«
»Ach, Schätzelein, wenn du nicht immer alles besser wüsstest, wärest du bestimmt todunglücklich.«
»Aber ich hab doch recht.«
»Kann sein. Ich weiß schon nicht mehr, was du gesagt hast.«
»Das liegt daran, dass du einfach nicht zuhören kannst!«
»Nein, das liegt daran, dass du nicht die Klappe halten kannst!«
Lilli hatte schnell den Überblick darüber verloren, wer was sagte, da alle Weibchen schallend durcheinander schnatterten, während sie in die Anlage einfielen.
Lilli sah, dass Kasimir und Kentucky sich angesichts dieser Invasion schnell in ihre Höhle zurückzogen. Auch Yuki brachte sich erst einmal in Sicherheit und versteckte sich hinter einem Felsen.
Da sprang plötzlich Pasha aus dem Wasserbecken. Mit einem lauten, sehr beeindruckenden Wuschhh! landete er vor den plappernden Damen. »Halt!«, donnerte er. »Keinen Schritt weiter!«
Die Pinguinweibchen verstummten und starrten Pasha mit großen Augen an.
»Was seid ihr denn für bedepperte Giftspritzen?«, röhrte der Kronenpinguin. »Ihr hört jetzt sofort auf, hier so ein Theater zu veranstalten!«
»Aber …«, wagte eine der Damen zu sagen, »was hast du denn? Wir sind doch
Weitere Kostenlose Bücher