Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus (German Edition)
vorgenommen, trotz eventuell auftauchender Journalisten Spaß zu haben. Aber das, was sie mit dem Ausflug bezweckt hatte, war eigentlich schon geschehen: Pasha hatte endlich richtiges Wetter erlebt und sich sogar ein wenig mit den Weibchen angefreundet – und die waren sehr viel leiser als zuvor! Wenn das kein Erfolg war …
»Rufst du sie, damit ich sie zum Wagen bringen kann?«, bat Finn.
»Klar.« Lilli holte tief Luft und rief: »Alle Pinguine hierher!«
Die Pinguine hörten sofort und kamen brav angewatschelt. Selbst Yuki, Kasimir und Kentucky tauchten aus dem Eisloch im Teich auf. Pinguine hatten ein sehr feines Gehör.
Die Weibchen hatten Pasha in die Mitte genommen und umschwärmten ihn nun regelrecht. »Hach, du hast so eine männliche Figur! Wirklich sexy!«, säuselte Schneewittchen.
»Ach, Schätzelein, es ist einfach tragisch«, entgegnete Rapunzel. »Wenn du mal so unverschämt gut aussehen würdest wie unser Pasha, wäre uns allen geholfen. Wir müssen dich schließlich jeden Tag angucken!«
Die anderen gackerten. Allerdings längst nicht so laut wie zuvor. Sie schienen sich wirklich zusammenzureißen.
Finn und Trina hoben die Pinguine einen nach dem anderen in den Laster. Als alle Tiere verstaut waren, verabschiedete sich Lilli und winkte dem Wagen nach, während er langsam den Parkweg hinunterfuhr und dann um eine Ecke verschwand.
Die anderen Kinder sahen ihm ebenfalls nach, und die Reporter hielten ihre Kameras darauf gerichtet.
»Ich geh nach Hause«, sagte Lilli nun zu Wolke und Trixi.
»Ich auch.« Wolke hatte strahlende Augen. Der Nachmittag schien ihr viel Spaß gemacht zu haben. »Ich muss auch noch die Hausaufgaben machen. Baumarten im Internet recherchieren, hat Gümnich gesagt, oder?«
Trixi schien der Gedanke an die Hausaufgaben unangenehm zu sein. »Wird für mich schwierig«, sagte sie. »Ich komm heute bestimmt wieder nicht an den Computer. Trina besetzt den seit ein paar Tagen jeden Abend und lädt irgendwelche Filmchen von ihrem Handy hoch.«
Lilli zog die Brauen zusammen. »Was denn für Filmchen?«
»Weiß ich nicht.« Trixi zuckte die Achseln. »Wenn ich gucken will, scheucht sie mich weg.«
Lilli hatte plötzlich wieder ein sehr grummeliges Gefühl im Bauch. »Könntest du irgendwie herausfinden, was das für Filmchen sind? Du musst wegen der Hausaufgaben ja eh an den Computer.«
Trixi warf Lilli einen stechenden Blick zu. »Verdächtigst du meine Schwester?«
Lilli kräuselte die Nase. Man konnte Trixi wirklich nichts vormachen. »Ich … ich hab einfach kein gutes Gefühl bei ihr. Tut mir leid.«
Trixi schien nicht sauer zu sein. Sie nickte nur. »Ich werde mal gucken, ob ich was rauskriegen kann.«
Sie verabschiedeten sich voneinander, und Lilli machte sich mit Bonsai auf den Heimweg. Der kleine Hund konnte vor Müdigkeit kaum die Augen offen halten. Er hatte sich auf dem Hügel völlig ausgepowert und legte sich nun flach auf den Schlitten, um sich ziehen zu lassen. Er war eingeschlafen, bevor sie zu Hause ankamen. Lilli hingegen war innerlich ganz aufgescheucht. Was waren das für Handyfilmchen, die Trina auf den Computer lud? Das grummelige Gefühl in Lillis Bauch wurde stärker und stärker. Sie musste etwas tun …
Jesahja
Gleich nachdem Lilli ihren Schlitten und Bonsai nach Hause gebracht hatte, lief sie zu den Sturmwagners hinüber. Sie musste dringend mit Jesahja sprechen. Sie konnte zwar verstehen, dass er wegen Yukis misslungenem Flugversuch traurig war, aber er musste einfach mit ihr reden!
Lilli klingelte, doch niemand machte auf. Sie holte ihr Handy heraus und rief Jesahja an, aber er nahm nicht ab. Kurzentschlossen wanderte Lilli um das Haus herum und spähte durch die Fenster. Jesahja musste doch irgendwo stecken! Das Haus der Sturmwagners war viel größer und schicker als ihres, mit riesigen Zimmern und teuren Möbeln. Jesahjas Eltern waren erfolgreiche Geschäftsleute und sehr reich. Lilli lugte durch eine Fensterscheibe nach der anderen und stellte sich dabei auf die Zehenspitzen. Jesahja oder seine Eltern waren allerdings nirgendwo zu sehen. Wenn Jesahja in seinem Zimmer war, hatte Lilli schlechte Karten, denn das lag im ersten Stock …
Da sprang plötzlich Frau von Schmidt auf die Fensterbank und guckte Lilli aufgeregt durch die Scheibe an. Sie miaute, aber da das Fenster geschlossen war, konnte Lilli sie nicht verstehen.
Im nächsten Moment kam Jesahja die große Treppe im Wohnzimmer herunter. Offenbar suchte er Frau von
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