Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus (German Edition)
erklärte Trixi. »Mehr weiß ich eigentlich auch nicht. Sie haben sich öfter unterhalten, aber mir war das immer zu langweilig, und ich bin Tiere angucken gegangen.«
»Was hast du eben bei dem Gespräch noch gehört?«, hakte Jesahja nach. Seinem Gesicht war anzusehen, dass er beunruhigt war.
»Die beiden wollen sich heute Abend treffen«, antwortete Trixi. »Um zehn Uhr im Park, am Teich.«
Lilli stupste Jesahja an. »Da müssen wir hin! Wir belauschen die beiden!«
Jesahja nickte. »Hast du sonst noch was, Trixi?«
»Nein, sorry, das war’s.«
»Trotzdem super Arbeit«, sagte Jesahja.
»Kein Ding«, erwiderte Trixi, doch man hörte ihr an, dass Jesahjas Lob sie stolz machte.
Lilli verabschiedete sich und legte auf. Ihre Gedanken tanzten wild durcheinander. »Heißt das jetzt, dass General Grimm und Trina gemeinsam etwas im Schilde führen?«, fragte sie Jesahja und hatte die vage Hoffnung, dass sie sich irren könnte. Sie mochte den Tierparkdirektor und konnte kaum glauben, dass er in irgendeiner Form mit Trina unter einer Decke steckte. Die Vorstellung tat regelrecht weh. Außerdem kannte Grimm ihr letztes Geheimnis … »Das wäre extrem schlecht«, setzte sie hinzu. »Grimm weiß zu viel über mich.«
»Ja.« Jesahja massierte sich die Schläfen. »Wenn Grimm Trina von der Sache mit den Heilpflanzen erzählt, dann …«
»Mist.« Lilli spürte Wut und Hilflosigkeit in sich aufsteigen. Konnte das sein? Würde der Tierparkdirektor sie verraten? Oder hatte er es sogar schon getan? »Ich dachte, er wäre in Ordnung«, flüsterte sie.
Jesahja atmete geräuschvoll durch. »Und ich dachte, Trina wäre in Ordnung.«
In Lillis Kopf drehte sich alles. »Glaubst du, die beiden planen … was Böses?«
Jesahja legte die Stirn in Falten. »Die Chance, dass es bei dem Treffen heute Abend nur um einen Job oder so was geht, ist ziemlich gering. Warum sollten sie sich um zehn Uhr abends im Park verabreden, wenn sie etwas ganz Harmloses zu besprechen haben?«
Da hatte er recht. Das war ziemlich seltsam.
Jesahja schüttelte den Kopf. »Wir müssen unbedingt mithören, wenn die beiden miteinander reden.« Er kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe herum. »Aber wo sollen wir uns verstecken? Hinter einem Baum? Da werden wir viel zu leicht entdeckt.«
Lilli hatte eine Idee. »Ein paar Mädchen haben heute Nachmittag direkt neben dem Teich ein Iglu gebaut!«
»Interessant.« Jesahja dachte nach. »Aber da drin sehen wir nichts, und hören würden wir wahrscheinlich nur etwas, wenn Grimm und Trina zufällig direkt daneben stehen.« Jesahja starrte mit gedankenschwerem Blick auf Lillis Handy. Dann hellte sich seine Miene schlagartig auf. »Was hast du da eigentlich für ein scharfes Teil?«, fragte er, nahm das neue Smartphone in die Hand, drehte und wendete es und begann plötzlich zu lächeln. »Ich glaube, ich weiß, was wir machen.«
Die Mannschaft
Es war schon stockdunkel draußen, als in Jesahjas Zimmer die Abschlussbesprechung stattfand. Jesahja hatte einen ausgeklügelten Plan entworfen, der so genial war, dass Lilli bei dem Gedanken daran ganz hibbelig wurde. Schon hier zu sitzen war aufregend! Denn Jesahja und Lilli waren nicht allein. Sie hatten ihre Mannschaft um sich versammelt. Die Mannschaft, die ihnen heute Nacht helfen sollte, den Tierparkdirektor und Trina zu bespitzeln.
»Voll krass, Lilli!«, Bonsai hüpfte auf dem Bett herum. »Die ganzen Leute hier! Voll krass!«
»Der Besuch war nicht angemeldet!«, beschwerte sich Frau von Schmidt, die auf Jesahjas Teleskop saß und skeptisch in die Runde blickte. »Das Ganze ist eine haarsträubende Überrumpelung sondergleichen!«
»Aber Verehrteste«, schaltete Feodor sich ein. Der Leopard lag ausgestreckt auf dem Läufer vor Jesahjas Bett. »Ich hoffe doch sehr, dass meine Anwesenheit Ihr Herz ein wenig zu erfreuen vermag. Denn endlich kann ich mich für Ihre vielen so überaus erbaulichen Besuche revanchieren! Dass Fräulein Susewind mich zu Ihnen geleitete, empfinde ich als außerordentlichen Glücksfall!«
»Selbstverständlich, Fürst Feodor, mein Bester«, gurrte Frau von Schmidt. »Über Ihr Erscheinen bin ich natürlich in höchstem Maße entzückt! Aber die anderen Zooherrschaften sind für meine sensiblen Nerven eventuell zu viel«, stöhnte sie und warf einen missbilligenden Blick auf den Schimpansen, der mit einer Hand am Vorhang hing und in der anderen eine Banane hielt.
»Ich hätte eigentlich lieber Kolade, Lilli«, nuschelte
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