Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus (German Edition)
die breitbeinig daherstapft. Einige von euch kennen die beiden! Es sind General Grimm und Trina.«
Die Tiere begannen nun, aufgeregt darüber zu sprechen, wer die beiden kannte und wer nicht.
Lilli gebot ihnen Einhalt. »Ihr werdet sie bestimmt erkennen. Um diese späte Uhrzeit sind nicht viele Leute im Park. Jeder von euch muss versuchen, so nahe wie möglich an die beiden heranzukommen, damit die Apparate lauschen und gucken können. Und das natürlich, ohne entdeckt zu werden! Das ist das Entscheidende. Der Mann und die Frau dürfen euch nicht bemerken, aber ihr müsst ganz nahe an sie heran. Wir wissen, dass das nicht leicht ist. Aber wir haben euch ausgewählt, weil ihr die besten und geschicktesten Tiere seid, die wir kennen.«
Bonsai warf sich stolz in Pose. »Yo«, schnuffte er.
»Ihr seid perfekte Schleicher, Kletterer oder Anpirscher«, fuhr Lilli fort.
»Ich bin sogar legendär«, bemerkte Frau von Schmidt.
Lilli stimmte zu. »Ja, zweifellos. Ihr alle seid etwas ganz Besonderes, und wenn es jemand schaffen kann, dann ihr.«
Die Tiere schauten sie gebannt an. Lillis kleine Rede schien sie enorm anzuspornen, und jeder wollte nun zeigen, was in ihm steckte.
»Dann legen wir los!«, piepste Yuki und schlug ungeduldig mit den Flügeln.
Lilli warf Jesahja einen Blick zu. Jesahja lächelte und nickte. Sie waren startklar.
Nachts im Park
Lilli, Jesahja und die Tiere schlichen sich im Schutz der Dunkelheit aus dem Haus. Durch Büsche, Hecken und über die Mauern der Nachbarn ging es, dann hatten sie die Straße erreicht. Als die Luft rein war, gab Jesahja das Signal, und alle huschten über die Fahrbahn – ein winziger weißer Hund, eine dunkelblaue Katze, ein Schimpanse mit schokoladenverschmiertem Mund, ein schneidiger Otter, ein eleganter Leopard, ein hübscher Junge und ein rothaariges Mädchen, das einen Pinguin mit Handy auf dem Arm trug.
Kaum hatten sie die andere Straßenseite erreicht, rannten sie in den nur schwach beleuchteten Park. Zum Glück kannten sie sich hier so gut aus, dass sie den Weg zum Teich notfalls auch im Dunkeln gefunden hätten. Innerhalb von wenigen Minuten waren sie da. »Alle hierher!«, rief Lilli leise und versammelte die Tiere um sich. Sie war so aufgeregt, dass ihr die Knie zitterten. »Gleich geht es los. Wenn ich euch Bescheid sage, begebt ihr euch bitte auf eure Positionen und wartet dort darauf, dass General Grimm und Trina kommen«, sagte sie mit angespannter Stimme. »Wenn die beiden da sind, schleicht euch vorsichtig an sie heran! Und noch mal: Ihr dürft auf keinen Fall bemerkt werden, hört ihr?«
»Klaromat.« Bonsai tippelte aufgekratzt nach links und nach rechts.
»Ich bin bereit«, raunte Feodor, und die anderen Tiere gaben Lilli ebenfalls ihr Okay.
»Also: Armstrong und Feodor, ihr versteckt euch in den Bäumen«, sagte Lilli. »Captain Caruso, du verbirgst dich in der Hecke dort drüben. Bonsai, du bleibst im Schnee, da bist du praktisch unsichtbar. Yuki, du versteckst dich im Eisloch im Teich. Achte bitte darauf, dass das Handy möglichst über Wasser bleibt, damit wir etwas sehen und hören können. Frau von Schmidt, Sie –«
»Ich habe mir überlegt«, unterbrach sie die Katzendame, »dass ich es vorziehe, selbst zu entscheiden, wo ich mich verstecken werde. Sie wollen eine legendäre Jägerin wie mich doch sicherlich nicht in ihren Möglichkeiten einschränken?«
»Nein, gewiss nicht«, seufzte Lilli.
Yuki fragte ungeduldig: »Geht’s jetzt los?«
»Ja, gleich!« Lilli gab Jesahja ein Zeichen, und er tippte in jedes Handy eine lange Nummer ein. Damit stellte er die Verbindung zu seinem Laptop her. Das Ganze war technisch so ausgefuchst, dass Lilli immer noch über Jesahjas Computerwissen staunte. Die vielen Stunden, die er vor seinem Rechner verbrachte, hatten sich definitiv gelohnt!
»So. Jetzt ist es so weit«, sagte sie und setzte Yuki ab. »Auf eure Positionen!«
Ohne zu zögern watschelte der kleine Pinguin schnurstracks in Richtung Teich davon. Feodor und Armstrong waren in null Komma nichts in den Bäumen verschwunden, und Bonsai, Frau von Schmidt und Captain Caruso huschten ebenfalls fort und verschmolzen so perfekt mit den Schatten, dass innerhalb von wenigen Augenblicken keines der Tiere mehr zu sehen war.
Lilli schaute Jesahja an. »So weit alles nach Plan.«
Jesahja schien sehr zufrieden. »Ja, jetzt müssen wir nur noch selbst Stellung beziehen. Komm!«
Mit eingezogenen Köpfen liefen Lilli und Jesahja zum Iglu neben dem
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