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Liliane Susewind – Mit Elefanten spricht man nicht! (German Edition)

Liliane Susewind – Mit Elefanten spricht man nicht! (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Mit Elefanten spricht man nicht! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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Zeit dreht er immer häufiger durch und wird fuchsteufelswild. Ein paarmal hat er seine Pfleger schon angegriffen und dabei versucht, die Türen einzurennen!«
    Lilli betrachtete das Foto nachdenklich. Der Elefant riss die Augen weit auf und hatte den Rüssel drohend erhoben. Er sah tatsächlich gefährlich aus. Aber Lilli hatte trotzdem den Eindruck, dass er traurig war.
    Lillis Vater hatte sich inzwischen wieder der Vorbereitung des Abendessens zugewandt, und ihre Oma schnitzte weiter. Nach einer Weile fragte Lilli: »Wer ist eigentlich Goethe?«
    Ihr Vater sah kurz von dem Topf auf, in den er gerade Nudelwasser füllte, legte überrascht die Stirn in Falten und sagte: »Ihr nehmt schon Goethe durch? Ihr seid doch erst in der vierten Klasse! Was ist das denn für eine Eliteschule?«
    Lilli hob fragend die Augenbrauen und wollte gerade nachhaken, was denn eine Eliteschule sei, da schaltete sich ihre Oma wieder ein: »Das ist ein Schriftsteller.«
    »Er war ein deutscher Dichter, um genau zu sein«, fügte Lillis Vater hinzu.
    »Kann ich mal ein Buch von dem lesen?«, fragte Lilli.

    »Ach, Schatz, das ist viel zu schwierig für Kinder«, entgegnete ihre Oma.
    »Zu schwierig?«
    »Goethe hat vor Hunderten von Jahren gelebt …«
    »Vor zweihundert Jahren«, fuhr Lillis Vater seiner Mutter dazwischen.
    »… und schrieb in alter Sprache. Heute versteht man das kaum noch.«
    »Ach was«, unterbrach Lillis Vater wieder. »Wenn man nicht gerade auf den Kopf gefallen ist, kann man das schon verstehen.«
    »Also mir ist das zu hoch«, beharrte Oma.
    »Na ja. Fest steht jedenfalls, dass Goethe wirklich nichts für Kinder ist.«
    Lilli nahm sich fest vor, Jesahja noch einmal auf Goethe anzusprechen. Wieso las er Bücher, die schon für die meisten Erwachsenen zu schwer waren? Und warum durfte das keiner wissen? Lilli faszinierte der Gedanke, Jesahjas Geheimnis zu lüften, doch sie hatte nicht vergessen, dass er nun auch ihres kannte. Zumindest die eine Hälfte ihres Geheimnisses – die mit den Pflanzen. Würde er überhaupt je wieder mit ihr sprechen? So geschockt, wie er ausgesehen hatte, würde er ihr bestimmt in Zukunft aus dem Weg gehen. Dann fiel ihr ein, dass er in der Schule herumerzählen könnte, was er gesehen hatte. Der Gedanke schnürte Lilli regelrecht die Kehle zu. Aber nein. Wenn Jesahja es erzählte, musste er damit rechnen, dass sie auch sein Buch-Geheimnis ausplaudern würde. Lilli hätte das zwar unter keinen Umständen getan – schließlich hatte sie ihm ihr Versprechen gegeben –, aber Jesahja konnte ja nicht wissen, dass sie ein Versprechen niemals brechen würde. Sie und er waren jetzt durch ihre Geheimnisse aneinander gebunden. Keiner von ihnen konnte den anderen verraten, ohne selbst Gefahr zu laufen, verraten zu werden.
    »Lilli«, rief ihr Vater und riss sie damit aus ihren Grübeleien. »Kannst du Bonsai bitte sagen, dass ich beim Metzger keinen frischen Pansen bekommen habe? Er muss heute wohl doch mit Chappi vorliebnehmen.«
    Lilli erklärte es dem Hund, und der kroch daraufhin beleidigt unter den Tisch. Lilli seufzte und hatte das Gefühl, dass der morgige Tag eigentlich nur besser werden konnte als der heutige Totalreinfall.

Der zweite Schultag
    Am nächsten Tag liefen die Dinge bis zur großen Pause unerwartet gut. Als Lilli den Klassenraum betrat, war der Hamster zwar wach und starrte Lilli stundenlang vom Gitter aus an, als sei er hypnotisiert. Aber da sie ihn standhaft ignorierte, brachte niemand das merkwürdige Verhalten des Tiers mit ihr in Verbindung, und alle wunderten sich über den Hamster und nicht über Lilli.
    In der Hofpause setzte sich Lilli wieder auf die abseitsstehende Bank und beobachtete die anderen. Sie ließ ihren Blick schweifen und entdeckte dabei Jesahja. Er befand sich am anderen Ende des Hofes und war von einem ganzen Pulk von Jungen und Mädchen umringt. Alle schienen seine Aufmerksamkeit erregen zu wollen und liefen wuselnd um ihn herum, während er ganz lässig über den Hof schlenderte.
    Der scheint ja eine Menge Freunde zu haben, dachte Lilli beeindruckt und beobachtete die vielen heimlichen Blicke, die ihm vor allem von Mädchen zugeworfen wurden. Zwei Mädchen, die ganz in der Nähe von Lillis Bank standen, beobachteten Jesahja unablässig. Lilli hörte das eine Mädchen wispern: »Ich glaube, er hat hergeguckt!« Die andere rief: »Echt? Wahnsinn!« Beide begannen zu giggeln.
    Jesahja und die Meute, die ihn umringte, kamen langsam näher, und Lilli

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