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Liliane Susewind – Rückt dem Wolf nicht auf den Pelz! (German Edition)

Liliane Susewind – Rückt dem Wolf nicht auf den Pelz! (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Rückt dem Wolf nicht auf den Pelz! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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Dann sackten seine Schultern nach unten. »Ja«, gab er zu und rieb sich die Augen.
    »Wir sollten uns nicht streiten.« Lilli stand auf und setzte sich zu ihm. »Wir müssen doch zusammenhalten …«
    Jesahja nickte müde. »Du hast recht. Wir sind wahrscheinlich nur total angespannt und haben Angst. Und wenn man Angst hat, lässt man seine Gefühle schnell an anderen aus und wird wütend auf jemanden, der gar nichts dafür kann.« Er klang sehr erwachsen und klug. So klang er meistens. So war er nun einmal! Lilli lächelte und legte ihm die Hand auf den Arm.
    Jesahja lächelte zurück. Leise sagte er: »Das wird schon wieder. Irgendwie …«
    In diesem Augenblick öffnete sich die Tür des Wohnwagens und Midas kam wieder herein. Gleich hinter ihm stapfte der mürrische Oleg, der den ganzen Arm voller Zeug hatte – Decken, Kissen und Matten. »Wir würden es euch gern ein bisschen gemütlicher machen«, schleimte Midas mit breitem Lächeln, während Oleg das Zeug auf der Bank ablud, wieder nach draußen stiefelte und mit einer Tüte voll Badezimmersachen zurückkam: Zahnbürsten, Zahnpasta, ein Kamm, Waschlappen, Handtücher und Seife.
    »Wir möchten, dass ihr euch hier wie zu Hause fühlt«, tönte Midas. »Ihr sollt alles bekommen, was ihr braucht.«
    Kaum hatte Oleg alles ausgepackt, ging er erneut nach draußen und kam nacheinander mit einer kleinen Heizung, einem Katzenklo und ein paar Anziehsachen zum Wechseln wieder herein. Dann stellte er Näpfe mit frischem Futter und Wasser auf den Boden.
    »Solange die Tiere hier im Wohnwagen sind, könnt ihr ihnen die Kratzstopper und den Maulkorb ruhig abnehmen«, sagte Midas großzügig und stellte dann fest, dass die Katze gar keine Überzieher mehr trug. Seine Augen verengten sich ein wenig, als ärgere er sich, dass Lilli sie abgenommen hatte, ohne ihn zu fragen. Aber dann riss er sich sichtlich zusammen und setzte wieder sein falsches Lächeln auf.
    Bonsai, der sich unter der Eckbank versteckt hatte, als Midas hereingekommen war, tapste nun mit vorgestreckter Nase heraus und schnüffelte vorsichtig in Richtung des Futters. Lilli kniete sich hin und befreite ihn mit ein wenig Zerren und Schieben von dem Maulkorb. Der Hund kommentierte das mit einem erfreuten »Geht doch!«, tauchte gleich darauf in einem der Näpfe unter und begann mit vollem Einsatz zu fressen. Frau von Schmidt sprang leichtfüßig von der alten Herdplatte, von der aus sie alles beobachtet hatte, und gesellte sich schicklich futternd zu Bonsai.
    Da kam Oleg abermals herein. In der Hand hielt er zwei Teller mit dampfenden Pizzas. Wortlos ging er zum Tisch und stellte die Teller dort ab. »Wir lassen euch jetzt mal ein bisschen Zeit, damit ihr essen und euch einrichten könnt.« Midas machte eine kleine Handbewegung, die Oleg sofort aus dem Wohnwagen vertrieb, und fügte hinzu: »Später können wir dann ja noch mal zum Acker gehen.« Er bleckte seine perlweißen Zähne, ging hinaus und schloss sorgfältig die Tür ab.
    Lilli und Jesahja blickten einander kurz an, dann machten sie sich über die Pizzas her.
    »Midas scheint verstanden zu haben, wie wichtig es ist, dass es dir gutgeht«, nuschelte Jesahja mit vollem Mund.
    Da hörte Lilli auf zu essen und senkte den Kopf. »Ich muss dir etwas sagen«, brachte sie kleinlaut hervor. »Ich glaube nicht, dass ich mich hier jemals so wohl fühlen könnte, dass die Sache mit den Pflanzen richtig funktioniert«, gestand sie. »Ich kriege vielleicht ein paar Stängelchen hin … und, wenn ich mich anstrenge, vielleicht auch ein oder zwei große Pflanzen. Aber den ganzen Acker schaffe ich bestimmt nicht!« Dieser Gedanke hatte ihr seit dem Morgen Sorgen bereitet. »Wenn ich Angst habe, ist es wirklich schwierig, die Pflanzen zum Wachsen zu bringen …«
    Jesahja hatte das offenbar bereits geahnt. Er nickte. »Das darfst du Midas auf keinen Fall verraten.«
    Lilli sah ihn verunsichert an.
    »Wenn Midas begreift, dass du ihm nicht massenhaft Felder voller Pflanzen herbeizaubern kannst, hast du keinen großen Wert mehr für ihn.« Jesahja schien ihr diese Tatsache schonend beibringen zu wollen.
    Lilli wurde dennoch eiskalt. Was würde Midas dann mit ihnen machen?, ging es ihr durch den Kopf, aber sie fragte Jesahja nicht danach, denn sie hatte Angst vor der Antwort.

Die Wächter
    Wenig später holte Midas sie ab, und sie wanderten ein zweites Mal zum Acker. Auf dem Weg dorthin fiel Lilli auf, dass erstaunlich viele Vögel in den Bäumen zwitscherten. Und

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