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Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen (German Edition)

Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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sich rasch entfernte.
    Da erwachte Shankar. »Was ist los? Sind die Jungs da?«
    Die anderen wachten durch seine laute Stimme ebenfalls auf. »Was macht der Leopard hier?«, fragte Jesahja verdutzt.
    »Hey! Knilch!«, rief Shankar seinem gepunkteten Nachbarn zu. »Was hast du in meinem Territorium zu suchen?«
    Feodor knurrte leise und senkte drohend den Kopf. »Banause! Hier geht es um größere Dinge als um –«
    Lilli unterbrach die beiden barsch. »Da ist jemand! Irgendwer schleicht durch den Zoo!«
    Shankar machte ein paar kühne Schritte zum Gitter. »Der soll nur herkommen! Dem zeig ich’s!« Seine Pranke schnellte durch die Luft. »Pass auf! Zack!«
    »Könnten das Finn oder Doktor Özgür sein?«, fragte Jesahja.
    »Die Zooleute würden sich doch nicht verstecken!«, entgegnete Lilli mit zittriger Stimme.
    Shankar spitzte die Ohren. »Die Schritte des Zweibeiners entfernen sich!«
    Lilli konnte zwar nichts mehr hören, aber die Tiere hatten natürlich ein sehr viel besseres Gehör als sie.
    »Sehen wir nach.« Jesahja kroch aus dem Schlafsack.
    »Du willst im Dunkeln einen Einbrecher durch den Zoo verfolgen? Das ist gefährlich! Der Einbrecher ist ein … Mörder!«, sprudelte es aus Lilli heraus. »Jedenfalls fast. Feodor sagt, soeben hätte der Mann auf ihn geschossen!«
    Jesahja sah sie an, als müsse sie sich verhört haben.
    »Der Eindringling hat wohl nicht gemerkt, dass er Feodor verfehlt hat. Und als er das Gehege betrat, hat er anscheinend Angst bekommen und ist weggeflüchtet … äh, gelaufen«, erklärte sie und verhaspelte sich vor Aufregung.
    »Er ist in das Gehege gegangen? Dann muss er … einen Schlüssel gehabt haben …«, brachte Jesahja stockend hervor. Sein Gesicht war mit einem Mal wie erstarrt.
    »Hat er vielleicht mit einem Pfeil geschossen?«, fragte Lilli aufgeregt. »Von einem Pistolenschuss wären wir doch wach geworden! War es ein Betäubungspfeil?«
    Jesahja antwortete nicht.
    »Wenn du ihn verfolgen willst, kommen wir mit dir«, sagte Samira und erhob sich. »Dir kann nichts passieren, solange wir bei dir sind.«
    »Aber die Juniors!«, rief Shankar und schüttelte seine Mähne. »Ist das nicht zu schaukelig für sie?«
    »Es wird schon gehen«, erwiderte Samira, obgleich sie ungewöhnlich schnell atmete und ein wenig fahrig wirkte. Doch die Tigerin schien entschlossen, Lilli beizustehen. Mit schnellen Schritten lief sie zum Gehegeausgang. »Kommt!«
    Lilli überlegte kurz. Die Direktorin würde ihnen sicherlich die Hölle heiß machen, wenn sie erfuhr, dass drei Raubkatzen frei im Zoo herumgelaufen waren. Aber es blieb ihnen keine Zeit, Frau Essig-Steinmeier oder Finn anzurufen und auf sie zu warten. Bis die beiden zu ihnen stießen, wäre der Einbrecher über alle Berge.
    Lilli stand auf. »Lass uns gehen.«
    Doch Jesahja blieb sitzen. Wie versteinert starrte er ins Leere.
    »Lass mich jetzt nicht allein!«
    Jesahja hob den Blick. Er sah so niedergedrückt, so gequält aus, dass Lilli einen Stich in ihrem Inneren fühlte. Etwas Schreckliches nagte an ihm, das war mehr als deutlich. Wenn Jesahja doch nur reden würde! Doch dafür war jetzt keine Zeit.
    »Bitte …«, flehte Lilli. »Ich kann das nicht ohne dich.«
    Jesahja schaute sie durchdringend an. Lilli sah in seinen Augen, dass ein heftiger Kampf in ihm tobte.
    »Madame!«, drängte Frau von Schmidt, die mit den anderen bereits am Gitter wartete. »Sputen Sie sich! Die Jagd soll beginnen!«
    »Lassen Sie sich nicht lumpen, Fräulein!«, fiel Feodor ein.
    Jesahja erhob sich. »Okay. Gehen wir.«
    Lilli atmete erleichtert auf.
    Entschlossen stapfte Jesahja voran. Lilli folgte ihm.
    »Wohin ist der Dieb gegangen?«, fragte Jesahja die Raubkatzen. Lilli übersetzte seine Frage und wunderte sich dabei über Jesahjas Wortwahl. Wieso glaubte er, dass es sich um einen Dieb handelte?
    »Es riecht wieder so krass«, kläffte Bonsai.
    Lilli horchte auf. »Was meinst du?«
    Bonsais Nase klebte am Boden. »Es riecht nach dem Typ von gestern.«
    Lilli blieb stehen und starrte Bonsai wie vom Blitz getroffen an. War es möglich, dass der Eindringling derselbe Mann war, der am Abend zuvor die Harpyie zu Magnus Obscuras Haus gebracht hatte? War er etwa hier, um Tiere zu stehlen? Und wenn ja, was wusste Jesahja darüber?
    »Dort entlang!«, maunzte Frau von Schmidt nun. »Die Schritte entfernen sich in diese Richtung!«
    »Richtig, Knirps«, bemerkte Shankar.
    Alle setzten sich in Bewegung. Der Löwe ging voran. Frau von Schmidt

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