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Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen (German Edition)

Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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Maul.
    »Shankar!«, schrie Lilli mit fester Stimme. »Hast du vergessen, weswegen du hier bist?«
    »Oh!« Der Löwe zuckte zusammen. »Lilli! Äh … also …« Er schüttelte den Kopf, als wolle er eine Mücke vertreiben. »Tut mir leid, ich …«
    Da stürmte Jesahja ins Gehege. »Wo ist der Dieb?« Hinter ihm kamen Frau von Schmidt, Feodor und Bonsai angerannt.
    »Ja, wo ist der Eindringling?«, fragte Lilli Shankar.
    Statt des Löwen antwortete Tikitomba. Das Schimpansenweibchen steckte den Kopf hinter einem Stamm hervor und rief: »Der Fremdmann ist weggelaufen! Er hat Olli aus der Luft geschlagen und ihn müde gemacht!«
    Lilli lief ein Schauer über den Rücken.
    »Und dann wollte er ihn in einen Sack stopfen!«, fuhr Tikitomba erregt fort. »Aber das haben wir nicht zugelassen. Wir haben Olli verteidigt und den Fremdmann vertrieben!«
    Lilli hörte voll Grauen zu. »Wo ist King Olli?«, fragte sie, und im gleichen Moment entdeckte sie den großen, starken Schimpansen in einer Ecke des Geheges. Er lag auf dem Rücken, und es schien, als schliefe er. Lilli lief zu ihm und untersuchte seinen haarigen Körper. Olli war bewusstlos, aber unversehrt, soweit sie erkennen konnte. Da trat sie auf etwas, das neben dem Affen lag. Es war ein Betäubungspfeil! Lilli war sich dessen sicher, denn sie hatte schon einmal einen gesehen. Solche Pfeile wurden normalerweise in Zoos benutzt, wenn man Tiere untersuchen, sie operieren oder transportieren musste – natürlich nur, wenn man keine Dolmetscherin hatte, die den Tieren dies erklärte und sie ganz ohne Pfeile beruhigte.
    Lilli zeigte Jesahja, was sie gefunden hatte. »Irgendjemand hat mit so einem Pfeil zuerst auf Feodor geschossen, und als das nicht geklappt hat, ist er hierhergekommen, hat King Olli erwischt und dann versucht, ihn in einen Sack zu packen und mitzunehmen!«, brachte sie mit nur mühsam beherrschter Stimme hervor.
    Jesahjas Hand zitterte, als er den Pfeil entgegennahm. In seinen Augen stand das blanke Entsetzen.
    Bonsai trippelte schwanzwedelnd näher an die Affen heran. »Hallo Haarleute!«, kläffte er. »Ich bin der Bonsai.«
    Doch Lilli konnte nicht übersetzen, denn im selben Moment stolzierte Frau von Schmidt heran und miezte: »Wenn Sie erlauben, Madame, begeben Fürst Feodor, Herr von Bonsai und ich uns auf die Jagd nach dem stinkenden Attentäter. Mir scheint, die Raubschnurrherrschaften, die diese Aufgabe zuvor auf ungemein nachdrückliche Weise an sich gerissen hatten, sind momentan anderweitig beschäftigt.«
    »Was? Wieso? Wo ist Samira?«, fragte Lilli und blickte sich suchend um. Schnell entdeckte sie die Tigerin. Sie hockte am Rande des Geheges und keuchte, als sei sie eine lange Strecke gerannt. Shankar stand neben ihr und stieß sie besorgt an.
    Lilli wurde bleich. »Die Kleinen kommen!«

Drei kleine Wunder
    »Nun, Madame, dann kann ich also davon ausgehen, dass der Fürst, Herr von Bonsai und ich hier nicht länger vonnöten sind?«, beharrte Frau von Schmidt.
    »Ja, bitte fangen Sie den Dieb!«, sagte Lilli schnell. »Er darf keinesfalls auf noch mehr Tiere schießen – oder eins stehlen!« Sie hoffte inständig, dass es richtig war, den Leopard, den Hund und die Katze hinter dem Einbrecher herzuschicken. Sie selbst konnte ihn nicht länger verfolgen, denn sie wollte Samira nun auf keinen Fall allein lassen. »Bonsai, geh mit den beiden mit! Such den Dieb mit dem krassen Geruch!«
    Bonsai war sofort Feuer und Flamme. »Gebongt!«, bellte er und sauste los. Feodor und Frau von Schmidt jagten hinterdrein. Sobald die drei fort waren, wandte Lilli sich wieder den Raubkatzen zu – und erstarrte. »Jesahja!«, flüsterte sie mit erstickter Stimme. »Schau!«
    Vor Samira lag ein kleines feuchtes Bündel. Shankar starrte es mit großen Augen an. Da bewegte sich das Bündelchen, und der Löwe schnupperte mit seiner großen Nase daran. Samira stupste ihn sachte zur Seite und begann, das Kleine hingebungsvoll abzulecken und sein Fell von dem dünnen Häutchen zu befreien, das es umhüllte. Samira leckte so lange, bis man getigertes Fell erkennen konnte und schließlich ein winzig kleines Raubtierchen zum Vorschein kam. Es sah aus wie ein Miniaturlöwe, doch sein Fell war rötlich gefärbt und komplett gestreift. Der erste Liger war geboren.
    Lilli nahm Jesahjas Hand. Sie brachte kein Wort heraus.
    Auch die Schimpansen waren sehr still. Neugierig linsten sie aus ihren Verstecken hervor, und sobald sie erkannten, was da vor sich ging, wurden

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