Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen (German Edition)

Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
Vom Netzwerk:
Nacht
    Lilli fuhr aus dem Schlaf hoch. Irgendetwas hatte sie geweckt. Jesahja, Shankar und Samira schliefen tief und fest neben ihr. Die Tigerin hatte sich eng an den Löwen geschmiegt, der ausgestreckt neben ihr lag. Die Liger waren offenbar noch nicht geboren.
    Bonsai hob verschlafen den Kopf und guckte umher, als habe er auch etwas gehört. Der Mond leuchtete wie eine trübe runde Lampe über ihnen und tauchte das Raubkatzengehege in ein dumpfes Zwielicht. Da hechelte Bonsai: »Guck mal, Lilli! Der Punkte-Fuzzi!«
    Im gleichen Moment erklang eine leise, tiefe Katzenstimme. »Bitte verzeihen Sie unser schroffes Eingreifen in Ihr Dämmern, Fräulein Susewind.«
    Lilli rang nach Luft. Vor ihr saß Feodor, der Leopard! »Wie sind Sie hier hereingekommen?«, flüsterte sie.
    »Der Verschluss dieses großkätzischen Bezirks war freundlicherweise geöffnet«, antwortete Frau von Schmidt, die neben Feodor stand.
    »Das stimmt«, murmelte Lilli. »Oberst Essig hat die Tür nur angelehnt. Aber … wie ist Feodor aus seinem Gehege herausgekommen?«
    »Es gehen bemerkenswerte Dinge vor sich«, erwiderte Frau von Schmidt.
    »Was für Dinge?«
    »Vorkommnisse, die in keiner Weise als langweilig zu bezeichnen sind.« Die gelb-grünen Augen des grazilen Leoparden leuchteten.
    Frau von Schmidt miaute: »Dies sollte ich näher erläutern.« Sie setzte sich. »Fürst Feodor und ich befanden uns gerade in einem äußerst angeregten Gespräch, als ein Flugobjekt heranzischte und den geschmeidigen Leib des Fürsten nur um Haaresbreite verfehlte.«
    Lillis Kopf übersetzte. »Wollen Sie sagen, dass irgendetwas beinahe auf Feodor gefallen wäre?«
    »Nein, Fräulein«, entgegnete Feodor und rümpfte die Nase. »Es handelte sich keineswegs um ein solch schnödes Ereignis. Vielmehr geschah ein Mordanschlag!«
    Lilli machte ein fragendes Gesicht.
    »Fräulein Susewind, es befindet sich ein heimtückischer Jäger im Zoo!«, erklärte Feodor mit verschwörerischer Stimme. »Ein Eindringling mit mörderischer Absicht, der mit Hilfe eines Flugkörpers Jagd auf mich machte!«
    »Heißt das, hier läuft ein Fremder herum?«, wisperte Lilli und setzte sich kerzengerade auf. »Und dieser Fremde hat … auf Sie geschossen?« Sie konnte kaum glauben, was sie da hörte.
    »Korrekt! Nach seinem Angriff wähnte er sich augenscheinlich als Sieger und dachte, seine Jagd sei von Erfolg gekrönt. Dies schlussfolgere ich, da er im Anschluss an seinen fliegerischen Angriff mit beschwingtem Schritte mein Herrschaftsgebiet betrat.«
    »Er ist in Ihr Gehege eingedrungen?«, stieß Lilli leise hervor.
    »In der Tat, Fräulein! Sodann bemerkte er jedoch, dass ihn seine meuchlerischen Fähigkeiten im Stich gelassen hatten. Denn meine Wenigkeit war unversehrt!«, fuhr Feodor mit glühendem Eifer fort. »Alsdann äußerte ich ein angemessen erbostes Knurren und näherte mich ihm auf sachten Pfoten. Dies bewirkte ein fundiertes Grausen bei meinem Feinde und schlug ihn in die Flucht!«
    »Sie haben ihn nicht verfolgt?«, fragte Lilli staunend.
    »Nein, das wäre meinem Gaste gegenüber, der zierlichen Schnurrdame von Schmidt, sehr unhöflich gewesen. Denn diese hatte sich zwischenzeitlich auf entzückende Art in die höchsten Wipfel meines Baumbestandes zurückgezogen.«
    Frau von Schmidt leckte sich angestrengt die Pfote. »Nun, als der Angriff geschah, war es ohne Frage am sinnvollsten, sich der Situation erst einmal zu entziehen, um später auf fulminante Weise wieder eingreifen zu können.«
    Feodors Augen strahlten. »Und mir war es eine besondere Ehre, Sie von dem Baume zu erretten, auf den Sie geflüchtet waren, Gnädigste.«
    Lilli hätte gelacht, wenn die Situation nicht derart ernst gewesen wäre.
    »Wie dem auch sei …«, maunzte die kleine Katze. »Ich möchte festhalten, dass der Geruch des Halunken als äußerst pikant beschrieben werden muss.«
    »Pikant?«
    »Er müffelt«, erklärte Feodor.
    Da stellte Frau von Schmidt die Ohren auf und wandte den Kopf. »Nun, wie es der Zufall will, schreitet der müffelnde Jäger just in diesem Moment dort drüben von dannen, Madame.«
    Lilli sprang auf und blickte erschrocken zum Zoopfad, sah dort jedoch nichts Ungewöhnliches. Ein leerer Weg, Büsche, die sich leicht im Wind wiegten und …
    Lilli blieb das Herz stehen. Im Schatten der Büsche huschte etwas über den Pfad!
    »Lilli!«, wuffte Bonsai. »Da ist einer! Alarm?«
    »Schhh!«, machte Lilli und starrte mit großen Augen auf das schemenhafte Etwas, das

Weitere Kostenlose Bücher