Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um

Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um

Titel: Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
Vom Netzwerk:
erhob sich wieder. Jesahja kletterte ohne Probleme auf Wayomi, die ebenfalls gleich darauf wieder aufrecht stand.
    »Bleib einfach ganz locker«, empfahl Wolke Jesahja und erklärte ihm, wie man die Zügel halten musste. Jesahja hörte aufmerksam zu und trieb Wayomi vorsichtig an. Die Stute setzte sich gemächlich in Bewegung, und über Jesahjas Gesicht huschte ein Lächeln. »Ich reite!«, rief er, und Wolke freute sich sichtlich über seine Begeisterung. Im Schritttempo ritt sie neben ihm her und erklärte ihm, wie er der Stute mit den Beinen Signale geben konnte. Es war offensichtlich, wie sehr sie es genoss, dem beliebtesten Jungen der Schule zeigen zu können, was sie wusste.
    Während Wolke mit Jesahja beschäftigt war, erlebte Lilli einen der glücklichsten Augenblicke ihres Lebens. Sie preschte mit Merlin über die Weide und hätte vor Freude die ganze Welt umarmen können. Auf einem Pferd zu sitzen und den Wind im Gesicht zu spüren … das war einfach unbeschreiblich.
    Merlin fragte sie übermütig, ob das nicht der »schönstherrliche« Ritt sei, den sie je erlebt hatte, und Lilli stimmte ihm aus ganzem Herzen zu. Nach einer Weile traute sich auch Jesahja, mit Wayomi in eine schnellere Gangart zu wechseln, und schließlich stürmten Lilli, Wolke und Jesahja nebeneinander über die Koppel. Rasputin schloss sich ihnen an und rannte mit, während Zucker damit beschäftigt war, sich über die Stelle mit dem frischen grünen Gras und den Wiesenblumen herzumachen, die durch Lillis Lachen entstanden war. »So was! Das pieksige Gestrüpp ist wieder frisch!«, murmelte Zucker mampfend. »Wie hat Merlin das hingekriegt?«
    Wolke war viel zu beschäftigt, um das wunderliche Sprießen zu bemerken. Sie schien überglücklich, dass Lilli und Jesahja solchen Spaß hatten, und es war unübersehbar, wie viel Spaß sie selbst hatte. Nach über einer Stunde sagte sie jedoch: »Wir müssen langsam aufhören. Es ist schon spät.«
    Seufzend zog Lilli an Merlins Zügeln. Der Schimmel begann sofort, sich zu beschweren. »Ich bin noch nicht fertig! Lass mich dir noch zeigen, wie flinkwendig ich –«
    »Das geht leider nicht«, unterbrach ihn Lilli. »Ich hoffe aber, dass ich wiederkommen darf, und dann reiten wir wieder zusammen«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
    Wolke, Jesahja und Lilli stiegen ab, führten ihre Pferde in den Stall, nahmen das Zaumzeug und die Sättel ab und rieben die Pferde trocken. Wolke brachte Darling diesmal in einer anderen Box unter, direkt neben Merlin und Wayomi. Hier würde sie sich gewiss nicht allein fühlen.
    Als Lilli und Jesahja sich verabschiedeten, fragte Wolke, ob sie gleich am nächsten Tag wieder reiten wollten. Lilli jubelte innerlich. Darauf hatte sie gehofft! Obwohl sie normalerweise nach der Schule immer in den Zoo ging – denn dort arbeitete sie als Tier-Dolmetscherin – wollte sie am folgenden Tag gern wieder zum Jansenhof kommen. Im Zoo gab es momentan sowieso nicht viel zu tun.
    Im Chor mit Jesahja rief sie lauthals: »Ja!«

Schultag mit Überraschungen
    Als Lilli am folgenden Morgen erwachte, streckte sie sich wohlig und lächelte. Sie hatte von dem Ritt auf Merlin geträumt und konnte es kaum erwarten, wieder zu reiten.
    »Du siehst total fröhlich aus«, stellte Bonsai fest. Der weiße Winzling hatte die Vorderpfoten gegen Lillis Bett gestemmt und betrachtete sein Frauchen zufrieden. »Fröhlich finde ich gut.«
    Lilli sprang mit Schwung aus dem Bett. »Ich freu mich auf den Tag!«, erklärte sie.
    Bonsai wich ihr aus. »Freust du dich, weil du in die Schule gehen darfst?« Er ließ sein kleines Hinterteil auf den Boden plumpsen. »Du hast bestimmt eine Menge Spaß, wenn da alle so fröhlich sind …«
    Bevor Lilli antworten konnte, klopfte es an der Tür. Im gleichen Moment ging sie schon auf. »Hey! Wir sind spät dran!« Jesahja tippte auf seine Armbanduhr. »Halb acht!«
    »Oh, Mist!« Sie hatte verschlafen! »Ich muss mich anziehen!« Lilli griff nach ihrem Pulli und scheuchte Jesahja aus dem Zimmer. Zehn Minuten später rannte sie mit ihm aus dem Haus und biss während des Laufens in ein Toastbrot, das ihr Vater ihr in die Hand gedrückt hatte.
    Vor der Schule rief Jesahja knapp »Bis später!« und sprintete in Richtung seines Klassenzimmers davon. Lilli hetzte zu ihrer Klasse. Herr Gümnich wollte gerade die Tür schließen. Als er Lilli angelaufen kommen sah, wartete er jedoch auf sie. Auf seinem Gesicht breitete sich Verwunderung aus. Lilli stürmte in die Klasse.

Weitere Kostenlose Bücher