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Liliane Susewind – Tiger küssen keine Löwen (German Edition)

Liliane Susewind – Tiger küssen keine Löwen (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Tiger küssen keine Löwen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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öffneten sie. Der Löwe trat mit langsamen Schritten in die Freiheit und sah sich aufmerksam um.
    Jesahja murmelte: »Ist schon komisch, direkt neben einem so großen Raubtier zu stehen.«
    »Er wird dir nichts tun«, versicherte Lilli.
    »Oh, hat der Menschenjunge Angst vor mir?«, fragte Shankar schlitzohrig. »Sag ihm, dass ich seit gestern Mittag nichts mehr gefressen habe.«
    Lilli sah den Löwen entsetzt an, erkannte dann aber, dass er wieder Scherze machte. »Sehr witzig.«
    Shankar entdeckte Bonsai. »Was ist das denn für ein leckerer Happen?« Er täuschte einen Sprung an.
    Der kleine Hund wich panisch zurück. »Lilli? Was will der von mir? Jetzt würde ich wirklich gern Katzenalarm schlagen!«
    »Shankar wird dir nichts tun. Er versucht nur, witzig zu sein.«
    »Wirklich zum Totlachen.« Der Löwe war zehnmal so groß wie Bonsai.
    Jesahja schloss nun die Tür von Samiras Käfig auf. Die Tigerin tänzelte aufgeregt in der Mitte ihres Geheges und man merkte ihr an, dass sie es kaum erwarten konnte.
    Shankar stolzierte bedächtig auf Samira zu. Dann wurde er immer langsamer und blieb schließlich zögerlich zwei Meter vor ihr stehen. »Guten Abend, ähm, meine Dame.«
    »O Shankar!«, rief Samira und sprang voller Freude auf ihn zu. Sie stupste ihn spielerisch an und schmiegte ihren Kopf überschwänglich an seinen.
    Shankar stand mit großen Augen da und stammelte: »Ja, also … ich …«
    Samira trat einen Schritt zurück und betrachtete den Löwen. »Immer locker bleiben, du großer Held.«
    »Ja, klar, ich … äh … bin total locker.«
    Lilli grinste und flüsterte Jesahja zu: »Lassen wir die beiden ein bisschen allein. Ich glaube, Shankar ist schüchtern.«
    Jesahja grinste ebenfalls. »Bonsai, Frau von Schmidt, kommt mit!«
    Frau von Schmidt trat, Haltung wahrend, aus dem Schatten des Baumes und folgte Lilli, Jesahja und Bonsai, ohne Shankar noch eines weiteren Blickes zu würdigen.
    Sie spazierten im Halbdunkeln durch den Zoo. Hier und da spendete eine Laterne etwas Licht und malte kleine helle Kreise auf den Weg. Sie sprachen kein Wort, um die Zootiere nicht zu wecken.
    Als sie an einem großen Beet mit kleinen Pflanzenstecklingen vorüberkamen, blieb Lilli stehen. Sie erinnerte sich an etwas, das Finn ihr erzählt hatte, als sie vor ein paar Tagen zusammen zum Büro der Direktorin gegangen waren.
    »Was ist los?«, flüsterte Jesahja.
    »Herr Pong versucht hier, Bingobäume anzupflanzen.«
    »Bingobäume?« Jesahja sah Lilli verständnislos an.
    »Ja. Herr Pong ist ja der Gärtner des Zoos. Bingobäume sind besondere Bäume aus seiner Heimat China – hat Finn gesagt.«
    »Meinst du Ginkobäume?«
    »Ja, das kann auch das Wort gewesen sein.« Lilli legte die Stirn in Falten. »Auf jeden Fall wachsen diese Bäume hier ganz schlecht, weil unser Klima für sie zu rau ist.«
    »Hat Herr Pong deswegen immer so schlechte Laune?«
    »Das kann sein.«
    Jesahja betrachtete die winzigen grünen Stecklinge, die noch gar nicht wie Bäume aussahen. »Könntest du den Ginkos nicht ein bisschen nachhelfen?«
    Lilli hob überrascht den Blick. »Ich soll …« Sie überlegte. »Das fällt bestimmt auf.«
    »Du könntest ein bisschen die Hand dranhalten. Keine Sorge, ich werde dir keinen Witz erzählen.«
    Lilli war unsicher. Ihr Pflanzengeheimnis kannten bisher nur sehr wenige Menschen, und sie wollte, dass das auch so blieb.
    »Komm schon«, sagte Jesahja mit leiser Stimme. »Die armen Dinger sehen nicht aus, als würden sie es ohne Hilfe schaffen. Und Herr Pong freut sich bestimmt. Vielleicht ist er dann auch netter zu Bao.«
    Das war ein gutes Argument. »Okay.« Lilli betrat vorsichtig das Beet. Es waren insgesamt fünf Baumstecklinge. Sie kniete sich vor den ersten, legte zwei Finger an den dünnen Stamm und schloss die Augen. Sie stellte sich vor, wie der kleine Baum wuchs und gedieh. Ganz deutlich sah sie vor ihrem inneren Auge, wie er immer stärker wurde und in die Höhe schoss. Dann ging sie zum nächsten winzigen Baum, legte auch hier ihre Finger an den Stamm und schloss wieder die Augen. Schließlich war sie bei allen fünf Ginkobäumchen gewesen. Lilli trat zurück und betrachtete ihr Werk. »Jetzt sieht man noch nicht besonders viel, aber morgen sind sie bestimmt schon ein Stückchen größer.«
    »Daran habe ich keinen Zweifel«, erwiderte Jesahja und gähnte. Auch Lilli merkte, wie müde sie war.
    Nach einiger Zeit gingen sie wieder zu den Raubtiergehegen. Samira und Shankar hatten sich dicht

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