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Liliane Susewind – Tiger küssen keine Löwen (German Edition)

Liliane Susewind – Tiger küssen keine Löwen (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Tiger küssen keine Löwen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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anderen Menschen fort waren, zu ihr kommen durften. Dann bat sie die Vögel, wieder davonzufliegen, und die kleine Schar erhob sich in die Lüfte.
    Bao konnte es noch immer nicht fassen. »Das ist ja der Wahnsinn! Kannst du auch mit Katzen sprechen?«
    »Klar. Jesahja hat auch eine Katze.«
    »Wir haben einen Perserkater«, erzählte Bao aufgeregt. »Sein Name ist Smoky. Seit einiger Zeit verlässt er das Haus nicht mehr. Früher war er gern draußen unterwegs, aber jetzt bleibt er immer zu Hause. Wir fragen uns, woran das liegt. Könntest du irgendwann mal mit ihm reden? Wir wohnen in dem grünen Haus gleich neben dem Zoo.«
    »Ja, das kann ich gern machen.« Lilli freute sich, dass Bao seine Schüchternheit abgelegt hatte.
    Bao sah auf seine Armbanduhr. »Ich muss zu meinem Vater. Er will nicht, dass ich lange allein im Zoo herumlaufe.«
    Jesahjas Gesichtsausdruck verriet Lilli, dass ihm die Frage »Wieso nicht?« auf der Zunge lag. Aber er verkniff es sich, nachzuhaken.
    »Ich gehe dann mal zu den Zebras.« Bao verabschiedete sich.
    Lilli und Jesahja blickten ihm nach, wie er in seinen rot-bunten Tigerschuhen mit den gelben Bommeln davonstapfte, und Jesahja sagte: »Ich recherchiere heute Abend mal ein bisschen im Internet. Vielleicht finde ich ja etwas über diese seltsamen Schuhe heraus.«
    Lilli nickte. Sie selbst hatte keinen eigenen Computer und hätte nicht im Traum gewusst, wie man irgendetwas im Internet recherchierte. Aber wenn es dort irgendeine Information gab, die sie der Lösung dieses Rätsels näherbrachte, dann würde Jesahja sie gewiss finden.

Sir Smoky von Pong
    Am Sonntagmorgen trafen sich Lilli und Jesahja in den Büschen am Rande ihrer Gärten. Lilli wartete bereits mit Bonsai, als Jesahja endlich durch das Dickicht drang und sich zu ihnen setzte. Frau von Schmidt folgte ihm auf dem Fuße.
    »Einen wunderschönen guten Morgen«, säuselte die orangefarbene Katze und rieb ihren Kopf schnurrend an Lillis Knie. »Und seien auch Sie gegrüßt, Herr von Bonsai.«
    »Hi Schmidti«, bellte Bonsai und wedelte hechelnd mit dem Schwanz. Lilli wunderte sich abermals darüber, wie gut sich die beiden verstanden, ohne einander wirklich zu verstehen.
    Jesahja lenkte ihre Aufmerksamkeit sogleich auf das Wesentliche. »Ich hab im Internet etwas über die Tigerschuhe gefunden.«
    »Tatsächlich?« Lilli spitzte die Ohren. »Was denn?«
    »Es gibt eine alte chinesische Sage, in der ein Kind mit Tigerschuhen vorkommt.«
    Lilli lehnte sich gespannt vor. »Erzähl!«
    »Also: Eine chinesische Mutter näht ihrem kleinen Sohn diese bunten Tigerschuhe, und der Junge trägt sie immer. Eines Tages gerät er in große Gefahr und wird von einem bösen Mann angegriffen. In diesem Moment erwachen seine Tigerschuhe zum Leben.«
    »Wie denn das?«
    »Die Schuhe rutschen dem Jungen von den Füßen und verwandeln sich in zwei echte Tiger.«
    Lillis Augen waren kugelrund vor Staunen.
    »Die beiden Tiger retten dem Jungen das Leben.«
    Lilli schnappte aufgeregt nach Luft. »Du meinst, Baos Schuhe sind verzaubert?«
    »Hmm, vielleicht.« Jesahja umschlang seine Knie mit den Armen. »Seit ich dich kenne, weiß ich, dass es total verrückte Sachen auf der Welt gibt.«
    »Magische Schuhe? Das ist total verrückt – also vielleicht wahr!«
    Sie grinsten einander an.
    »Ich bin sicher, dass Herr Pong uns nicht widersprechen würde«, sagte Jesahja.
    Lilli verstand nicht sofort, worauf er hinauswollte. »Du meinst, Herr Pong glaubt wegen dieser Legende an verzauberte Schuhe und will deswegen, dass Bao sie trägt?«
    »Wäre doch möglich. Ich hab im Internet gelesen, dass noch heute viele chinesische Eltern ihren Kindern solche Stoffschuhe mit Tigergesichtern anziehen.«
    Lilli zog ebenfalls die Beine an und stützte das Kinn auf ihr Knie. »Die chinesischen Eltern glauben, dass echte Tiger aus den Schuhen werden, wenn ihren Kindern Gefahr droht?«
    »Ja, es scheint so. Aber was ich gern noch wissen würde, ist: Wovor will Herr Pong Bao schützen?« Jesahja kratzte sich am Hinterkopf. Das tat er immer, wenn er angestrengt nachdachte. »Weißt du noch, dass Finn sagte, Bao würde diese Schuhe nur im Zoo tragen?«
    Lilli konnte sich nicht daran erinnern, aber Jesahja besaß ein weitaus besseres Gedächtnis als sie.
    »Und Bao hat gesagt, dass sein Vater nicht will, dass er ganz allein im Zoo herumläuft …«, murmelte Jesahja, und Lilli konnte an seiner konzentrierten Miene erkennen, wie es in seinem Kopf arbeiten musste.
    Jesahja

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