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Lilien im Sommerwind

Lilien im Sommerwind

Titel: Lilien im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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passt nicht in das Standardprofil.«
    »Dies ist kein Standard, Abigail.« Tory öffnete die Holzdose und schloss sie wieder. »Es ist nicht typisch.«
    »Aber es muss doch eine Grundlage geben. Ihre Freundin und die Zwölfjährige weisen auf einen Pädophilen hin. Ein Mann, der sich Kinder als Opfer aussucht, schwenkt doch nicht auf einmal zu jungen Frauen um.«
    »Das tut er ja auch gar nicht. Das Alter spielt schon eine Rolle. Jede war in dem Alter, in dem Hope gewesen wäre, wenn sie noch am Leben gewesen wäre. Das ist das Muster.«
    »Das hört sich logisch an, obwohl keine von uns beiden eine Expertin auf diesem Gebiet ist. Vermutlich wollte ich Sie nur auf die Ungereimtheiten hinweisen.«
    »Es könnte noch weitere Opfer geben.«
    »Auch das ist nachgeprüft worden, aber mein Kontaktmann hat mir versichert, dass sie niemanden gefunden haben. Das FBI kümmert sich darum.« Abigail presste die Lippen zusammen. »Tory, mein Kontaktmann wollte wissen, warum ich so interessiert sei und wie ich von der Anhalterin erfahren hätte. Ich habe es ihm nicht gesagt.«
    »Danke.«
    »Sie könnten helfen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das kann. Selbst wenn sie mich ließen, weiß ich nicht, ob ich dazu in der Lage wäre. Es war nie leicht, und jetzt möchte ich mich dem Ganzen eigentlich nicht mehr stellen. Ich möchte es nicht noch einmal durchmachen. Ich kann nicht helfen. Das ist Sache der Polizei.«
    »Wenn Sie das wirklich so sehen, warum haben Sie mich dann gebeten, es herauszufinden?«
    »Ich musste es einfach wissen.«
    »Tory ...«
    »Bitte nicht. Ich kann das nicht noch einmal durchmachen. Ich weiß nicht, ob ich es dieses Mal heil überstehen würde.« Um ihre Hände zu beschäftigen, begann sie, Sachen auf einem Regal hin und her zu schieben. »Die Polizei und das FBI sind hier die Fachleute. Ich will nicht die Gesichter von all diesen Frauen in meinem Kopf haben. Mir reicht schon Hope.«
    Feigling. Den ganzen Tag über hallte das Wort in ihrem Kopf wider. Sie ignorierte es nicht, sondern nahm es an. Sie würde lernen müssen, damit zu leben.
    Sie wusste jetzt, was sie wissen musste. Wer auch immer Hope umgebracht hatte - er tötete weiter. Und es war Aufgabe der Polizei oder des FBI, ihn zu fassen und aufzuhalten.
    Es war nicht ihre Sache.
    Und wenn ihre tiefsten Ängste wahr wurden und der Mörder das Gesicht ihres Vaters hatte, konnte sie dann damit leben?
    Sie würden Hannibal Bodeen bald finden. Dann würde es sich entscheiden.
    Als Tory am Abend den Laden abschloss, dachte sie, es würde ihr vielleicht gut tun, etwas durch den Park zu spazieren. Sie konnte ja bei Sherry vorbeigehen und mit ihr sprechen. Kümmere dich um dein Geschäft, mahnte sich Tory. Kümmere dich um dich selbst.
    Es herrschte nur wenig Verkehr. Die meisten Leute waren schon von der Arbeit nach Hause gefahren und saßen beim Abendessen. Man hatte die Kinder hereingerufen, damit sie sich die Hände wuschen, und ein langer, heller Abend würde mit Fernsehen, Abwasch und Gesprächen auf der Veranda zu Ende gehen.
    Normal. Alltäglich. Kostbar in seiner einfachen Monotonie. Das wünschte sie sich auch für sich selbst.
    Sie durchquerte den Park. Die Rosen blühten schon, und überall waren Beete mit roten und weißen Begonien angelegt. Die Bäume warfen lange Schatten, und einige Menschen saßen oder lagen darunter. Junge Leute, stellte Tory fest, die nicht unbedingt um halb sechs zu Abend essen mussten. Sie würden sich später eine Pizza oder einen Burger holen und sich dann irgendwo mit ihresgleichen treffen, um Musik zu hören oder sich zu unterhalten.
    Eine kurze Zeit lang hatte sie das früher auch gemacht. Aber es kam ihr so vor, als sei das schon Jahrzehnte her. Als wäre es eine ganz andere Frau gewesen, die sich durch irgendeinen überfüllten Club gedrängt hatte, um zu tanzen und zu lachen. Um jung zu sein.
    Das alles war ihr verloren gegangen. Doch das neue Leben, das sie gerade begonnen hatte, wollte sie nicht verlieren.
    Tief in Gedanken versunken trat sie unter den Bäumen hervor auf die weite Rasenfläche, die zu Sherrys Haus führte.
    Biene schoss wie eine Kanonenkugel über den Rasen auf sie zu.
    »Du kommst aber auch herum, was?« Tory hockte sich hin und ließ sich von dem Welpen anspringen.
    »Sie war heute die meiste Zeit drinnen.« Faith kam heran und freute sich, als ihr Hund sofort von Tory abließ und zu ihr lief. »Sie hat ziemlich viel Energie.«
    »Das sehe ich.« Tory richtete sich auf. »Das ist aber nicht

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