Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lilien im Sommerwind

Lilien im Sommerwind

Titel: Lilien im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Wade so scharf, dass Bienes Hinterteil gehorsam zu Boden plumpste. Nachdem Wade den benommenen Hund auf den Operationstisch gelegt hatte, griff er nach einer dicken Schürze und warf sie Faith zu. »Zieh das an. Ich muss Bilder machen.«
    »Bilder?«
    »Röntgenbilder. Nimm seinen Kopf und halte ihn so ruhig, wie du kannst.«
    Die Schürze war schwer, aber Faith zog sie an und tat, was er sagte. Mongos Augen waren halb geschlossen, doch ihr kam es trotzdem so vor, als schaute er sie an und bäte flehentlich um Hilfe.
    »Es wird alles wieder gut, Schätzchen. Wade bringt alles wieder in Ordnung. Du wirst schon sehen.«
    Beim Klang ihrer Stimme stürmte Biene winselnd auf sie zu.
    »Zieh jetzt die Schürze wieder aus.« Während er darauf wartete, dass der Film entwickelt wurde, gab Wade in knappem Ton Anweisungen. »Stell dich dahin und drück wieder auf die Wunde. Red weiter mit ihm. Lass ihn einfach nur deine Stimme hören.«
    »Okay, gut. Ähmm.« Sie würgte ein wenig und drückte wieder den Mull auf das Bein. »Wade flickt dich schon wieder zusammen. Du ... du musst auch in beide Richtungen gucken, bevor du über die Straße läufst. Nächstes Mal denkst du aber daran, oder? O Wade, wird er sterben?«
    »Nicht, wenn ich es verhindern kann.« Er klemmte die Röntgenbilder an eine Lichttafel und nickte grimmig. »Nicht, wenn ich es verhindern kann«, sagte er noch einmal und holte seine Instrumente.
    Scharfe Skalpelle glitzerten silbern in dem gleißenden Licht. Faiths Kopf drehte sich genauso schnell wie ihr Magen. »Willst du ihn jetzt operieren? Einfach so?«
    »Ich muss versuchen, das Bein zu retten.«
    »Es retten? Du meinst...«
    »Tu einfach, was ich sage, und denk nicht.«
    Als er die Kompresse wegzog, verkrampfte sich ihr Magen, aber er ließ ihr keine Zeit für Übelkeit. »Du hältst das hier und drückst diesen Knopf, wenn ich dir sage >absau gen<. Das kannst du mit einer Hand machen. Wenn ich ein Instrument brauche, dann beschreibe ich es dir. Gib es mir mit dem Griff nach vorn. Ich lege ihn jetzt in Narkose.«
    Wade zog die Lampe herunter und rasierte die Umgebung der Wunde. Dann hörte Faith nur noch das saugende Geräusch des Schlauches, wenn sie auf den Knopf drücken musste, und das Klicken und Klappern der Instrumente. Sie wandte die Augen ab und hätte es am liebsten auch dabei belassen, aber er stieß immer wieder Befehle hervor, die sie zwangen, hinzusehen.
    Auf einmal kam sie sich vor wie in einem Film.
    Wades Kopf war über Mangos Bein gebeugt, und seine Augen blickten kühl und ruhig, obwohl ihm Schweißtropfen auf der Stirn standen. Seine Hände kamen ihr magisch vor, weil sie sich so geschickt in der Wunde bewegten.
    Sie blinzelte nicht einmal, als er den vorstehenden Knochen wieder an seinen Platz schob. Nichts davon war real.
    Dann beobachtete sie, wie er mit unglaublich winzigen Stichen etwas in der Wunde nähte.
    »Du musst seinen Herzschlag mit der Hand prüfen. Zähl bitte die Herzschläge für mich.«
    »Es schlägt langsam«, sagte sie. »Aber es kommt mir gleichmäßig vor. Bumm, bumm, bumm.«
    »Gut. Sieh dir seine Augen an.«
    »Die Pupillen sind schrecklich groß.«
    »Irgendwelche blutunterlaufenen Stellen im Weißen?«
    »Nein, ich glaube nicht.«
    »Okay. Er braucht ein paar Stahlstifte im Bein, weil der Knochen eher zertrümmert als gebrochen ist. Wenn ich damit fertig bin, nähe ich es zu. Dann schienen wir das Bein.«
    Die Knochenstückchen machten ihm Sorgen. Hatte er sie alle herausgeholt? Der Muskel war auch beschädigt, und ein paar Sehnen waren gerissen, aber das Schlimmste hatte er wohl gerichtet.
    »In ein bis zwei Tagen weiß ich mehr. Ich brauche Verbandsmull und Pflaster. In dem Schrank da drüben.«
    Nachdem Wade die Wunde geschlossen hatte, bandagierte und schiente er das Bein, überprüfte noch einmal selbst die Lebenszeichen des Hundes und versorgte die Schramme hinter dem linken Ohr. »Er hat durchgehalten«, murmelte er und blickte zum ersten Mal seit über einer Stunde Faith direkt an. »Und du auch.«
    »Ja, ich war zwar am Anfang ein bisschen zittrig, aber dann ...« Sie hob die Hände, um zu gestikulieren. Sie waren voller Blut, ebenso wie ihre Bluse. »O Gott«, stieß sie hervor und verdrehte die Augen.
    Wade fing sie gerade noch auf und legte sie auf den Boden. Als er ihren Kopf anhob und ihr einen Pappbecher mit Wasser an die Lippen setzte, kam sie schon wieder zu sich.
    »Was war los?«
    »Du bist in Ohnmacht gefallen - anmutig und im richtigen

Weitere Kostenlose Bücher