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Lilien im Sommerwind

Lilien im Sommerwind

Titel: Lilien im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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schloss die Augen. »Ich dachte, er wäre auf mich aus ... Ich habe nie gedacht... Das habe ich mir nicht vorgestellt.«
    Und mit dieser Schuld musste sie von jetzt an leben.
    »Du meinst, dass der Mann, der Hope umgebracht hat, auch Sherry getötet hat? Nach all den Jahren?«
    Tory wollte etwas sagen, schüttelte dann aber den Kopf. »Ich bin mir nicht sicher. Ich bin mir schon seit langem nicht mehr sicher.« Als sie hörte, wie jemand Faiths Namen rief, sah sie sich um. Wade kam über den Rasen auf sie zugelaufen.
    Es überraschte Tory, dass Faith aufsprang, denn sie vollführte nur selten rasche Bewegungen. Dann sah sie, wie Wade und Faith einander in die Arme fielen.
    Er liebt sie, dachte Tory. Sie ist für ihn der Mittelpunkt des Lebens. Wie seltsam.
    »Geht es dir gut?« Er umfasste Faiths Gesicht mit den Händen.
    »Ich weiß nicht.« Bis jetzt war es ihr eigentlich gut gegangen. Alles war ihr so weit entfernt vorgekommen, dass es sie eigentlich nicht berührte. Doch nun zitterten ihr die Hände und ihr Magen verkrampfte sich. Wie nach der Operation, als sie das Blut an ihren Händen bemerkt hatte. »Ich glaube, ich muss mich wieder setzen.«
    »Hier.« Wade ließ sie auf den Rasen gleiten und kniete sich neben sie, während er Tory musterte. Sie ist zu ruhig, dachte er. Zu beherrscht. Wenn ihr jetzt etwas zustieße würde sie in tausend Stücke zerspringen. »Kommt doch mit zu mir. Ihr müsst von hier weg.«
    »Ich kann nicht. Aber du solltest Faith mitnehmen.«
    »Damit du alles mitbekommst und ich nicht? Vergiss es«, sagte Faith.
    »Das ist doch kein Wettbewerb!«
    »Zwischen dir und mir? Das war es immer schon. Da kommt übrigens Dwight.«
    Eine kleine Menschenmenge hatte sich murmelnd und neugierig um die Absperrung versammelt. Gerüchte verbreiten sich in Progress mit Lichtgeschwindigkeit, dachte Tory benommen. Sie sah, wie Dwight sich durch die Menge drängte und direkt auf Sherrys Tür zuging.
    »Vielleicht kannst du ja mit ihm reden, Wade.« Faith wies in Dwights Richtung. »Womöglich kann er uns etwas sagen.«
    »Ich versuche es.« Bevor er aufstand, berührte er Torys Schulter. »Cade ist unterwegs.«
    »Warum?«
    »Weil ich ihn angerufen habe. Warte hier.«
    »Das war nicht nötig«, erwiderte Tory stirnrunzelnd.
    »Ach, halt doch den Mund.« Verärgert suchte Faith in ihrer Tasche nach einem Kauknochen, um Biene bei Laune zu halten. »Du bist auch nicht stärker als ich. Es macht uns doch nicht schwach, wenn wir uns mal bei einem Mann anlehnen.«
    »Ich habe nicht vor, mich bei Cade anzulehnen.«
    »Du meine Güte, wenn du mit ihm schlafen kannst, kannst du dich ab und zu auch ein bisschen von ihm halten lassen. Ich habe das Gefühl, du lässt alles nur so weit kommen, um dann am Ende eklig zu sein.«
    »Warum gehen wir vier heute Abend eigentlich nicht aus? Wir können ja tanzen gehen.«
    Faiths Lächeln war messerscharf. »Du tötest mir wirklich den letzten Nerv, Tory. Aber langsam gefällt mir das. Mist, da drüben steht Billy Clampett, und er hat mich gesehen. Na toll. Vor tausend Jahren war ich mal betrunken genug, mit ihm zu schlafen. Glücklicherweise bin ich damals schnell wieder zur Besinnung gekommen, aber seitdem versucht er bei jeder Gelegenheit, die Sache aufzufrischen.«
    Tory sah, wie Billy auf sie zukam. »So viel Alkohol gibt es im ganzen Land nicht, dass ich mich mit dem einlassen würde.«
    »In dem Punkt sind wir uns ja endlich mal einig. Hallo Billy.«
    »Meine Damen.« Er hockte sich neben sie. »Wie man hört hat es hier bisschen Aufregung gegeben. Ein Mädchen ist umgebracht worden.«
    »Wie unvernünftig von ihr.« Faith rückte nicht von ihm ab. Diesen Triumph gönnte sie ihm nicht. Aber sie roch seine Bier f ahne.
    »Ich habe gehört, es sei Sherry Bellows. Das ist doch die, die immer mit ihrem großen Hund durch die Stadt gelaufen ist. Die so kurze Höschen und tief ausgeschnittene Tops getragen hat, als wollte sie Werbung für sich machen.«
    Er nahm eine Zigarette aus dem Päckchen, das in dem aufgerollten Ärmel seines Hemdes steckte. Offensichtlich glaubte er, dadurch wie James Dean zu wirken. »Ich habe ihr vor ein paar Wochen ein paar Pflanzen verkauft. Sie war mächtig freundlich, wenn ihr wisst, was ich meine.«
    »Sag mal, Billy, musst du eigentlich üben, um so widerwärtig zu sein, oder ist das eine von Gottes Gaben an dich?«
    Er brauchte eine Minute, bis der Groschen fiel, aber dann wurde sein Lächeln so sauer wie abgestandene Milch. »Was tust du denn

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