Lilien im Sommerwind
Moment.« Er küsste sie zart auf die Wange. »Ich bringe dich nach oben. Da kannst du dich waschen und ein bisschen hinlegen.«
»Es geht mir schon wieder gut.« Doch als er ihr beim Aufstehen half, zitterten ihre Beine. »Hmm, vielleicht doch noch nicht. Ich lege mich wohl besser hin.«
Sie lehnte den Kopf an seine Schulter und ließ sich von ihm hinauftragen. »Ich glaube, ich eigne mich nicht zur Krankenschwester.«
»Du warst toll.«
»Nein, du warst toll. Ich habe nie verstanden, warum du eigentlich tust, was du tust. Ich habe mir immer vorgestellt, deine Arbeit bestehe darin, Spritzen zu verabreichen und Hundekacke aufzuwischen.«
»Das ist ja auch meistens so.«
Er trug sie ins Badezimmer und ließ warmes Wasser ins Becken laufen. »Leg einfach deine Hände hinein. Wenn sie erst einmal wieder sauber sind, geht es dir besser.«
»Deine Arbeit besteht aus so viel mehr, Wade. Und du auch.« Ihre Blicke trafen sich im Spiegel. »Ich habe nicht darauf geachtet, habe mich gar nicht bemüht, richtig hinzusehen. Du hast heute ein Leben gerettet. Du bist ein Held.«
»Ich habe das getan, was ich gelernt habe.«
»Ich weiß, was ich gesehen habe. Du bist ein Held.« Sie drehte sich um und küsste ihn. »Und wenn es dir nichts ausmacht, möchte ich mich jetzt splitternackt ausziehen und unter die Dusche gehen.«
»Kannst du wieder allein stehen?«
»Ja, mir geht es gut. Geh nur und sieh nach deinem Patienten.«
»Ich liebe dich, Faith.«
»Ich glaube auch«, erwiderte sie ruhig. »Und es gefällt mir besser, als ich gedacht habe. Und jetzt geh, mir ist so schwindlig, dass ich etwas sagen könnte, was ich später bereue.«
»Ich komme gleich wieder hoch.«
Er sah zuerst nach Mongo und räumte auf, bevor er in den Untersuchungsraum ging. Piney saß immer noch auf dem Stuhl. Auf seinem Schoß schlief zusammengerollt Biene.
Wade hatte die beiden vollkommen vergessen.
»Kommt der Hund durch?«
»Es sieht gut aus.«
»O Jesus, Wade, mir ist ganz schlecht. Ich habe die ganze Zeit darüber nachgedacht. Wenn ich nur besser aufgepasst hätte! Ich bin da einfach so entlanggefahren und war mit den Gedanken ganz woanders, und dann ist mir der Hund direkt vors Auto gesprungen. Es hätte auch ein Kind sein können.«
»Es war nicht Ihre Schuld.«
»Ich habe ein- oder zweimal ein Reh angefahren. Ich weiß nicht, warum mir das nicht so viel ausgemacht hat. Da war ich eigentlich immer nur sauer. Rehe können ganz schön viel Schaden anrichten an einem Truck. Aber jetzt kommt irgendein Kind aus der Schule nach Hause und sucht nach dem Hund.«
»Ich kenne die Besitzerin. Ich rufe sie an. Sie haben ihn so schnell hierher gebracht, dass es schon wieder gut wird. Daran sollten Sie denken.«
»In Ordnung.« Piney stieß einen tiefen Seufzer aus. »Der kleine Kerl hier ist richtig süß«, sagte er und streichelte Bienes Kopf. »Sie wollte Unfug anstellen und hat eine Weile an meinen Schnürsenkeln geknabbert, und dann ist sie eingeschlafen.«
»Danke, dass Sie sich um Biene gekümmert haben.« Wade nahm sie auf den Arm. Sie gähnte gewaltig und leckte dann die Kratzer auf seiner Hand. »Überstehen Sie den Abend?«
»Denke schon. Ich sage Ihnen die Wahrheit: Ich werde mich jetzt erst mal betrinken. Cade lässt mich wahrscheinlich schon suchen, aber das muss jetzt warten.« Er stand auf. »Sie sagen mir doch, wie das mit dem Hund ausgeht, oder?«
»Klar.« Wade schlug Piney auf die Schulter, als er hinausging.
Das Wartezimmer war leer. Wahrscheinlich waren die meisten seiner Patienten des Wartens überdrüssig geworden und gegangen. Er konnte nur dankbar für die Ruhe sein.
Er setzte Biene ab und gab ihr einen von den Hundekuchen, die Maxine in ihrer Schreibtischschublade aufbewahrte. Dann suchte er in seinen Unterlagen nach Sherry Bellows Nummer.
Ihr Anrufbeantworter ging ran. Wade hinterließ eine Nachricht. Vermutlich hatte sie sich auf die Suche nach ihrem Hund gemacht. Und höchstwahrscheinlich würde sie jemandem begegnen, der den Unfall gesehen hatte.
Er beließ es dabei und ging zurück zu Mongo.
Wenige Minuten, nachdem Wade auf Sherrys Anrufbeantworter gesprochen hatte, lauschte Tory ebenfalls der fröhlichen Stimme, die verkündete, jetzt gerade nicht zum Telefon kommen zu können. »Sherry, hier spricht Tory Bodeen von Southern Comfort. Würden Sie mich bitte anrufen oder vorbeikommen, wenn es geht? Wenn Sie noch interessiert sind, haben Sie einen Job.«
Die Entscheidung fühlt sich gut an, dachte
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