Lilien im Sommerwind
zusammenrollte. Zu ihren Füßen schnarchte der große Hund.
Es war leicht, in diese Bilder zu gelangen, sie zu öffnen und Teil von ihnen zu werden. Tory schmeckte Salz - Kartoffelchips - auf ihrer Zunge, und ein zufriedenes Gefühl hüllte sie ein.
»Aber das ist nur eine andere Art, mit Menschen zusammen zu sein. Man taucht in das Buch ein. Man wird zu seiner Lieblingsperson und lebt ihr Leben.
Der Hund legt sich neben dich aufs Sofa oder ins Bett. Überall verliert er Haare. Man könnte einen Mantel aus all den Haaren weben, aber er ist so süß. Also staubsaugst du fast jeden Tag. Drehst die Musik laut, damit du sie beim Saugen noch hörst.«
Musik vibrierte in ihrem Kopf. Laut, fröhlich. Sie klopfte mit dem Fuß den Takt dazu.
»Mr. Rice von nebenan hat sich beschwert. Aber du backst ihm ein paar Plätzchen und bringst sie ihm vorbei. Alle in dieser Stadt sind so nett. Du bist so gern hier.«
Sie wandte sich von dem Regal ab. Ihre Augen blickten leer, aber sie lächelte.
Cades Herzschlag setzte aus, als ihr Blick über ihn hinwegglitt. Sie sah durch ihn hindurch.
»Jerry, der kleine Junge von oben, ist verrückt nach Mongo. Jerry ist süß. Eines Tages willst du genau so einen kleinen Jungen haben, der nur aus Augen, einem frechen Grinsen und klebrigen Fingern besteht.«
Lächelnd drehte sie sich.
»Manchmal gehen sie nachmittags nach der Schule nach draußen und Jerry wirft für Mongo Tennisbälle. Gelbe Tennisbälle, die ganz schmutzig und nass werden. Es macht Spaß, auf der Terrasse zu sitzen und ihnen zuzusehen.
Jerry muss hineingehen, seine Mutter hat ihn gerufen, damit er vor dem Abendessen noch seine Hausaufgaben macht. Mongo ist ganz erledigt, deshalb schläft er auf der Terrasse ein. Am liebsten würdest du die Musik so laut wie möglich aufdrehen, weil du so glücklich bist. So voller Hoffnung. Ein Glas Wein. Weißwein. Nicht wirklich guter Wein, aber einen besseren kannst du dir nicht leisten. Es ist trotzdem schön, ein Glas Wein zu trinken, der Musik zu lauschen und Pläne zu machen.«
Tory trat an die Terrassentür und blickte hinaus. Statt der Dunkelheit sah sie frühe Dämmerung. Der Hund lag wie ein haariger Fußabtreter auf der Terrasse und schnarchte.
»Es gibt so viel nachzudenken, so viel zu planen. So viel zu tun. Du hast ein gutes Gefühl und kannst es gar nicht erwarten, endlich anzufangen. Du willst eine Party geben, viele Leute einladen und mit diesem tollen Tierarzt flirten. Und mit diesem elegant aussehenden Cade Lavelle. Du meine Güte, es gibt viele gut aussehende Männer in Progress. Aber jetzt solltest du dir etwas zu essen machen. Den Hund musst du auch noch füttern. Vielleicht solltest du dir noch ein Glas Wein genehmigen, während du das Essen vorbereitest.«
Tory ging in die Küche und summte die Melodie, die in ihrem Kopf erklang. Sheryl Crow. »Ein Salat. Ein schöner, großer Salat mit extra Karotten, weil Mongo sie so gern mag. Du mischst sie ihm unter sein Fressen.« Sie griff nach unten, fuhr mit den Fingern über den Türgriff des Küchenschrankes, dann keuchte sie plötzlich auf und taumelte zurück.
Instinktiv trat Cade auf sie zu, aber Carl D. packte ihn am Arm. »Nicht!«, flüsterte er. »Lassen Sie sie.«
»Er war da.« Tory atmete jetzt hastig und abgehackt. Sie hatte beide Hände zu Fäusten geballt und an ihre Kehle gehoben. »Du hast ihn nicht gehört. Du kannst ihn nicht sehen. Er hat ein Messer. O Gott. O Gott. Er legt dir die Hand über den Mund. Das Messer hält er dir an die Kehle. Du hast solche Angst. Solche Angst. Du tust alles, wenn er dir nur nicht wehtut.
Seine Stimme klingt leise und sanft an deinem Ohr. Was hat er mit Mongo gemacht? Hat er ihm wehgetan? Die Gedanken überschlagen sich in deinem Kopf. Das ist nicht real. Das kann nicht real sein. Aber das Messer ist so scharf. Er stößt dich vorwärts und du hast Angst, du könntest stolpern und das Messer ...«
Tory schlurfte aus der Küche und stützte sich mit einer Hand an der Wand ab, als sie schwankte. »Die Jalousien sind heruntergelassen. Niemand kann dich sehen. Niemand kann dir helfen. Er zerrt dich ins Schlafzimmer, und du weißt, was er tun wird. Wenn du doch nur von dem Messer wegkämst.«
An der Tür zum Schlafzimmer blieb Tory wie erstarrt stehen. Übelkeit überflutete sie in kurzen, heftigen Wellen. »Ich kann nicht. Ich kann nicht.« Sie drehte ihr Gesicht zur Wand. »Ich will das nicht sehen. Er hat sie hier umgebracht, warum muss ich das sehen?«
»Das
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