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Lilien im Sommerwind

Lilien im Sommerwind

Titel: Lilien im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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wandte sich ab.
    Tory kochte Tee, eine Kräutermischung, von der sie hoffte, dass sie ihren Magen beruhigen und das Zittern ihrer Hände mildern würde. Als die beiden Männer hereinkamen sagte sie nichts, sondern holte nur eine Flasche Bourbon heraus und stellte sie auf den Tisch. Dann setzte sie sich.
    »Ich könnte einen Schluck gebrauchen. Das ist während der Dienstzeit zwar verboten, aber das hier sind besondere Umstände.«
    Cade holte zwei Gläser und schenkte sich und Carl D. einen Doppelten ein.
    »Er ist durch die Hintertür gekommen«, begann Tory. »Das wissen Sie. Sie wissen bereits einen Großteil von dem, was ich Ihnen erzählen kann.«
    »Stimmt.« Carl D. nahm sich ebenfalls einen Stuhl. »Erzählen Sie einfach weiter, wie es am besten für Sie ist. Und nehmen Sie sich Zeit.«
    »Sherry war allein in der Wohnung. Sie hatte zwei Gläser Wein getrunken. Sie fühlte sich gut, aufgeregt, voller Hoffnung. Sie hatte Musik aufgelegt. Als er hereinkam, war sie in der Küche. Sie hat sich einen Salat zum Abendessen gemacht und wollte gerade den Hund füttern. Er ist von hinten gekommen und hat ihr das Messer an die Kehle gehalten, das sie gerade beiseite gelegt hatte.«
    Torys Stimme klang flach und monoton, ihr Gesicht war ausdruckslos. Sie hob ihre Teetasse, trank einen Schluck und stellte sie wieder ab. »Sie hat ihn nicht gesehen. Er blieb hinter ihr und hielt ihr das Messer an den Hals. Er hatte die Jalousien zur Terrasse heruntergelassen, und ich glaube, dass er auch die Türen verschlossen hat, aber das spielt keine Rolle. Sie versuchte nicht, wegzulaufen, dazu hatte sie viel zu viel Angst vor dem Messer.«
    Geistesabwesend fuhr sie sich mit der Hand an den Hals. »Ich weiß nicht, was er zu ihr sagte. Sie empfand alles sehr viel stärker als er. Er begehrte sie nicht einmal besonders. In ihm waren nur Wut und Verwirrung und eine Art von schrecklichem Stolz. Sie war ein Ersatz, sie war gerade zur Hand für ein ... ein Bedürfnis, das er noch nicht einmal verstand. Er brachte sie ins Schlafzimmer und warf sie bäuchlings auf das Bett. Er schlug sie ein paarmal, auf den Nacken, ins Gesicht. Er fesselte ihr die Hände auf dem Rücken mit einem guten, festen Strick. Er schloss die Vorhänge, damit niemand hineinsehen konnte und damit es dunkel war. Er wollte nicht, dass sie sein Gesicht sah, aber mehr noch wollte er ihres nicht sehen. Er hat ein anderes Gesicht gesehen, als er sie vergewaltigte.
    Er hat die Kleider mit seinem Messer aufgeschnitten, wobei er sehr vorsichtig war, aber trotzdem hat er sie auf dem Rücken und oben an der Schulter geritzt.«
    Carl D. nickte und trank einen Schluck. »Das stimmt. Sie hatte zwei flache Schnitte, und an ihren Handgelenken waren Schürfwunden. Aber wir haben keinen Strick gefunden.«
    »Er hat ihn mitgenommen. Er hat dies noch nie zuvor drinnen getan. Es ist immer draußen passiert, und er findet es irgendwie erregend, das mit ihr in einem Bett zu machen. Auch die Schläge bereiten ihm Lust. Er tut Frauen gern weh. Aber mehr noch als Lust verschafft es ihm Erleichterung für seinen aufgestauten Hunger. Für sein Bedürfnis, sich als Mann zu beweisen. Er ist nur dann ein Mann, wenn er eine Frau unterwerfen kann. Wenn er sie vergewaltigt, ist er glücklicher und stärker als sonst. Nur so kann er seine Männlichkeit zelebrieren.«
    Der Versuch, ihn zu sehen, sich in ihn hineinzuversetzen, verursachte ihr Kopfschmerzen. Sie rieb sich die Schläfen. »Er glaubt, Frauen seien dazu geschaffen, beherrscht zu werden. Davon ist er überzeugt, aber er geht trotzdem vorsichtig vor. Er nimmt ein Kondom. Woher soll er wissen, mit wem er da schläft? Sie ist doch nur eine Nutte, wie alle anderen auch. Ein Mann muss Vorsichtsmaßnahmen treffen.«
    »Sie haben gesagt, er wollte nichts von sich zurücklassen.«
    »Ja, er will seinen Samen nicht in ihr lassen. Das verdient sie nicht. Ich ... aber ich spüre fast nichts von ihm.« Tory presste die Finger auf ihre pochenden Schläfen. »Es gibt leere Stellen in ihm. Ich weiß nicht, wie ich es Ihnen erklären soll.«
    »Schon gut«, sagte Carl D. »Fahren Sie fort.«
    »Es soll eine Bestrafung für sie und Selbstbestätigung für ihn sein. Während des Akts existiert sie nicht für ihn. Sie ist nichts, deshalb ist es auch so leicht, sie zu töten. Jedes Mal wenn es vorbei ist, ist er stolz, aber auch wütend. Es ist nie so, wie er es sich erhofft hat, es befreit ihn nie vollständig. Das ist natürlich ihre Schuld. Beim nächsten Mal

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