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Lilien im Sommerwind

Lilien im Sommerwind

Titel: Lilien im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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wird es besser sein. Er schneidet den Strick durch, dreht die Musik ab und lässt sie in der Dunkelheit zurück.«
    »Wer ist er?«
    »Ich kann sein Gesicht nicht sehen. Ich kann ein paar seiner Gedanken und seine vorherrschenden Gefühle erkennen, aber nicht sein Gesicht.«
    »Er kannte sie.«
    »Er hatte sie gesehen, und ich glaube, er hat mit ihr gesprochen. Er wusste auf jeden Fall von dem Hund.« Tory schloss einen Moment lang die Augen. »Er hat dem Hund ein Betäubungsmittel gegeben. Ja, ich glaube, so war es. Er hat ihm irgendetwas mit einem Burger gegeben. Das war alles sehr riskant, machte es aber auch erregender für ihn. Jemand hätte ihn sehen können. Bei den anderen Malen konnte ihn keiner sehen.«
    »Welche anderen Male?«
    »Hope war die Erste.« Torys Stimme brach. Sie trank noch einen Schluck Tee, um sich zu beruhigen. »Es gab noch vier andere, von denen ich weiß. Eine Freundin von mir hat nachgeforscht und herausgefunden, dass es in den letzten achtzehn Jahren fünf Mädchen waren. Alle sind gegen Ende August umgebracht worden, alle waren jung und blond. Jede war in dem Alter, in dem Hope gewesen wäre, wenn sie noch lebte. Ich glaube, Sherry war jünger, aber er hat sie eigentlich auch nicht gewollt.«
    »Ein Serienkiller? Über einen Zeitraum von achtzehn Jahren.«
    »Sie können das beim FBI überprüfen.« Sie blickte Cade an, zum ersten Mal, seit sie sich an den Tisch gesetzt hatten. »Er bringt immer noch Hope um. Es tut mir Leid. Es tut mir so Leid.«
    Sie stand auf. Als sie ihre Tasse zur Spüle trug, klapperte sie auf der Untertasse. »Ich habe Angst, es könnte mein Vater sein.«
    »Warum?« Cade blickte sie unverwandt an. »Warum glaubst du das?«
    »Er hat ... Wenn er mich schlug, dann hat ihn das erregt. Er hat mich zwar nie sexuell missbraucht, aber es hat ihn erregt, mir wehzutun. Rückblickend bin ich mir nicht sicher, ob er nicht von meinen Plänen wusste, mich in jener Nacht mit Hope zu treffen. Als er zum Abendessen kam, war er in selten guter Laune. Es war, als ob er darauf wartete, dass ich einen Fehler machte, damit er zuschlagen konnte. Und als ich dann meiner Mutter sagte, das Einmachwachs stünde oben im Schrank - so ein dummer Fehler -, da hatte er mich. Er hat mich nicht immer so schlimm verprügelt, aber an jenem Abend ... Als er fertig war, konnte er sicher sein, dass ich nirgendwo mehr hingehen würde.«
    Tory trat wieder an den Tisch. »Sherry war im Laden, als er gestern hereinkam. Er fragte sie nach dem Hund. Und sie hatte gerade die Bewerbung für die Stelle ausgefüllt. Ihr Name, ihre Adresse, ihre Telefonnummer - alles lag auf der Ladentheke. Er konnte sich meiner sicher sein, er konnte sicher sein, dass ich zu viel Angst vor ihm haben würde, um irgendjemandem zu sagen, dass ich ihn gesehen hatte. Er war sicher, dass ich nicht zur Polizei gehe. Aber bei Sherry konnte er sich nicht sicher sein.«
    »Sie glauben, Hannibal Bodeen hat Sherry Bellows umgebracht, weil sie ihn gesehen hat?«
    »Das war für ihn bestimmt die Rechtfertigung für das, was er vorhatte. Ich weiß nur, dass er dazu fähig ist. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Es tut mir Leid. Ich fühle mich nicht wohl.«
    Sie verließ die Küche und schloss sich im Badezimmer ein.
    Sie konnte nicht mehr gegen die Übelkeit ankämpfen und übergab sich. Danach legte sie sich auf die kühlen Fliesen und wartete darauf, dass die Schwäche nachließ. In der Stille, die sie umgab, hallte ihr Herzschlag in ihren Ohren.
    Als es ihr etwas besser ging stand sie auf und drehte das heiße Wasser in der Dusche an. Sie war völlig durchgefroren. Eigentlich konnte nichts sie je wieder aufwärmen, aber das Wasser spülte zumindest die hässlichen Bilder von ihrer Haut, auch wenn es sie nicht aus ihrem Kopf löschen konnte.
    Danach wickelte sie sich in ein Handtuch, schluckte drei Aspirin und wollte nur noch ins Bett gehen und schlafen.
    Cade stand am Fenster und blickte in die mondbeschienene Dunkelheit. Er hatte das Licht ausgemacht, sodass er nur eine silbrig schimmernde Silhouette war.
    Das Herz tat ihr weh, weil sie nicht aufhören konnte zu lieben.
    »Ich dachte, du wärst fort.« Sie trat zum Schrank, um sich ihren Bademantel herauszuholen.
    Er drehte sich nicht um. »Geht es dir besser?«
    »Ja, mir geht es gut.«
    »Das wohl kaum. Ich wollte nur wissen, ob es dir ein bisschen besser geht.«
    »Ja.« Entschlossen schlang sie den Gürtel um den Bademantel. »Es geht mir besser. Danke. Du bist nicht verpflichtet,

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