Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lilien im Sommerwind

Lilien im Sommerwind

Titel: Lilien im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
reicht.« Cade schob Carl D.s Hand weg. »Verdammt, es reicht.«
    Doch als er nach Tory griff, wich sie vor ihm zurück.
    »Es ist in meinem Kopf. Ich bekomme es nie mehr aus dem Kopf. Rede nicht mit mir. Fass mich nicht an.«
    Sie schlug die Hände vors Gesicht, hielt den Atem an und ließ die Bilder wieder zu.
    »Oh. Oh. Er stößt dich aufs Bett, mit dem Gesicht nach unten. Und er ist über dir. Er ist schon hart, und als du ihn spürst, wehrst du dich. Die Angst schnürt dir die Kehle zu. Sie ist heiß. Angst ist heiß.«
    Sie stöhnte und sank neben dem Bett auf die Knie. »Er schlägt dich. Fest. Hinten auf den Nacken. Der Schmerz durchzuckt dich. Dann schlägt er dich wieder, auf eine Seite des Gesichts. Du schmeckst Blut. Dein eigenes. Blut schmeckt genauso wie Entsetzen. Ganz genauso. Er zerrt dir die Arme hinter den Rücken, aber das ist nur noch eine andere Art von Schmerz.«
    Der Schmerz erfüllte Tory. Sie hatte das Gefühl, ihr Kopf müsse platzen. Sie drückte ihr Gesicht in die Matratze, hielt sich mit den Händen daran fest.
    »Es ist dunkel. Im Zimmer ist es dunkel, und die Musik spielt. Du empfindest nur Schmerzen. Du weinst. Du versuchst, ihn anzuflehen, aber er hat dir ein Tuch über den Mund gebunden. Er schlägt dich wieder und du wirst halb bewusstlos. In deinem Dämmerzustand spürst du kaum, wie er dir die Kleider vom Leib schneidet. Das Messer ritzt dich, aber es ist schlimmer, so viel schlimmer, wenn er dich mit seinen Händen berührt.«
    Tory schlang sich die Arme um den Bauch und begann, hin und her zu schaukeln. »Es tut weh. Es tut weh. Du kannst noch nicht einmal schreien, als er dich vergewaltigt. Lass es endlich vorbei sein, aber er stößt immer weiter in dich hinein, und du musst weggehen. Du musst irgendwo anders hin. Du musst weggehen.«
    Erschöpft legte Tory ihren Kopf auf das Bett und schloss die Augen. Das Blut rauschte in ihren Ohren und Schweiß rann über ihren Körper. Ihr kam es vor, als sei sie lebendig begraben. Ihr war so schrecklich kalt.
    Sie musste wieder nach oben. Zurück zu sich selbst.
    »Als er mit ihr fertig war, erwürgte er sie mit den Händen. Sie konnte sich nicht mehr wehren. Sie weinte - oder er, ich weiß es nicht. Dann schnitt er den Strick um ihre Handgelenke ab und nahm ihn mit. Er wollte keine Spuren hinterlassen, aber er hat es doch getan. Wie ein Eisrand an einem Glas. Ich kann nicht hier bleiben. Bitte bringt mich hier weg. Bitte, lasst mich hier weggehen.«
    »Ist schon gut.« Cade nahm sie in die Arme. Ihre Haut war kalt und schweißbedeckt. »Ist schon gut, Liebes.«
    »Mir ist übel. Ich bekomme hier drinnen keine Luft.« Sie lehnte den Kopf an Cades Schulter und ließ sich von ihm hinausführen.
     
    Er fuhr sie nach Hause. Sie sagte nichts und saß nur da wie ein Gespenst, während der Fahrtwind über ihr Gesicht und durch ihre Haare wehte.
    In ihm war eine Wut, die er am liebsten an Carl D. ausgelassen hätte. Der Chief hatte beschlossen, ihnen hinterher zu fahren. Doch Tory hatte nichts dagegen gehabt, dass er mitkam. Das waren ihre letzten Worte gewesen. Cade hielt vor dem Sumpfhaus. Bevor er auf der Beifahrerseite ankam, war sie bereits ausgestiegen. »Du brauchst nicht mit ihm zu reden.« Seine Stimme klang gepresst und seine Augen blickten sie kalt an.
    »Doch. Du kannst nicht sehen, was ich sehe, also lass mich in Ruhe.« Erschöpft blickte sie dem Polizeiwagen entgegen. »Er wusste das und hat es benutzt. Du brauchst nicht hier zu bleiben.«
    »Sei nicht albern«, zischte er und drehte sich um, um auf Carl D. zu warten, während sie schon zur Tür ging.
    »Passen Sie bloß auf.« Cade trat dem Chief entgegen. »Sie werden sehr, sehr vorsichtig mit ihr umgehen, sonst lasse ich Sie dafür bluten.«
    »Ich verstehe, dass Sie aufgebracht sind.«
    »Aufgebracht?« Cade packte Carl D. am Hemd. Am liebsten hätte er den Mann in Stücke gerissen. »Sie haben ihr das zugemutet. Und ich auch«, fügte er hinzu und ließ angewidert seine Hand sinken. »Und wozu?«
    »Ich weiß es noch nicht. Ich bin auch ein bisschen durcheinander. Aber ich werde alles benutzen, was sich mir bietet. Und im Moment ist das eben Tory. Ich ertaste mir meinen Weg, Cade.«
    In seiner Stimme und seinen Augen lag Bedauern. »Ich will dem Mädchen nicht wehtun. Ich werde vorsichtig sein, so vorsichtig wie ich kann. Und wahrscheinlich werde ich mich für den Rest meines Leben daran erinnern, wie sie in dieser Wohnung ausgesehen hat.«
    »Ich auch«, sagte Cade und

Weitere Kostenlose Bücher