Lilien im Sommerwind
geht. Das Leben kann ganz schön verzwickt sein.« Faith legte Dwights Geld auf die Theke und zog ihre Kreditkarte heraus. »Du schließt um sechs, nicht wahr?«
»Ja.«
»Wollen wir uns nicht nach der Arbeit treffen? Wir könnten etwas trinken gehen.«
»Gut. Wo?«
Faiths Augen glitzerten. »Oh, ich glaube, Hopes Gedenkstätte wäre ein guter Ort.«
»Wie bitte?«
»Im Sumpf, du weißt schon wo.«
»Um Gottes willen, Faith.«
»Du warst noch nicht da, oder? Nun, dann ist es an der Zeit. Mir scheint es ein guter Ort für uns zu sein. Hast du den Mut dazu?«
Tory griff nach der Kreditkarte. »Wenn du ihn hast.«
Faith schleppte die Lebensmittel nach Hause und reagierte gerade so gereizt auf Lilahs Vorwürfe, dass sie so spät kam, dass sie beide Freude daran hatten.
»Und mecker nicht darüber, dass die Tomaten zu weich oder die Bananen zu grün sind, sonst kaufe ich das nächste Mal nicht mehr für dich ein.«
»Du isst doch auch, oder? Wenn du sonst schon nichts tust, kannst du ruhig alle Jubeljahre mal einkaufen gehen.«
»Die Jubeljahre folgen in der letzten Zeit häufiger aufeinander als früher.« Faith holte den Eistee aus dem Kühlschrank und setzte sich, um Lilah den neuesten Klatsch zu erzählen.
»Also.« Auch Lilah machte es sich gemütlich. »Was sagt man denn so?«
»Alles Mögliche, und das meiste davon so weit hergeholt wie ein liberaler Republikaner. Viele Leute meinen, es müsse ein ehemaliger Freund oder Liebhaber gewesen sein. Oder ein neuer, verheirateter Liebhaber. Aber ich bin Maxine im Supermarkt begegnet, und es stellte sich heraus, dass sie mit Sherry befreundet war. Und Maxine sagt, Sherry habe gar keinen Freund gehabt.«
»Das muss nicht bedeuten, dass nicht irgendein blöder Kerl dachte, er sollte es sein.« Lilah holte ihren Lippenstift heraus und drehte ihn auf. »Ich habe gehört, sie hätte ihn hereingelassen, schließlich hat ihr Hund sich nicht gerührt und es gab keine Einbruchsspuren.«
»Wenn man einen Mann ins Haus lässt heißt das noch lange nicht, dass man vergewaltigt werden will.«
»Das habe ich ja auch nicht gesagt.« Lilah zog sich die Lippen nach und presste sie aufeinander. »Ich wollte ja nur sagen, dass eine Frau vorsichtig sein muss. Wenn du einem Mann die Tür aufmachst, solltest du dich darauf einrichten, dass du ihn jederzeit mit einem Tritt wieder hinausbefördern kannst.«
»Du bist ja so romantisch, Lilah.«
»Ich bin sehr romantisch, Miss Faith, ich würze das nur mit gesundem Menschenverstand. Der dir fehlt, wenn es um Männer geht. Vielleicht hat er dem armen Mädchen auch gefehlt.«
»Ich war vernünftig genug, vielen einen Tritt in den Hintern zu geben.«
»Aber zuerst musstest du mal zwei von ihnen heiraten, nicht wahr?«
Faith zog eine Zigarette aus ihrem Päckchen und lächelte Lilah nichts sagend an. »Ich hätte mehr als zwei heiraten können. Zumindest bin ich keine alte Jungfer.«
Lilah blickte sie gleichmütig an. »Wenn an der Ehe wirklich so viel dran wäre, würde sie länger halten. Das Mädchen war doch nicht geschieden, oder?«
»Nein, ich glaube nicht.«
»Faith?« Margaret stand auf der Schwelle und blickte sie streng an. »Ich muss mit dir sprechen. Im Salon.«
»Na schön.« Faith verdrehte die Augen und drückte ihre Zigarette aus. »Ich hätte mich besser noch länger in der Stadt herumgetrieben.«
»Du solltest deiner Mama mehr Respekt zollen.«
»Es würde sicher das ganze System erschüttern, wenn sie das bei mir auch machen würde.«
Langsam schlenderte sie zum Salon. Einmal blieb sie stehen, um ihre Maniküre zu überprüfen, ein anderes Mal warf sie einen Blick in den Spiegel in der Halle. Als sie eintrat, saß ihre Mutter stocksteif da.
»Ich schätze es nicht, dass du mit den Dienstboten Klatsch austauschst.«
»Ich habe nur mit Lilah Klatsch ausgetauscht.«
»Rede nicht in diesem Ton mit mir. Lilah mag zwar ein geschätztes Mitglied dieses Haushalts sein, aber es ist unpassend, wenn du bei ihr in der Küche sitzt.«
»Ist es denn passend, dass du uns belauschst?« Faith ließ sich auf einen Sessel sinken. »Ich bin sechsundzwanzig Jahre alt, Mama. Deine Vorträge über gutes Benehmen kannst du dir sparen.«
»Sie haben sowieso nie etwas bewirkt. Mir wurde gesagt, dass du gestern mit Victoria Bodeen zusammen warst. Dass ihr gemeinsam die Polizei gerufen habt.«
»Ja.«
»Es ist schlimm genug, dass du mit einer so unschicklichen Situation in Zusammenhang gebracht wirst. Es ist jedoch
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