Lilien im Sommerwind
auch hierher gekommen, weil ich zu Hause keinen klaren Gedanken fassen konnte. Die arme kleine Maxine. Für sie muss es noch viel schlimmer sein. Es war nett von Ihnen, dass Sie ihr angeboten haben, sie nach Hause zu bringen.«
»Dann hätte ich nicht einkaufen müssen.«
Boots legte Faith die Hand auf den Arm, bis Faith sie ansah. »Es war nett von Ihnen«, wiederholte sie. »Ich finde es tröstlich, wenn die Frau, die mein Sohn liebt, freundlich sein kann. Und genauso tröstlich fand ich dieses eifersüchtige Aufblitzen. Na, jedenfalls bin ich froh, dass ich beschlossen habe, J.R. und mir eine kleine Unterbrechung unserer Diät zu gönnen und heute Abend Apfelpfannkuchen zu machen. Bestellen Sie doch Ihrer Mutter und Lilah schöne Grüße, ja?«
Boots verschwand mitsamt ihren Äpfeln und Faith blickte ihr stirnrunzelnd nach. »Dafür, dass Sie immer so flatterig tun, haben Sie ganz schön Durchblick, Miss Boots«, murmelte sie.
Irritiert schob Faith ihren Einkaufswagen durch den Supermarkt und ärgerte sich darüber, dass sie überhaupt hergekommen war.
Sie war eifersüchtig geworden. Verdammt! Hatte Wade zurückgeflirtet? Finster blickte sie die Theke mit den Milchprodukten an. Natürlich hatte er. Er war schließlich ein Mann. Wahrscheinlich hatte er sogar an etwas mehr als nur einen Flirt gedacht. Der Bastard. Wie oft mochte er sich wohl schon Sherry nackt vorgestellt haben ...
Um Himmels willen, was tat sie da? Sie wurde wegen einer toten Frau wütend auf Wade. Wie oberflächlich, niederträchtig und schrecklich war sie eigentlich?
»Faith?«
»Was?«, stieß sie hervor und wirbelte herum.
Dwight hob beschwichtigend die Hand. »Huch! Tut mir Leid.«
»Nein, mir tut es Leid. Ich war gerade in Gedanken versunken.« Sie zauberte ein fröhliches Lächeln auf ihr Gesicht und beugte sich zu dem Kleinkind hinunter, das im Kindersitz des Einkaufswagens saß. »Na, und du, Süßer? Kaufst du heute mit Daddy ein?«
Luke streckte ihr eine offene Schachtel Kekse entgegen. »Plätzchen«, verkündete er, und da sein Gesicht über und über mit Schokolade verschmiert war, hatte er sie offensichtlich auch sehr genossen.
»Das sehe ich.«
»Seine Mama wird mich skalpieren, wenn ich ihn nicht sauber mache, bevor sie uns wieder zu Gesicht bekommt.«
»Gesichter kann man abwaschen.« Vorsichtshalber trat Faith jedoch außer Reichweite der schokoladenbeschmierten Finger. »Lässt Lissy dich heute die Einkäufe erledigen?«
»Ihr geht es nicht gut. Sie hat sich wegen gestern in eine Hysterie hineingesteigert. Sie sagt, sie habe Angst, auch nur einen Fuß vor die Tür zu setzen. Gestern Abend muss- te ich sechsmal die Schlösser überprüfen.«
Es sah Lissy Frazier ähnlich, alles so auf sich zu beziehen, aber Faith nickte trotzdem mitfühlend. »Die Sache hat uns alle ein bisschen nervös gemacht.«
»Mittlerweile ist sie das reinste Nervenbündel. Ich mache mir solche Sorgen um sie, Faith - schließlich dauert es nur noch einen Monat, bis das Baby kommt. Im Moment ist ihre Mutter bei ihr. Und ich habe gedacht, dass der Champ und ich ...« Dwight schwieg und wuschelte seinem Sohn durch die Haare. »Dass wir mal abhauen und ihr ein bisschen Ruhe und Frieden gönnen.«
»Ganz der gute Daddy. Hast du irgendetwas über den Stand der Ermittlungen gehört?«
»Carl D. sagt mir gar nichts. Wahrscheinlich ist es auch noch zu früh dafür. Sie werden wohl bald die Ergebnisse der Autopsie bekommen. Carl D. ist ein guter Mann, ich will gar nichts sagen. Aber ein solches Verbrechen ...« Kopfschüttelnd verstummte er. »Daran ist er einfach nicht gewöhnt. Keiner von uns.«
»So etwas ist doch nicht zum ersten Mal geschehen.«
Einen Moment lang sah er sie verständnislos an, dann umwölkte sich sein Blick. »Es tut mir Leid, Faith, ich habe nicht nachgedacht. Für dich bringt das bestimmt alle Erinnerungen zurück.«
»Die Erinnerungen sind sowieso immer da. Ich hoffe nur, dass sie ihn fassen und an den Zehen aufhängen und ihm ...«
»Äh ...« Gequält lächelnd drückte Dwight ihren Arm und verdrehte die Augen. »Kleine Ohren.«
»Oh, entschuldige«, sagte sie. Luke dekorierte gerade seine Haare mit einem Plätzchen. »Schätzchen, Lissy macht dich fertig, wenn du ihr ihren Sohn in diesem Zustand nach Hause bringst.«
»Ich bekomme bestimmt Punkte dafür, dass ich eingekauft habe.«
»Dafür gibt's nicht viele Punkte, und wir reden hier vom Hauptgewinn. Du solltest es mit Schmuck versuchen.«
»Na, du musst es ja
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