Lilien im Sommerwind
Seit der High School hatte er an Gewicht zugelegt - und gleichzeitig die Muskeln verloren, die ihn zu einem Starstürmer gemacht hatten.
»Willst du damit deine Felder bepflanzen?«
»Nein.« Cade hatte keine Lust auf ein Gespräch und trat zu einem Regal mit Kübeln. Er suchte zwei graugrüne aus und stellte sie ebenfalls auf die Theke. »Ich brauche Roundup.«
Billy drückte die Zigarette aus und warf die Kippe in die Flasche, die unter der Ladentheke stand. »Ach nee! Ich dachte, du magst solche Sachen nicht! Wann hast du denn aufgehört, deine Bäume zu besprechen?«
»Und einen Sack Blumenerde für die Fleißigen Lieschen.« Cade wollte sich nicht ablenken lassen.
»Ich kann dir auch Aldicarb besorgen. Brauchst du Insektizide?«
»Nein, danke.«
»Nein, stimmt ja.« Billy lachte dröhnend. »Du stehst ja nicht auf Insektizide, Pestizide und diesen schlimmen chemischen Dünger. Deine Saaten sind ja völlig jungfräulich. Deswegen hat ja sogar schon was über dich in der Zeitung gestanden.«
»Wann hast du angefangen zu lesen?«, fragte Cade freundlich. »Oder hast du dir nur die Bilder angeguckt?«
»Deine schlauen Reden bedeuten gar nichts. Jeder weiß doch, dass du dich nur zurücklehnst und den Nutzen aus dem ziehst, was deine Nachbarn in ihre Felder stecken.«
»Ach, tatsächlich?«
»Ja, genau«, stieß Billy hervor. »Du hattest ein paar gute Jahre. Aber wenn du mich fragst, war das nur das Glück des Dummen.«
»Ich habe dich aber nicht gefragt, Billy. Schreibst du mir bitte die Rechnung?«
»Früher oder später kriegst du es heimgezahlt. Du holst uns allen die Pest auf den Hals!« Es war ein langer, langweiliger Tag gewesen, und Cade Lavelle war eines von Billys Lieblingsopfern. Der Schwächling wehrte sich schließlich nie. »Deine Saat wird krank werden, und die der anderen auch. Und dann wirst du bezahlen müssen!«
»Ich werde an deine Worte denken.« Cade zog ein paar Geldscheine aus seiner Brieftasche und warf sie auf die Theke. »Ich trage jetzt die Sachen zum Wagen, und in der Zwischenzeit kannst du die Rechnung fertig machen.«
Er hielt seine Wut im Zaum, als sei sie ein besonders bösartiger Hund. Wenn er ihr freien Lauf ließ, war sie kalt und wild. Doch Billy Clampett war die Zeit und die Mühe nicht wert, die es kosten würde, seine Wut wieder unter Kontrolle zu bekommen.
Als Cade von seinem Wagen zurückkam, lagen das Roundup und ein Zwanzigpfundsack mit Blumenerde auf der Ladentheke.
»Du bekommst drei Dollar und sechs Cents zurück.« Billy gab ihm das Wechselgeld absichtlich langsam. »Ich hab deine Schwester ein- oder zweimal in der Stadt gesehen. Sie sieht wirklich gut aus!« Er blickte Cade lächelnd an. »Verdammt gut.«
Cade steckte das Wechselgeld in die Tasche und ließ auch gleich seine Faust darin, sonst wäre sie womöglich noch von selbst in diesem höhnisch grinsenden Gesicht gelandet. »Wie geht's denn deiner Frau so, Billy?«
»Darlene? Ach, der geht's gut. Wieder mal schwanger, zum dritten Mal. Wahrscheinlich habe ich schon wieder einen strammen Sohn gezeugt. Wenn ich ein Feld oder eine
Frau pflüge, dann mache ich es richtig.« Seine Augen glitzerten, und er grinste Cade breit an. »Brauchst bloß deine Schwester zu fragen.«
Blitzschnell schoss Cades Hand aus der Tasche, und er zerrte Billy am Kragen hoch. »Merk dir eins«, sagte Cade leise. »Du solltest daran denken, wem das Haus gehört, in dem du wohnst. Und du solltest die Finger von meiner Schwester lassen.«
»Du kannst nur mit deinem Geld herumschmeißen, aber du hast nicht den Mumm, deine Fäuste wie ein Mann zu gebrauchen.«
»Lass die Finger von meiner Schwester«, wiederholte Cade, »sonst wirst du ziemlich bald herausfinden, wie viel Mumm ich habe.«
Er ließ Billy los, ergriff seine restlichen Einkäufe und ging hinaus. Er fuhr aus der Parklücke und bis zum ersten Stoppschild. Dort blieb er einfach stehen und wartete mit geschlossenen Augen, bis seine heiße Wut abgekühlt war.
Er war sich nicht sicher, was schlimmer war: sich in aller Öffentlichkeit mit Clampett zu prügeln, oder ständig daran denken zu müssen, dass seine Schwester sich von solchem Abschaum wie Clampett anfassen ließ.
Cade legte den ersten Gang ein, wendete und fuhr zur Market. Dort fand er einen halben Block von Torys Laden entfernt eine Parklücke, direkt hinter Dwights Lieferwagen. Er atmete tief durch, hob die Töpfe aus dem Wagen und stellte sie vor die Tür.
Noch bevor er eintrat, konnte er das hohe
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