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Lilien im Sommerwind

Lilien im Sommerwind

Titel: Lilien im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Schuldgefühl stiegen in ihr auf. Seltsamerweise empfand sie jedoch keine Angst, wie sie sie sonst bei wütenden Männern verspürte. »Setz dich doch, Cade.«
    »Warum?«
    »Weil du so aussiehst, als könntest du es gebrauchen.« Tory trat zu ihrem Mini-Kühlschrank, holte eine Flasche Coke heraus und öffnete sie. »Hier, kühl dich ab.«
    »Danke.« Er setzte sich auf den Stuhl an ihrem Schreibtisch und nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche.
    »Schlechter Tag?«
    »Es gab schon bessere.«
    Schweigend öffnete Tory ihre Tasche und zog das emaillierte Pillendöschen hervor, in dem sie Aspirin aufbewahrte. Als sie Cade zwei Tabletten reichte, zog er die Augenbrauen hoch.
    Sie spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg. »Ich habe nicht... Man sieht es dir einfach nur an.«
    »Ich danke dir.« Er schluckte das Aspirin hinunter und rollte seufzend die Schultern. »Ich nehme nicht an, dass du dich auf meinen Schoß setzen möchtest, damit es mir wieder besser geht?«
    »Nein.«
    »Ich musste einfach fragen. Wie ist es mit Abendessen und Kino? Bitte, sag jetzt nicht nein, ohne darüber nachzudenken. Zum Teufel, eine Pizza oder einen Hamburger, irgendwas Kleines. Ich verspreche auch, nicht zu fragen, ob du mich heiraten willst.«
    »Das ist eine Erleichterung, aber trotzdem keine große Beruhigung.«
    »Denk einfach fünf Minuten darüber nach.« Cade stellte die Flasche auf den Schreibtisch und erhob sich. »Komm mit nach draußen. Ich habe etwas für dich.«
    »Ich bin hier noch nicht fertig.«
    »Weib, musst du eigentlich über alles und jedes herumstreiten? Das macht mich fertig!« Um das Problem zu lösen, ergriff Cade ihre Hand und zog sie einfach hinter sich her.
    Tory hätte sich zur Wehr setzen können, einfach aus Prinzip. Aber im Laden befanden sich zwei Schreiner, was vier Augen und vier Ohren bedeutete. Tory wollte nicht, dass die Männer sich die Mäuler zerrissen.
    »Die haben mir gefallen«, sagte Cade draußen und wies auf die Töpfe. Dann zog er Tory den Bürgersteig entlang zu seinem Wagen. »Wenn sie dir nicht gefallen, kannst du sie bei Clampetts umtauschen. Das Gleiche gilt wohl auch für diese hier.«
    Er blieb stehen und nahm eine der beiden Paletten von der Lieferfläche. »Ich finde allerdings, dass sie gut passen.«
    »Zu was passen?«
    »Zu dir, zu deinem Laden. Betrachte sie als Glücksgeschenk, auch wenn du sie selbst einpflanzen musst.« Er reichte ihr die erste Palette, dann holte er die zweite und den Sack Erde aus dem Auto.
    Verwirrt und gerührt stand Tory da. Sie hatte Blumen haben wollen, in Kübeln vor dem Laden. Sie hatte an Petunien gedacht, aber diese hier waren hübscher und wirkten genauso freundlich.
    »Das ist nett von dir. Und aufmerksam. Danke.«
    »Könntest du mich mal ansehen?« Cade wartete, bis Tory seinen Blick erwiderte. »Gern geschehen. Wo möchtest du sie hinhaben?«
    »Wir stellen sie einfach vor die Tür. Ich pflanze sie dann ein.«
    Während sie nebeneinander den Bürgersteig entlanggingen, warf sie ihm von der Seite einen Blick zu. »Oh, zum Teufel ... Du könntest gegen sechs vorbeikommen. Ich hätte nichts gegen eine Pizza. Und wenn wir dann noch Zeit haben, können wir ja noch übers Kino reden.«
    »Gut.« Cade stellte die Blumen und die Erde vor ihr Schaufenster. »Ich komme dann wieder.«
    »Ja, ich weiß«, murmelte sie, als er davonschlenderte.

8
     
    Vielleicht kann man nicht gerade vor Langeweile sterben, dachte Faith, aber sie wusste auch nicht, wie sie damit leben sollte.
    Wenn sie sich als Kind beklagt hatte, sie habe nichts zu tun, hatten die Erwachsenen das gar nicht gern gehört und sich gleich irgendwelche Pflichten für sie ausgedacht. Pflichten hatte sie jedoch beinahe genauso gehasst wie Langeweile. Aber manche Lektionen lernt man eben auf die harte Tour.
    »Hier gibt es gar nichts zu tun.« Faith kauerte am Küchentisch und knabberte an einem Hörnchen. Es war bereits nach elf, aber sie hatte sich noch nicht die Mühe gemacht, sich anzuziehen. Sie trug den seidenen Morgenmantel, den sie sich im April in Savannah gekauft hatte.
    »Immer das Gleiche hier, Tag für Tag, Monat für Monat. Ich schwöre, es ist ein Wunder, dass wir hier nicht alle schreiend in die Nacht hinauslaufen.«
    »Du hast einen Anfall von Ennui, was, Miss Faith?«, ertönte Lilahs Reibeisenstimme mit französischem Akzent. Sie setzte ihn manchmal ein, weil ihre Großmutter Kreolin gewesen war, aber hauptsächlich deshalb, weil es ihr Spaß machte.
    »Hier passiert

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