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Lilien im Sommerwind

Lilien im Sommerwind

Titel: Lilien im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Singen einer Kreissäge hören.
    Das Untergestell der Ladentheke stand bereits, und auch die erste Reihe von Regalen war schon aufgebaut. Tory hatte sich für klarlackierte Pinie entschieden. Eine kluge Wahl, dachte Cade. Schlicht und sauber, würden die Regale die Aufmerksamkeit auf die Waren lenken, statt von ihnen abzulenken. Der Boden war mit Holzspänen und Werkzeugen bedeckt, und die Luft roch nach Sägemehl und Schweiß.
    »Hey, Cade.« Dwight kam auf ihn zu, wobei er es sorgfältig vermied, auf die Werkzeuge zu treten.
    Cade zog leicht an Dwights blau-golden gestreifter Krawatte. »Na, du bist heute aber hübsch!«
    »Hatte eine Sitzung. Ein Haufen Bankleute.« Und als ob ihm gerade einfiele, dass die Sitzung jetzt vorüber war, lockerte Dwight den Knoten seiner Krawatte. »Ich bin nur kurz vorbeigekommen, um mich vom Fortgang der Arbeiten zu überzeugen, bevor ich wieder ins Büro gehe.«
    »Du machst Fortschritte.«
    »Die Kundin hat feste Vorstellungen darüber, was sie will, und wann sie es will.« Dwight verdrehte die Augen. »Wir sind hier zwar die Fachleute, aber ich kann dir sagen, sie lässt uns nicht das kleinste bisschen Spielraum. Aus dem dünnen kleinen Mädchen ist eine sture Geschäftsfrau geworden.«
    »Wo ist sie?«
    »Hinten.« Dwight wies mit dem Kopf auf die geschlossene Tür. »Will uns nicht im Weg sein, nehme ich an. Aber eigentlich ist sie uns nur dann nicht im Weg, wenn sie wieder einmal ihren Kopf durchgesetzt hat.«
    Cade blickte sich um. »Macht aber einen guten Eindruck«, sagte er.
    »Ja, das muss ich zugeben. Hör mal, Cade ...« Dwight trat von einem Fuß auf den anderen. »Lissy hat da so eine Freundin ...«
    »Nein.«
    »Himmel, hör mich doch erst einmal an.«
    »Das brauche ich nicht. Sie hat eine Freundin, eine allein stehende Freundin, die genau richtig für mich wäre. Soll ich diese allein stehende Frau nicht einfach mal anrufen oder bei euch vorbeikommen, und wir essen gemeinsam zu Abend oder trinken was?«
    »Nun, warum eigentlich nicht? Lissy lässt mir jedenfalls keine Ruhe, bevor du es nicht tust.«
    »Deine Frau, deine Ruhe, dein Problem. Erzähl Lissy einfach, du hättest gerade herausgefunden, ich sei schwul oder so.«
    »O ja, das wird hervorragend funktionieren.« Dwight brüllte vor Lachen. »Das wäre wirklich toll. Wahrscheinlich fängt sie dann an, Männer für dich auszusuchen.«
    »Allmächtiger.« So ganz unwahrscheinlich war das nicht, stellte Cade fest. »Dann sag ihr lieber, ich hätte eine aufregende heimliche Affäre mit irgendjemandem.«
    »Mit wem?«
    »Such dir eine aus«, erwiderte Cade mit einer abwehrenden Geste und trat auf die Tür zum Hinterzimmer zu. »Sag ihr einfach, ich will nicht.« Er klopfte und trat ein, ohne auf Antwort zu warten.
    Tory stand auf einer Leiter und brachte an der Decke eine Neonröhre an.
    »Warte, lass mich das tun.«
    »Ich hab's schon. Das ist Sache des Mieters, nicht des Vermieters.« Es tat immer noch ein bisschen weh zu wissen, dass ihm das Gebäude gehörte.
    »Ich habe gesehen, dass die Scheibe in der Eingangstür ausgetauscht worden ist.«
    »Ja. Danke.«
    »Und es sieht so aus, als hätten sie auch die Klimaanlage repariert.«
    »Stimmt.«
    »Wenn du heute sauer auf mich sein möchtest, musst du dich hinten anstellen. Es gibt eine ziemliche lange Schlange.«
    Cade wandte sich ab und steckte die Hände in die Taschen. In diesem Raum hatte sie Metallregale aufgestellt, stellte er fest. Grau, hässlich, stabil und praktisch. Sie standen bereits voller Pappkartons, die peinlich genau beschriftet waren.
    Tory hatte auch einen Schreibtisch gekauft, ebenfalls stabil und praktisch. Es standen bereits ein Telefon und ein Computer darauf und sogar ein säuberlich aufgeschichteter Stapel an Unterlagen.
    In zehn Tagen hatte sie Beachtliches geleistet. Nicht ein einziges Mal hatte sie ihn um Hilfe gebeten. Er wünschte, es würde ihn nicht so ärgern.
    Sie trug schwarze Shorts, ein graues T-Shirt und graue Sneakers. Cade wünschte, ihr Anblick würde ihm nicht so gefallen.
    Als sie die Leiter herunterkam, drehte er sich um und nahm sie ihr aus der Hand. »Ich stelle sie für dich weg.«
    »Das kann ich schon allein.«
    Beide zerrten plötzlich an der Leiter. »Verdammt noch mal, Tory!«
    Sein plötzlicher Temperamentsausbruch und das gefährliche Aufblitzen in seinen Augen ließen Tory zurückweichen. Sie ließ die Leiter los. Cade klappte sie zusammen und stellte sie in einen Wandschrank.
    Mitgefühl und ein leises

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