Lilien im Sommerwind
hellblauen Band, farblich zu dem Baumwollrock und der Bluse passend, über die sie eine graue Gartenschürze gebunden hatte.
In ihren Ohrläppchen steckten Perlen, runde weiße Monde, die wie die Gardenien schimmerten, die sie so liebte.
Sie hatte auch ihre Haare weiß werden lassen, obwohl sie erst dreiundfünfzig war. Es war, als ob sie dieses Symbol für Alter und Würde demonstrativ trug. Ihre Haut war glatt. Sorgen zeichneten sich darauf scheinbar nie ab. Der Kontrast zwischen diesem hübschen, jugendlichen Gesicht und den vollen weißen Haaren war faszinierend.
Seine Mutter hatte auch ihre Figur behalten. Sie arbeitete unermüdlich daran, indem sie Diät hielt und Sport trieb. Unerwünschte Pfunde wurden genauso wenig toleriert wie Unkraut in ihrem Garten.
Sie war jetzt seit acht Jahren Witwe, und sie war so übergangslos in diese Rolle hineingeschlüpft, dass Cade sie sich anders kaum noch vorstellen konnte.
Er wusste, dass sie unzufrieden mit ihm war, aber das war nichts Neues. Missfallen drückte sie auf die gleiche Weise aus wie Zustimmung. Mit ein paar kühlen Worten.
Er konnte sich nicht daran erinnern, wann sie ihn das letzte Mal liebevoll berührt hatte. Und er konnte sich auch nicht daran erinnern, ob er das jemals erwartet hatte.
Aber sie blieb seine Mutter, und er würde tun, was er konnte, um die Kluft zwischen ihnen zu schließen. Er wusste nur zu gut, wie schnell sich eine solche Kluft zu einem Meer des Schweigens ausdehnen konnte.
Ein kleiner, gelber Schmetterling flatterte um ihren Kopf, aber sie ignorierte ihn. Sie wusste, dass der Schmetterling da war, genauso wie sie wusste, dass Cade mit langen Schritten über den gepflasterten Weg auf sie zukam. Aber sie achtete weder auf den Schmetterling noch auf ihn.
»Ein schöner Morgen, um draußen zu sein«, begann Cade.
»Wir könnten etwas Regen gebrauchen.«
»Heute Abend soll es leicht regnen. Der April war bisher trockener als sonst.« Er trat näher. In den Azaleen summten die Bienen. »Die erste Saat ist fast abgeschlossen. Jetzt muss ich mich um das Vieh kümmern. Es gibt ein paar Bullenkälber, die bald soweit sind. Und ich muss ein paar Besorgungen machen. Brauchst du irgendetwas?«
»Ich könnte etwas Unkrautvernichtungsmittel gebrauchen.« Endlich hob sie den Kopf. Ihre Augen waren von einem blasseren Blau als seine. Aber sie blickten genauso direkt. »Es sei denn, du hättest irgendwelche moralischen Einwände dagegen.«
»Es ist dein Garten, Mama.«
»Und es sind deine Felder, wie du mir gerade klar gemacht hast. Du tust damit, was du für richtig hältst. So als ob dir alles gehörte. Du vermietest die Häuser, an wen du willst.«
»Das stimmt.« Wenn er wollte, konnte er genauso kühl sein wie sie. »Und die Einkünfte aus diesen Feldern und diesen Häusern werden Beaux Reves in den schwarzen Zahlen halten. Jedenfalls, solange alles in meinen Händen ist.«
Margaret knipste mit den Fingern ein Stiefmütterchen ab. »Die Einkünfte sind nicht der Maßstab, nach dem man leben sollte.«
»Sie machen das Leben aber sehr viel einfacher.«
»Es besteht keine Veranlassung, in diesem Ton mit mir zu reden.«
»Ich bitte um Verzeihung. Cades Hände begannen zu zittern, und er legte sie auf die Oberschenkel. »Ich führe die Farm seit über fünf Jahren auf meine Art. Und es funktioniert. Aber du weigerst dich immer noch anzuerkennen, dass ich gute Arbeit geleistet habe. Daran kann ich nichts ändern. Und auch unseren Besitz verwalte ich auf meine eigene Art. Ich mache es eben anders als Papa.«
»Glaubst du, er hätte diese Bodeen auch nur einen Fuß auf unser Land setzen lassen?«
»Ich weiß es nicht.«
»Und es ist dir auch egal«, stellte Margaret fest und widmete sich wieder ihrem Unkraut.
»Vielleicht nicht.« Cade wandte sich ab. »Ich kann aber nicht mein Leben damit verbringen, mich zu fragen, was er wohl getan oder gewollt oder erwartet hätte. Ich weiß jedoch mit Sicherheit, dass Tory Bodeen keine Verantwortung trifft für das, was vor achtzehn Jahren passiert ist.«
»Da irrst du dich.«
»Nun, einer von uns beiden irrt sich.« Cade erhob sich. »Auf jeden Fall ist sie hier. Sie hat ein Recht dazu, und wir können nichts dagegen tun.«
Seine schlechte Laune hielt den ganzen Tag über an. Ganz gleich, wie oft er versuchte, an seine Mutter heranzukommen und dabei scheiterte, ihr abweisendes Verhalten tat immer noch so weh wie beim ersten Mal.
Cade versuchte nicht mehr, die Veränderungen, die er auf der
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