Lilien im Sommerwind
musst entweder bar oder mit Scheck bezahlen, Lissy, ich bin heute noch nicht auf Kreditkarten eingestellt. Aber ich kann sie dir auch gern beiseite legen, wenn ...«
»Nein, nein, ich kann dir einen Scheck ausstellen. Vielleicht könnte ich mich ja einfach mal umsehen, wo ich schon einmal hier bin? Es ist ein bisschen so wie Kaufladen spielen.«
»Natürlich.« Tory ergriff die Lampe und stellte sie auf die Theke.
Offensichtlich hatte sie schon eröffnet.
»Oh! Verkaufst du diese Spiegel?«
»Ich verkaufe alles hier.« Tory holte eine kleine, marineblaue Schachtel unter der Theke hervor und legte Faiths Ohrringe hinein. »Ich lege dir die Karte der Künstlerin zu den alten Ohrringen.«
»Gut. Du brauchst dich nicht bei mir zu bedanken«, fügte Faith leise hinzu.
»Ich frage mich noch, ob du mir helfen oder mich ärgern wolltest«, erwiderte Tory gelassen. »Oder sie ärgern wolltest. Aber ...« Sie schrieb den Preis der Lampe auf. »Ein Verkauf ist ein Verkauf, also danke ich dir. Du weißt genau, welche Knöpfe du drücken musst.«
»Bei ihr?« Faith blickte zu Lissy hinüber, die unablässig Laute der Bewunderung ausstieß. »Sie ist einfach gestrickt.«
»Wenn sie einen von den Spiegeln kauft, ist sie demnächst meine beste Freundin.«
»Na, großartig.« Vergnügt holte Faith ihr Scheckbuch heraus. »Ich werde einfach beiseite geschoben, und dabei habe ich als Erste etwas bei dir gekauft.«
»Ich muss diesen Spiegel einfach haben, Tory! Den ovalen mit den Lilien an der Seite. So etwas habe ich noch nie gesehen. Er wird so hübsch in meinem kleinen Wohnzimmer aussehen!«
Tory warf Faith einen funkelnden Blick zu. »Tut mir Leid, gerade hat sie dich ausgestochen.« An Lissy gewandt rief sie: »Ich hole die Verpackung aus dem Hinterzimmer!«
»Ja, bitte. Ich schwöre dir, mir gefällt schon so vieles hier, und dabei bist du noch nicht einmal zur Hälfte eingerichtet! Ich habe erst gestern Abend zu Dwight gesagt, dass ich gar nicht weiß, wo du die Zeit für das alles hernimmst. Du musst ja einen Sechsundzwanzig-Stunden- Tag haben, wenn man bedenkt, dass du gerade erst umgezogen bist, hier alles einrichtest, mit den Lieferanten verhandelst und dann auch noch deine Abende mit Cade verbringst!«
»Cade?«, fragten Tory und Faith wie aus einem Mund.
»Der Mann hat schneller gehandelt, als ich geglaubt habe.« Lissy trat wieder an die Theke. »Ich muss sagen, ich konnte mir euch zwei nie zusammen vorstellen, als Paar sozusagen. Aber du weißt ja, was man über stille Wasser sagt.«
»Ja. Eh, nein ...« Tory hob die Hand. »Ich weiß nicht, wovon du redest. Cade und ich sind nicht zusammen.«
»Oh, du brauchst nicht rot zu werden. Wir sind doch hier unter uns. Dwight hat mir alles erzählt und gesagt, dass du es wahrscheinlich noch eine Weile geheim halten möchtest. Ich habe es keiner Menschenseele erzählt, mach dir keine Sorgen.«
»Es gibt nichts zu erzählen. Überhaupt nichts. Wir haben nur ...« Beide Frauen blickten Tory scharf an, und sie hatte das Gefühl, als ob ihre Zunge ganz unbeweglich wurde. »Nichts. Dwight hat sich geirrt. Ich hole jetzt die Verpackung.«
»Keine Ahnung, warum sie es unbedingt geheim halten will«, sagte Lissy, als Tory in den Lagerraum lief. »Schließlich sind sie doch beide nicht verheiratet oder so. Allerdings passt die Vorstellung, dass sie sich mit Cade in den Laken wälzt, nachdem sie kaum einen Monat hier ist, vermutlich nicht zu dem damenhaften Image, das sie gern von sich errichten möchte«, fügte sie grinsend hinzu.
»Bitte?« Cades Angelegenheiten gingen nur ihn etwas an, fand Faith. Aber sie wollte verdammt sein, wenn sie es zuließ, dass diese kleine Katze ihre Krallen in ihn schlug. »Haben richtige Damen keinen Sex?« Mit strahlendem Lächeln tippte sie auf Lissys Bauch. »Wahrscheinlich ist dein Bauch so dick, weil du zu viel Schokolade gegessen hast?«
»Ich bin eine verheiratete Frau!«
»Das warst du aber noch nicht, als du mit Dwight auf dem Rücksitz seines gebrauchten Camaro herumgerollt bist.«
»Ach, du meine Güte, Faith, du hast dich damals auch ständig mit irgendjemandem herumgerollt!«
»Genau. Deshalb bin ich auch verdammt vorsichtig, wenn ich auf jemanden Steine werfe.« Schwungvoll unterschrieb sie ihren Scheck und befestigte dann den zweiten Ohrring.
»Ich will ja nur sagen, dass sie sich für jemanden, der gerade erst nach Progress zurückgekehrt ist und in den letzten Jahren Gott weiß was getrieben hat, bemerkenswert
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