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Lilien im Sommerwind

Lilien im Sommerwind

Titel: Lilien im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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schnell an einen Lavelle herangemacht hat.«
    »Niemand macht sich an einen Lavelle heran, wenn wir das nicht wollen.« Faith wollte jedoch über diese Neuigkeit nachdenken. Und zwar gründlich.
     
    Tory hätte am liebsten zugemacht, nachdem ihre beiden unerwarteten Kundinnen wieder verschwunden waren. Aber das hätte ihren Terminplan durcheinander gebracht und außerdem Lissys albernem Klatsch mehr Bedeutung verliehen als nötig.
    Also arbeitete sie weitere drei Stunden in ihrem Laden, zeichnete systematisch ihre Ware aus, trug sie ein und stellte sie auf. Die körperliche Arbeit und der lästige Papierkram hielten sie vom Grübeln ab.
    Auf der Fahrt nach Hause hatte sie jedoch reichlich Gelegenheit dazu.
    Sie hatte nicht vor, sich so wieder in Progress einzuführen. Sie würde nicht eine Minute lang tolerieren, dass sie zum Mittelpunkt des Stadttratsches würde. Am besten ignorierte sie das Gerede einfach.
    Und hielt sich von Cade fern.
    Beides würde ihr nicht schwer fallen.
    Sie war daran gewöhnt, Klatsch zu ignorieren - und es war in der Vergangenheit um wichtigere Dinge gegangen als um eine erfundene Romanze. Sie musste ganz gewiss keine Zeit mit Cade Lavelle verbringen. Und sie war bisher ja auch kaum mit ihm zusammen gewesen. Sie hatten ein paar Mal zusammen gegessen, sich ein oder zwei Filme angesehen und einmal hatten sie einen Ausflug gemacht. Lauter harmlose Vergnügungen.
    Von jetzt an würde sie eben alles allein machen.
    In dem Moment sah sie seinen Wagen am Feldrand stehen.
    Tory nahm sich vor, vorbeizufahren. Es gab keinen Grund anzuhalten und über die Sache zu reden. Es wäre viel vernünftiger, nach Hause zu fahren und die ganze alberne Angelegenheit eines natürlichen Todes sterben zu lassen.
    Doch bei diesem Gedanken sah sie das hungrige Funkeln in Lissys Augen vor sich.
    Tory riss das Lenkrad herum und fuhr auf den Seitenstreifen. Sie würde es nur kurz erwähnen, mehr nicht. Und sie würde Cade auffordern, den Mund zu halten und aufzuhören, mit seinen blöden Freunden über sie zu reden. Sie waren schließlich nicht mehr auf der High School.
     
    Piney Cobb zog lange und nachdenklich an seiner letzten Marlboro. Er hatte gesehen, wie der Kombi an den Feldrand fuhr, hatte gesehen, wie die Frau - verdammt, war das nicht die kleine Bodeen? - über das Feld auf sie zukam.
    Neben ihm stand Cade und betrachtete den Fortschritt der Saat. Nach Pineys Meinung hatte der Junge komische Ideen, aber sie funktionierten. Und es ging ihn ja schließlich nichts an. Er verdiente immer das Gleiche, egal ob er die Pflanzen zu Tode sprühte oder ob er sie mit Kuhmist und Marienkäfern hätschelte.
    »Wir könnten noch etwas Regen gebrauchen, so wie vorgestern Nacht«, sagte Cade.
    »Allerdings.« Piney kratzte sich über das stoppelige, graue Kinn und schürzte die Lippen. »Ihre Pflanzen hier sind ein paar Zentimeter höher als auf den traditionellen Feldern.«
    »Organisch angebaute Baumwolle wächst schneller«, sagte Cade geistesabwesend. »Chemie behindert das Wachstum.«
    »Ja, das haben Sie schon erwähnt.« Und es hatte sich, trotz Pineys Zweifeln, als wahr erwiesen. Manchmal dachte er, dass ein Studium vielleicht doch nicht so verkehrt war.
    Das sagte er allerdings nicht laut.
    »Boss?« Piney zog ein letztes Mal an seiner Zigarette und drückte die Kippe dann sorgfältig mit der Schuhsohle aus. »Haben Sie Probleme mit einer Frau?«
    Da er in Gedanken ganz bei der Arbeit war, dauerte es eine Weile, bis Cade ihn verstand. »Wie bitte?«
    »Also, ich habe mich ja von Frauen immer fern gehalten, aber ich bin schon lange genug auf der Welt, um erkennen zu können, wann eine Frau wütend ist.«
    Blinzelnd wies er mit dem Kopf in die Richtung, in der Tory sich einen Weg durch die Ackerfurchen bahnte. »Da kommt gerade eine. So wie es aussieht, sind Sie schon tot.«
    »Ich habe keine Probleme.«
    »Bei der irren Sie sich, würde ich sagen«, murmelte Piney und trat einen Schritt zurück, um nicht in die Schusslinie zu geraten.
    »Cade!«
    Er freute sich, Tory zu sehen. »Tory! Das ist aber eine nette Überraschung.«
    »Wirklich? Das werden wir erst noch sehen. Ich muss mit dir reden.«
    »Gut.«
    »Allein.«
    »Wir können ja ein bisschen spazieren gehen.«
    Tory holte tief Luft und erinnerte sich ihrer Manieren. »Verzeihung, Mr. Cobb.«
    »Nicht nötig. Ich hätte nicht gedacht, dass Sie mich wiedererkennen.«
    Das hatte sie auch nicht getan, jedenfalls nicht bewusst. Sie hatte seinen Namen genannt, ohne

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