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Lilien im Sommerwind

Lilien im Sommerwind

Titel: Lilien im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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obwohl er sich selbst einen Narren schalt, legte er es in eine Schreibtischschublade. Wenn ihr danach war, würde sie wiederkommen. Und er würde es zulassen. Er würde es so lange zulassen, bis er sich selbst zu sehr verachtete, oder, wenn er Glück hatte, bis er von ihr kuriert war und sie nur noch als interessante Abwechslung betrachten konnte.
    Er fuhr mit der Hand über Sadies Kopf und überprüfte die Operationswunde. Da sie jetzt wach war und ihn aus ihren tiefbraunen Augen benommen ansah, nahm er sie vorsichtig auf den Arm. Er wollte sie mit nach oben nehmen, damit sie nicht allein war.

9
     
    Sex machte sie immer durstig. Viel fröhlicher als vorher beschloss Faith, zu Hanson zu gehen und sich ein süßes, kaltes Getränk zu kaufen, das sie dann auf dem Weg zum Supermarkt genießen konnte.
    Sie warf einen Blick zurück auf die Tierarztpraxis und zu den Fenstern von Wades Wohnung. Im Geiste schickte sie ihm einen Kuss. Vielleicht würde sie ihn später anrufen und ihn fragen, was er von einer Ausfahrt hielte. Vielleicht konnten sie ja heute Abend nach Georgetown fahren und sich einen hübschen Platz am Wasser suchen.
    Es war nett mit Wade, einerseits vertraut, andererseits aufregend. Er war so verlässlich wie der Sonnenaufgang, immer da, wenn sie ihn brauchte.
    Unvermittelt dachte sie an einen lange vergangenen Sommer, als er ganz selbstverständlich von Liebe und Ehe, Haus und Kindern gesprochen hatte. Entschlossen verdrängte sie den Gedanken. Ihr ging es um schnellen, geheimen Sex. Genau das wollte sie und er inzwischen glücklicherweise auch.
    Sie würde sich Cades Cabrio leihen, und dann konnten sie an die Küste fahren, irgendwo anhalten und sich wie Teenager benehmen.
    Faith hatte ihr Auto ein Stück von der Praxis entfernt geparkt. Schließlich musste sie es ja nicht darauf anlegen, dass sich die Leute das Maul über sie zerrissen, was sie ja ohnehin schon pausenlos taten. Sie wollte gerade einsteigen, als sie sah, dass Tory aus der Ladentür trat und dann einfach mitten auf dem Bürgersteig stehen blieb und in die Gegend starrte.
    Irgendwie ist sie ein komisches Huhn, das sich nie ganz gemausert hat, dachte Faith, aber aus Neugier überquerte sie die Straße.
    »Hast du einen deiner Trancezustände?«
    Tory zuckte zusammen. »Ich wollte bloß sehen, wie das Schaufenster wirkt. Der Schriftmaler ist eben fertig geworden.«
    »Hmm.« Faith stemmte eine Hand in die Hüfte und betrachtete ebenfalls das Schaufenster. Die schwarzen Druckbuchstaben wirkten frisch und nobel. »Southern Comfort. Verkaufst du das?«
    »Ja.« Torys Freude an dem Moment war verflogen, und sie trat wieder zur Tür.
    »Du bist nicht sehr freundlich zu einer potenziellen Kundin.«
    Sanft blickte Tory sie an. Faith sieht großartig aus, dachte sie. Schick, gepflegt und zufrieden. Aber Tory hatte keine Lust auf ihre Gesellschaft. »Ich habe noch nicht geöffnet.«
    Verärgert packte Faith den Türgriff, bevor Tory ihr die Tür vor der Nase zuschlagen konnte, und warf einen Blick in den Laden. »Meiner Meinung nach sieht es noch nicht besonders fertig aus«, kommentierte sie, nachdem sie die fast leeren Regale gemustert hatte.
    »Das scheint nur so. Ich habe zu arbeiten, Faith.«
    »Oh, nimm auf mich keine Rücksicht. Mach ruhig weiter.« Faith vollführte eine beiläufige Handbewegung und begann herumzuwandern, teil aus Interesse, teils auch aus Eigensinn.
    Das Ladenlokal war äußerst einladend, das musste sie zugeben. Das Glas der Schaukästen, die Dwights Leute gebaut hatten, funkelte, das Holz war auf Hochglanz poliert. Selbst die Verpackungskartons waren ordentlich aufgestapelt, und das Füllmaterial, das man für die Verpackung brauchte, befand sich in einer großen Plastikwanne.
    »Hast du genug Ware?«
    »Ja.« Ungerührt packte Tory weiter Material aus. Wie sie Faith Lavelle kannte, würde sie sich bald langweilen und wieder verschwinden. »Falls es dich interessiert, ich habe vor, nächsten Samstag zu eröffnen. Nur an diesem Tag wird es ausgewählte Ware zehn Prozent billiger geben.«
    Faith zuckte mit der Schulter. »An den Wochenenden habe ich meistens etwas vor.« Sie schlenderte an einer hüfthohen Theke mit Glaseinsatz vorbei. Darin lagen auf weißem Satin ausgesuchte Musterstücke von handgearbeitetem Schmuck - Silber, Perlen und farbige Steine, verlockend angeordnet.
    Unwillkürlich wollte Faith die Haube anheben, und sie fluchte leise, als sie sie verschlossen fand. Vorsichtig sah sie zu Tory hin und war froh,

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