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Lilienblut

Lilienblut

Titel: Lilienblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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es ganz danach aus, dass hier nie etwas gedeihen würde.

    Noch einmal sah sie hoch. Und für den Bruchteil einer Sekunde erkannte sie wieder eine Bewegung. »Da!« Sie fuhr mit dem Zeigefinger in die Luft und deutete hinauf. »Da ist jemand!«
    »Wo?« Franziska legte die Hand über die Augen. »Wo denn?«
    »Da war was. Ich hab’s doch gesehen! Als die Steine runterkamen, hatte ich schon mal das Gefühl, dass da oben was ist!«
    »Da ist nichts.« Franziska schenkte ihr einen müden Blick. »Du hast dich getäuscht. Wer da rumturnt, ist lebensmüde. Lass uns weitermachen, es wird bald dunkel.« Sie ging zu dem Draht und stellte ein Bein darauf, damit Sabrina leichter darübersteigen konnte.
    »Ich spinne doch nicht. Ich habe was gesehen!«
    »Ein Tier vielleicht.«
    »Was denn, etwa eine Gämse? Wir sind doch nicht im Hochgebirge.«
    »Okay.« Franziska seufzte resigniert. »Wir schauen morgen mal nach. Morgen. Oder nächste Woche. Heute müssen wir noch arbeiten. Es soll in den nächsten Tagen den ersten Bodenfrost geben.«
    Ärgerlich stieg Sabrina über den Draht und ging zurück zu ihrem Korb. Doch bevor sie ihn sich wieder auf den Rücken schnallen konnte, hielt sie überrascht inne. Wie Kai aus der Kiste war eine Gestalt aus den dichten Blättern keine zwei Meter von ihr entfernt aufgetaucht.
    »Beate!«
    Offenbar hatte sie schon eine Weile gut versteckt hinter den Reben gesessen und auf einen passenden Moment gewartet, Sabrina zu Tode zu erschrecken.
    »Hi. Du hast gesagt, ich soll helfen. Da bin ich. – Guten Tag. Sie müssen Frau Doberstein sein. Ich bin Beate Seiters, die Enkelin vom Richter aus Andernach. Ihre Tochter hat mich zur Lese eingeladen.«
    Franziska blies sich eine widerspenstige Haarsträhne aus
dem Gesicht und ergriff dann Beates ausgestreckte Hand. »Ich freue mich, dich kennenzulernen. Sabrina hat schon viel von dir erzählt.«
    Beate sah sich um. »Diese Eimer zum Anschnallen, soll ich mir auch so einen nehmen?«
    »Äh … ja.« Sabrina löste sich aus ihrer Erstarrung. »Warte mal. Kjell hat seinen Korb hier irgendwo liegen gelassen.«
    Sie ging hinunter zum Weg, wo der kleine Trecker mit dem Anhänger stand, auf dem die Trauben gesammelt wurden. Die beiden Dänen hatten einfach die letzten vollen Eimer auf die Ladefläche geworfen. Sabrina kletterte hinauf, leerte einen von ihnen aus und brachte ihn Beate. Franziska hatte sich mittlerweile wieder zwei Reihen weiter an die Arbeit gemacht.
    »Ich halte meine Versprechen. Immer.« Beate nahm den Korb und schnallte ihn sich auf den Rücken.
    Sabrina reichte ihr eine der Spitzscheren. Irgendwie musste sie jetzt etwas sagen, um dieses unglückselige Treffen auf dem Marktplatz nicht für ewig im Raum stehen zu lassen. »Ich wollte dich nicht anlügen.«
    »Schon gut. Ein Date geht vor. »Beate nahm die Schere, und dabei verrutschte der Ärmel ihres hochgekrempelten Hemdes. Ihr rechter Ellenbogen war blutig aufgeschürft.
    »Was hast du denn da?«
    »Ich bin ausgerutscht. Nicht der Rede wert.«
    »Lass mich sehen.«
    »Nein!« Beate rollte den Ärmel herunter. »Erzähl mir lieber, wie es gelaufen ist.«
    Sabrina überließ Beate die angefangene Reihe und nahm sich die nächste vor. Während sie sich langsam nach oben arbeiteten, erzählte sie ihr von Lukas und dem Weinberg. Einen Moment lang zögerte sie, Amelie zu erwähnen. Dann fiel ihr aber ein, dass der Richter ja ohnehin alles über ihre Nachforschungen brühwarm weitererzählt hatte, und sie schloss auch das in ihren Bericht mit ein. Als sie damit fertig war, hatten sie ziemlich zeitgleich das Ende der Reihe erreicht.
    »Du willst also wirklich herausfinden, wer deine Freundin umgebracht hat?« Beate wischte sich ihre verklebten Hände an ihrer Hose ab, die bis vor Kurzem noch hellbeige gewesen war. »Da hast du dir ja was vorgenommen. Irgendwo hat dieser Lukas natürlich recht. Du solltest das alles der Polizei überlassen.«
    »Die kommt nicht weiter. Kilian ist wie vom Erdboden verschluckt.«
    Es war merkwürdig, über ihn zu reden. Aber schön. Ganz anders als mit Lukas. Beate hatte sie nicht unterbrochen und auch nicht für verrückt erklärt.
    »Dann hat er falsche Papiere. Und versteckt sich irgendwo.«
    »Mit einem Schiff?«
    Beate nickte. »Hier ist ihm das doch auch gelungen. Er kann schon Gott weiß wo sein. In Rotterdam. Oder in Wien. Vielleicht sogar schon im Schwarzen Meer. Wohin wollte er?«
    »In den Süden.«
    »Wenn sie ihn in den ersten drei Tagen nicht gefasst

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