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Lilienrupfer

Lilienrupfer

Titel: Lilienrupfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Velden
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das, aber er schwieg und rief mich ein paar Tage später zu sich ins Büro.
    »Sie wissen«, fing er zögernd an, »wir beginnen bald mit den Proben zu ›Viel Lärm um nichts‹.«
    Ich nickte.
    »Und   … ehm   … Sie wissen auch, dass uns die Produktion ein Heidengeld kosten wird.«
    »Ja«, antwortete ich. »Franz Romer inszeniert.«
    »Eben.« Friedmann nickte bedächtig, als hätte ich ebenetwas sehr Weises ausgesprochen. »Undine, Sie wissen, wie sehr mir Romer am Herzen liegt, wie sehr ich auf ihn setze, aber wir brauchen Geld.«
    Wer nicht, hätte ich fast geantwortet und hob in der Erwartung, er wolle mich vielleicht anpumpen, den Kopf etwas höher. Aber da sprach er schon weiter: »Wir haben Glück, denn ich habe einen Sponsor gefunden. Er besitzt ein Unternehmen für Metzgereibedarf und scheffelt einen schönen Batzen Kohle damit.« Er schüttelte traurig den Kopf, als könne er die Tatsache, wie viel Gewinn im Trivialen steckt, nur schwer verwinden. »Seine Frau ist eine Jugendfreundin von mir, wir haben zusammen studiert, uns aber dann aus den Augen verloren. Doch offensichtlich hat sie mich nicht vergessen, denn vor einem Jahr rief sie plötzlich an, um über alte Zeiten zu plaudern. Seitdem halten wir Kontakt. Jetzt hat sie ihren Mann überredet, in unser nächstes Stück zu investieren.«
    »Unter welcher Bedingung?«, fragte ich und nahm mir eine Praline aus Friedmanns silberner Konfektschale.
    Er sah mich verzweifelt an. »Sie will ein Mitspracherecht bei der Inszenierung haben.«
    Ich schnappte nach Luft. »Da macht Franz nie und nimmer mit.«
    »Ich weiß. Aber wir haben nun mal keine Wahl. Wir brauchen das Geld.« Er hielt inne und schöpfte neuen Atem. »Sie erwartet ihn übermorgen zum Kaffee, und ich dachte mir, es sei das Beste, wenn Sie ihn begleiten würden. Als eine Art Puffer, sozusagen.«
    »Haben Sie es ihm schon gesagt.«
    »Nein. Ich habe gehofft, das würden Sie übernehmen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das hinkriege«, sagte ich und stand auf. »Er wird toben.«
    Friedmann nickte wieder, aber nicht mehr ganz so verzweifelt wie vorher.
    ***
    Ich behielt recht. Franz kochte vor Wut, als ich ihm die Nachricht am Telefon überbrachte.
    »Was bildet sich dieses Dämchen überhaupt ein? Metzgereibedarf und dann einen auf Kunst machen. Mitspracherecht!« Ich hörte, wie er fast spuckte. »Wenn das herauskommt, bin ich das Gespött der ganzen Branche.«
    »Erstens Franz«, warf ich sanft ein »muss es nicht herauskommen. Und zweitens ist ihr Mann der mit den Hackebeilchen,
sie
hat mit unserem Friedmann Theaterwissenschaften studiert.«
    »Pah.« Franz schnaubte verächtlich. »Das sind mir die Allerliebsten, die sich erst ein dickes Polster schaffen und dann von Kunst und Bildung säuseln. Ich kenne diesen Typ. Diese Weiber residieren allesamt am Starnberger See, während unsereins in Dachkammern haust.«
    Ich lachte und antwortete dann: »Dein Scharfsinn, Franz, verblüfft mich immer wieder. Frau Mägelein wohnt in Tutzing. Seegrundstück. Jetzt komm, stell dich nicht so an. Vielleicht ist sie ja nett. Sie lädt uns zum Kaffee ein. Außerdem sagst du ja selbst immer: ›A Göid muss her, dann kann was g’schehn.‹«
    »Mozart hat das gesagt«, murmelte er.
    »Und er hat recht«, antwortete ich.
    Franz lachte plötzlich hysterisch. »Metzgereibedarf Mägelein, Mozart und Shakespeare. Das gibt’s ja gar nicht.«
    »Wenn wir übermorgen fahren, gibt es das doch. Hm? Was meinst du?«
    »Na gut, fahren wir. Aber eins sage ich gleich: Ich lasse mir in nichts hineinreden. Aber auch in gar nichts.«
    »Natürlich nicht, Franz. Du wickelst sie um deinen kleinen Finger und dort hält sie schön still.«
    Franz knurrte etwas von Unterdrückung durch die Bourgeoisie und legte dann mit einem knappen »Bis morgen« auf.
    ***
    Der Besuch in Tutzing lässt sich am treffendsten mit bizarr beschreiben. Es fing allein damit an, dass unsere Gastgeberin, kaum dass wir in dem Wohnzimmer voller Antiquitäten Platz genommen hatten, sich sozusagen für die Firma ihres Mannes entschuldigte. Sie kenne das Innere der Firma nur von den Weihnachtsfeiern – als Gattin des Chefs müsse sie sich zumindest zu diesem Anlass einmal im Jahr blicken lassen – hinzu käme, dass sie seit vielen Jahren Vegetarierin sei. Das wunderte mich nicht, denn offen gestanden sah sie genauso aus. Fairerweise will ich nicht allen Fleischentsagenden Freudlosigkeit und Gram unterstellen, aber häufig erinnerten sie mich doch an

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