Lilientraeume
zufrieden und glücklich und vor allem furchtbar stolz auf euch.«
»Das glaub ich auch«, pflichtete ihm Owen bei. »Einige von deinen Arbeiten stehen übrigens im Haus verteilt. Machen sich gut dort.«
»Tja, wer hätte das je gedacht?«
Mühsam und befangen stolperten die beiden weiter durch ihre Frühstücksunterhaltung, während Justine am Herd versonnen vor sich hinlächelte.
Owen war froh, als er endlich in die Werkstatt hinübergehen konnte. Wie immer folgten die Hunde ihm auf Schritt und Tritt.
Er schaltete nacheinander Licht, Radio und Heizung an und machte sich an den Kaminsims, um nach einer halben Stunde sein Werkzeug wieder hinzuschmeißen. Er war heute nicht in der Verfassung für so eine kniffelige Arbeit. Nicht dass er das wertvolle Holz noch ruinierte.
Seine Gedanken kreisten nach wie vor um seine Mutter und Willy B. – und natürlich um Avery und ihr seltsames Verhalten.
Owen stellte Heizung und Radio wieder ab, löschte die Lampen und kehrte, gefolgt von den Hunden, zum Haus zurück. Cus zuliebe kickte er einmal kräftig den Ball weg, bevor er wieder in seinen Pick-up stieg und zu Becketts Haus hinüberfuhr. Anspruchslose, schweißtreibende Schreinerarbeit wäre sicherlich jetzt genau das Richtige, sagte er sich. Beim Zurechtsägen von Trägern konnte man nicht viel falsch machen.
Zu seiner Überraschung standen auch die Autos beider Brüder vor dem Haus. Er wusste nicht recht, ob er sich darüber freute oder eher nicht. Und ob er ihnen von Willy B. erzählen sollte. Und wenn ja, was und wie viele Einzelheiten. Schließlich gelangte er zu der Überzeugung, dass es ihr Recht sei, Bescheid zu wissen, und ihm brachte es den Vorteil, mit diesem irgendwie peinlichen Wissen nicht alleine dazustehen.
Er nahm seinen Werkzeuggürtel und ging ins Haus. Allmählich nahm es Gestalt an, dachte er, obwohl ihnen neben den Arbeiten am Hotel gar nicht so viel Zeit geblieben war. Und das trotz des Anbaus, der in Anbetracht einer mindestens fünfköpfigen Familie erforderlich gewesen war. Und wer wusste schon, wie viele Kinder noch folgten. Owen rechnete damit, bis April so weit fertig zu sein, dass Beckett, Clare und die drei Jungen einziehen konnten. Mit Glück noch vor der Hochzeit.
Er drehte eine Runde durchs Erdgeschoss, bevor er nach oben stieg. Endlich würden sie aus dem kleinen Haus herauskommen und sich hier nach Herzenslust ausbreiten können. Clare hatte sich besonders einen Kamin im Schlafzimmer gewünscht – ein Mädchentraum, der jetzt in Erfüllung ging. Auch genug Badezimmer würden sie haben, sodass man sich nicht ständig in die Quere kam. Drei Bäder, fünf Schlafräume, verteilt über drei Wohnebenen – das konnte sich sehen lassen.
Bevor er einen seiner Brüder sah, kam ihm D.B. auf dem Flur entgegengetrottet und wedelte erwartungsvoll mit seinem Schwanz. »Ich hab nichts für dich.« Owen spreizte seine leeren Hände, ehe er den Hund zwischen den Ohren kraulte. Mehr sagte er nicht, denn allein die Worte Futter oder Essen würden falsche Hoffnungen auslösen.
In einem der Schlafzimmer fand er seine Brüder. Beckett sägte Bretter, während Ryder an einem Rahmen für den Wandschrank arbeitete.
»Und mir habt ihr kein Wort gesagt, dass ihr euch trefft«, beschwerte Owen sich über den Lärm hinweg.
Beckett richtete sich grinsend auf und nahm die Schutzbrille ab. »War nicht abgesprochen. Ry ist gerade eben aufgetaucht, und ich dachte mir bereits, dass du ebenfalls bald erscheinst. Was ich durchaus zu schätzen weiß.«
»Hast du etwa keine Donuts dabei?«, erkundigte sich Ryder, und D.B. wedelte abermals mit seinem Schwanz.
»Nein, leider nicht.«
»Clare ist heute Morgen im Buchladen und holt die Jungs um die Mittagszeit bei ihren Eltern ab. Anschließend will sie in den Supermarkt und bringt uns ein paar Sandwichs mit. Die Kinder wollen mir nämlich helfen.«
»Du Ärmster«, meinte Ryder bedauernd.
»Dad hat uns in ihrem Alter schon jede Menge Arbeit anvertraut«, sagte Beckett achselzuckend.
»Daran siehst du, dass sich die Einstellungen ändern. Übrigens: Wozu braucht ihr eigentlich so verdammt viele Zimmer?«
Owen kam seinem Bruder mit der Antwort zuvor. »Ist doch ganz logisch. Eins für jedes Kind. Eins für Clare und Beck und dann noch ein Gästezimmer.«
»Hätte es nicht ein Schlafsofa im Wohn- oder Arbeitszimmer auch getan?«
»Wir werden die fünf Zimmer schon brauchen«, schaltete sich Beckett ein. »Weil es bei den drei Kindern nicht bleiben wird.«
Owen
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