Lilientraeume
erzähle.«
»Hunde sind was Tolles.« Liam nickte heftig. »Man kann mit ihnen spielen und toben und ihnen was beibringen. Außerdem lassen sie keine bösen Männer rein. Bei uns zu Hause war mal ein böser Mann – da waren die Hunde leider noch ganz klein und ein bisschen dumm.«
Owen wollte die Geschichte mit Sam Freemont lieber nicht vertiefen. »Ihr habt tolle Hunde«, sagte er deshalb bloß.
Liam ließ nicht locker. »Wenn sie richtig groß sind, lassen sie bestimmt keine bösen Männer mehr ins Haus. Der Mann ist bei uns eingebrochen und hat meine Mom erschreckt.«
»Ich weiß. Deswegen sitzt er jetzt im Gefängnis und kann euch nichts mehr tun.«
»Beckett ist gekommen und hat ihn verprügelt. Und du und Ryder, ihr wart auch dabei.«
»Stimmt.« Wenn Liam so unbedingt darüber sprechen wollte, hatte er diese Geschichte offensichtlich bislang nicht wirklich verarbeitet. »Du brauchst keine Angst zu haben, Liam. Wir passen immer auf euch auf.«
»Weil Mom und Beckett heiraten.«
»Nicht nur deshalb.«
»Wenn der böse Mann wieder versucht, in unser Haus einzubrechen, und Beckett nicht da ist, werden ich und Harry mit ihm kämpfen, und Murphy ruft die Polizei an. Wir haben schon geübt.«
»Das war wirklich clever von euch.«
»Und wenn die Hunde groß sind, und der Mann kommt zurück, werden sie ihn beißen.« Liam blickte Owen von der Seite an. »Weil sie schließlich keine Dummköpfe oder Esel sind.«
Lachend zauste Owen seinem jungen Beifahrer das Haar. »Das sind sie auf keinen Fall.«
Später, während Clare die Jungen nach dem Abendessen in die Badewanne scheuchte, berichtete Owen Beckett von der Unterhaltung mit dem Kind.
»Clare und ich haben mit ihnen über die Sache geredet, das Ganze allerdings ein bisschen heruntergespielt. Zusätzlich haben sie in der Schule wohl so einiges gehört. Deshalb hat Harry einen Kriegsrat einberufen, und sie haben sich an mich gewandt. Männersache.«
»Dann wurde Clare also aus der Sache rausgehalten?«
Beckett blickte Richtung Treppe. »Vielleicht ist das nicht ganz korrekt, fühlte sich in diesem Fall jedoch einfach richtig an. Sie sollen wissen, dass wir auf sie und ihre Mom aufpassen.« Er machte eine kurze Pause. »Apropos Mom. Ich hab Clare auf der Rückfahrt von der Sache mit Willy B. erzählt. Wohlgemerkt so leise, dass die beiden Jungs es nicht mitkriegen konnten.«
»Und was hat sie gesagt?«
»Das, womit ich bereits gerechnet hatte. Dass Mom einen Anspruch auf ein eigenes Leben habe. Dass sie eine lebensvolle Frau und Willy B. ein anständiger Mann sei. Blablabla. Sie hat zwar recht, aber trotzdem …«
»Schließlich war es nicht ihre eigene Mutter, die halb nackt mit einem ebenfalls halb nackten Mann am Herd stand – das macht wohl den Unterschied.«
Seufzend schloss Beckett seine Augen. »Danke für das neue Bild – das hat in meiner Sammlung noch gefehlt.« Er schüttelte den Kopf. »Im Übrigen wirkte Clare nicht sonderlich überrascht.«
»Was willst du damit sagen?« Owen, der sich soeben ein Bier aus dem Kühlschrank genommen hatte, stellte die Flasche achtlos auf den Tisch. »Glaubst du etwa, sie hat es gewusst?«
»Entweder das oder es war mal wieder typisch weibliche Intuition. Also, ich weiß es nicht. Gerade als ich sie danach fragen wollte, fingen Harry und Murphy zu streiten an.«
Owen kam plötzlich ein schrecklicher Gedanke. »Wenn Clare es wusste, dann weiß Avery es bestimmt ebenfalls …«
»Vielleicht war es bei Clare ja bloß eine Vermutung«, meinte Beckett lahm.
»Glaub ja nicht, dass sie über ihre Intuitionen nicht reden«, gab Owen zurück. »Vermutlich gibt es für sie nichts Schöneres, als über so was zu spekulieren – gemütlich beim Weiberabend mit Wein. Sie treffen sich doch andauernd: Clare, Avery und Hope.«
»Hilft nichts. Wir müssen uns einfach an den Gedanken gewöhnen, und ich werde Clare noch genauer befragen, ob sie es nun wusste oder nicht und wer es sonst noch weiß. Wirst du mit Avery drüber reden?«
Owen hob die Schultern. »Ich weiß nicht so recht. Vermutlich. Außerdem frag ich mich, warum sie mir nichts davon gesagt hat – falls sie es wirklich bereits seit Längerem weiß.«
Ihr fruchtloses Gespräch fand ein Ende, als Harry in seinem geliebten X-Men-Schlafanzug ins Wohnzimmer gerannt kam. »Wir dürfen noch ein bisschen Wii spielen, hat Mom gesagt.«
Owen blieb keine andere Wahl, als sich ihnen anzuschließen. Er mochte die Jungen, und er mochte Wii, doch der Gedanke an
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