Lilientraeume
Gespenstisches passiert? Absolut nichts?«
»Nun ja, ich saß mit meinem Laptop auf dem Bett, und gegen Mitternacht gingen mit einem Mal die Nachttischlampen aus.«
»Wieso hab ich dann deine Schreie nicht bis in mein Haus gehört?«
»Weil ich nicht geschrien habe.« Hope lächelte. »Zugegeben, einen gewaltigen Schreck hat mir das Ganze schon versetzt, doch zum Glück ließen sich die Lampen gleich wieder anschalten. Allerdings hat sie sie ein paar Sekunden später erneut gelöscht. Und da hab ich es kapiert: Sie wollte, dass ich endlich schlafe.«
»Und dann?«
»Ganz einfach. Ich hab meinen Laptop ausgestellt und getan, was sie verlangte. Weil ich sowieso vollkommen erledigt war. Nur als ich unter der Decke lag, ist etwas Seltsames passiert.«
»War das mit den Lampen nicht schon merkwürdig genug?«
»Warte. Die Tür auf der anderen Flurseite ging auf und zu. Das kam mir wie ein Signal von Lizzy vor. Dass sie in ein anderes Zimmer umzieht, um mich nicht zu stören. Fand ich sehr rücksichtsvoll.«
»Wir sollten versuchen, etwas über diesen Billy herauszufinden.« Kaum hatte sie das gesagt, fingen die Lichter in der Küche an zu flackern und brannten anschließend ein wenig heller als zuvor. »Aha, dieser Vorschlag sagt ihr offensichtlich zu.«
»Gute Idee. Sobald ich etwas mehr Zeit habe, bin ich dabei.«
»Ich frag auch mal Owen. Vielleicht gibt es ja irgendwo Unterlagen über das Haus und seine Bewohner.« Sie schaute auf die Uhr und schlenkerte mit ihrem Arm. »Danke nochmals für die Leihgabe. Sieht wirklich toll aus, aber jetzt sollte ich langsam los. Ich hab Owen versprochen, gegen halb sechs da zu sein und ihm bei den letzten Vorbereitungen zur Hand zu gehen.«
»Mit dir zieht Owen wirklich das große Los.«
Avery lachte. »Noch ist es nicht so weit. Bislang bin ich bloß eine gute Freundin. Schauen wir mal, was das nächste Jahr bringt.« Bevor sie ging, wandte sie sich erneut an Hope. »Und es macht dir echt nichts aus, wenn du hier alleine bist?«
»Bin ich etwa alleine?« Hope machte eine Kopfbewegung zu dem ungewöhnlich hellen Küchenlicht und lachte. »Ist okay.«
»Wenn ich bei dir übernachten soll …«
»Du willst doch nur in Luxus schwelgen, gib’s zu.«
»Das natürlich auch. Aber wirklich, Hope, du brauchst es nur zu sagen, wenn …«
»Ich weiß.« Entschlossen drückte Hope ihr den Mantel in die Hand. »Und jetzt fahr endlich los und nimm dein Schicksal in die Hand.«
»Ich geb mir Mühe«, sagte Avery und war schon zur Tür heraus.
Owen überflog zum wiederholten Mal seine Vorbereitungsliste, die in seiner Küche hing, und hakte die Stichpunkte ab. Gerade war er bei »Musik«. Kurz vorher hatte er die Heizstrahler auf der Terrasse aufgestellt. Jetzt musste er nur noch das Essen herrichten, Gläser und Getränke bereitstellen, das Büfett aufbauen, die Säcke voller Eis für die Getränkeflaschen und -dosen in die großen Kübel schütten und, und, und.
Was hatte er sich nur dabei gedacht?
O ja, Avery. Er hatte nur an Avery gedacht. An sonst nichts.
Und deshalb musste er jetzt rühren und mixen und hacken und schneiden und am Ende alles möglichst ansprechend auf Platten arrangieren. Am besten ging er umgehend ans Werk.
Er holte Zutaten, Schüsseln, Schalen und Küchengeräte und breitete alles auf der Arbeitsplatte aus. Erleichtert atmete er auf, als die Haustür geöffnet wurde und kurz darauf Avery hereinspazierte.
Lächelnd drehte er sich um. »Hallo.«
Sein ganz privater Eingreiftrupp, dachte er und ging ihr entgegen, um ihr den Topf mit den Frikadellen abzunehmen. »Mein Gott, das sind ja Unmengen.«
»Du wirst sehen, dass am Ende nichts übrig bleibt«, sagte sie. »Ich muss schnell noch mal zu meinem Wagen und meine Tasche holen.«
»Die hol ich für dich, während du uns einen Wein eingießt.«
»Auch gut, die Tasche liegt auf dem Rücksitz.«
»Bin sofort wieder da.«
Sie schaute sich um. Trotz der bevorstehenden Party sah alles ordentlich und aufgeräumt wie immer aus. Zum ersten Mal betrachtete sie die Küche mit anderen Augen. Sie wirkte sehr einladend und komfortabel, allerdings ein wenig konservativ mit den gedeckten Farben, bei denen blassgrün dominierte. Sie hätte das Ganze mit Sicherheit ein bisschen aufgepeppt, vielleicht mit einem kräftigen Grün oder hier und da einem leuchtenden Tomatenrot, aber zu Owen passte die dezente Farbgebung ebenso wie das dunkle Holz, das ansonsten in der Küche vorherrschte.
Während sie sich aus ihrem
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