Lilientraeume
nach oben, Kumpel.«
»Sehr witzig.« Owen bedachte ihn mit einer säuerlichen Miene.
Avery hingegen lächelte unbefangen. »Danke für die Ermunterung, Ry, doch dafür ist es wohl reichlich spät. Es wird Zeit, an die Vorbereitungen zu gehen«, sagte sie und band sich ihre Schürze um.
»Tut mir leid, wenn ich euch gestört habe«, meinte Ryder leichthin. »Aber wie gesagt, ich handle auf Befehl.«
Während Owen sichtlich frustriert schaute, nahm Avery es sportlich. »Komm, lass gut sein, ist besser so«, sagte sie und tätschelte liebevoll Owens Arm. »Sieh es einfach positiv – immerhin haben wir jetzt einen zusätzlichen Helfer, der kräftig mit anpacken kann.«
»Stets zu Diensten.« Ryder ließ seine Flasche sinken und schnupperte an Avery. »Du riechst gut. Nach exotischen Früchten und nach … Geißblatt.«
»Geißblatt?« Sie roch an ihrem Arm. »Dann muss sie etwas davon auf mich übertragen haben. Wie zum Teufel macht sie das bloß? Elizabeth, meine ich. Bevor ich herkam, war ich kurz bei Hope, und da kam sie runter, um Hallo zu sagen. Oder um mir ein frohes, neues Jahr zu wünschen. Auf ihre Art eben.«
»Du hast sie gesehen?«, fragte Owen.
»Nein, und ich weiß nicht sicher zu sagen, ob ich deshalb sauer oder eher erleichtert bin.« Sie griff nach einem Holzlöffel, hob den Deckel auf dem Topf mit ihren Hackfleischbällchen an und rührte sie vorsichtig um. »Erst war da ihr Duft, und als Hope und ich darüber sprachen, dass man etwas über diesen Billy herausfinden sollte, da flackerte mit einem Mal das Küchenlicht und wurde anschließend ganz hell. Wie eine Bestätigung, dass sie diese Idee gut findet.«
Owen lachte. »Kein Problem. Geben wir einfach bei Google ein ›Billy, Freund der toten Elizabeth‹ und schon haben wir den Kerl. Stellt ihr euch das so vor?«
»Ich vertrau in dieser Hinsicht ganz auf Hopes Einfallsreichtum.« Avery hielt inne, weil sich Ryders Miene plötzlich verdüsterte. »Was ist?«
»Wie kommt sie mit der Situation zurecht?«
»Du meinst wegen Lizzy? Hope kann so leicht nichts erschüttern«, sagte sie und fügte an Owen gewandt hinzu: »Jetzt hätte ich gerne ein Glas Wein.«
»Ich hab durchaus schon das Gegenteil erlebt«, murmelte Ry.
»An dem Tag, als Owen Elizabeth im Spiegel gesehen hat? Nun ja, da war sie ein wenig verblüfft, würde ich sagen. Mehr nicht.«
Ryder jedoch dachte an etwas ganz anderes. Nämlich an ihre erste Begegnung. Seine Mutter hatte sie damals in den Raum geführt, in dem er gerade an den Fensterrahmen arbeitete. Zu seiner Verwunderung bemerkte er, dass sie kreidebleich wurde und ihn aus glasigen Augen anstarrte, als sei er ein Geist. Aber er behielt es für sich und zuckte nur mit den Schultern. »Wenn du meinst.«
»Ja, meine ich. Sie hat letzte Nacht sogar in Lizzys Zimmer geschlafen. Und zwar tief und fest, obwohl es zu einer kurzen Begegnung kam. Daran siehst du, dass sie selbst mit Geistern gut umgehen kann. Okay, ich hab hier den Spinat- und Artischockendip, die gefüllten Champignons, die … Würstchen im Schlafrock? Wirklich?«
»Die werden immer gerne gegessen«, verteidigte Owen sich.
»Stimmt. Du kümmerst dich am besten um die Bar, Owen, und Ry, du schneidest erst mal den Schinken auf.«
Kaum hatte sie das Wort Schinken ausgesprochen, wedelte D.B. erwartungsvoll mit dem Schwanz.
»Warum hat er das nicht bei Pilzen und Spinat gemacht?«, wunderte sich Avery.
»Das einzige Gemüse, das er frisst, sind Pommes«, klärte Ry sie auf. »Er ist bei seinem Futter ziemlich wählerisch.«
Avery konnte nur staunen. Während sie sich an die Zubereitung der gefüllten Champignons machte, beobachtete sie aus den Augenwinkeln Owen, der Gläser und Flaschen auf den Bartresen stellte und kiloweise Eis in die Bier- und Limonadenkühler gab. Wäre ganz sicher zeitlich etwas schwierig geworden, wenn sie das Jahr auf ihre besondere Art hätten ausklingen lassen. Zudem war es sehr spannend, wenn man sich noch darauf freute …. Ihr schien, dass Owens Enttäuschung und sein Ärger über Ryders Auftauchen ebenfalls gewichen waren. Wie eigentlich bei einem so vernünftigen Menschen nicht anders zu erwarten. Verrückte Aktionen waren nicht seine Sache. Zumindest bislang nicht.
»Fertig. Und was soll ich jetzt helfen?«, fragte Owen und trocknete sich die nassen, kalten Hände ab.
»Schälen, schneiden, klein hacken«, wies Avery ihn an und schob ihm ein Küchenbrett mit Gemüse sowie ein scharfes Messer hin. »Ich hab mir gerade
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