Lilientraeume
überlegt, noch einen Nudelsalat zu machen. Zutaten sind vorhanden. Kohlehydrate sind nämlich hervorragend, wenn man viel trinkt. Alkohol, meine ich. Und ich schätze mal, das werden außer mir sicher noch viele andere vorhaben.«
Zur Untermalung ihrer Worte prostete sie ihm mit ihrem Weinglas zu. Ihre Wangen glühten, und ihre Augen blitzten amüsiert.
Es war nicht das erste Mal, dass sie in seiner Küche stand, kam Owen in den Sinn. Auch bei früheren Partys hatte sie ihm geholfen. Der Unterschied bestand darin, dass sie jetzt seinetwegen hier war und sich auf ihn allein konzentrierte, anstatt mit Ryder oder Beckett ein wenig herumzuflirten. Als Frau, die er begehrte und die ihn begehrte, nahm er sie in dieser Umgebung zum ersten Mal wahr.
Er begriff es nach wie vor nicht ganz, dass ein einziger, dazu völlig spontaner Kuss ihre Beziehung so grundstürzend auf den Kopf stellen konnte. Oder verhielt es sich vielleicht ganz anders? Dass ihnen dadurch nur etwas klargemacht wurde, was schon immer bestanden hatte und lediglich verschüttet gewesen war?
Er trat auf sie zu und sah, wie sich ihr Blick veränderte. Kein Spott mehr, keine Belustigung, sondern bloß Zuneigung und sehnsüchtiges Erwarten. Sie ließ sich in seine Arme sinken und erwiderte seinen verlangenden Kuss. Als gebe es nichts und niemanden außer ihnen.
Prompt meldete sich Ryder zu Wort. »Darf ich euch bitte nochmals auf den ersten Stock und das Schlafzimmer verweisen«, grummelte er unwirsch.
»Nur kein Neid. Und musst du im Übrigen nicht langsam deine Begleiterin abholen?«
»Nein, ich hab die Verabredung gecancelt. Du weißt doch: ihr albernes Kichern. Schließlich fasst man fürs neue Jahr gute Vorsätze, dass alles besser werden soll.«
Avery schaute ihn ungläubig an. »Du hast kurzfristig ein Date für Silvester abgesagt?«
»Betrachte es als lebensrettende Maßnahme. Für die Lady. Denn wenn ich sie nicht selbst bereits vor Mitternacht erdrosselt hätte, wäre mir ganz sicher jemand anders zuvorgekommen. Und da ich keine Lust verspürte, über einen Ersatz nachzudenken, komm ich eben alleine.«
Avery drückte ihm ein Messer in die Hand und deutete auf ein Brett mit Gemüse. »Schneiden und klein hacken. Und tu bloß nicht so, als wüsstest du nicht, wie das geht«, sagte sie und kehrte zu ihrer eigenen Arbeit zurück. Nicht jedoch ohne Owen einen letzten, glückstrahlenden Blick zuzuwerfen.
Zum ersten Mal wünschte er sich, dass eine Party vorüber sein möge, ehe sie auch nur begonnen hatte.
Trotzdem wurde es ein tolles Fest. Alle Gäste lobten das Essen in höchsten Tönen, aßen und tranken ausgiebig, und bald herrschte eine ausgelassene Stimmung. Man verteilte sich grüppchenweise im ganzen Haus und auf der Terrasse, wo die Heizstrahler der Kälte Paroli boten. Es wurde geredet, gelacht und getanzt.
Owen gab den perfekten Gastgeber, der sich um alles kümmerte und die Augen überall zu haben schien. Er füllte Servierplatten nach und reichte sie herum, schenkte Wein ein und sorgte auch ansonsten für steten Getränkenachschub. Zwischendurch spielte er mit Freunden ein paar Runden Wii.
Selbst um die Küche kümmerte er sich. Als er seine Mutter beim Abwaschen einer Platte, die zu groß für die Spülmaschine war, ertappte, nahm er sie ihr aus der Hand. »Du sollst in meinem Haus nicht arbeiten.«
»Lass mich doch. Ich möchte, dass du dich heute auf deiner Party amüsierst. Läuft wirklich alles toll.«
Er ignorierte ihren Einspruch und bedachte sie mit einem strengen Blick: »Wenn es eine tolle Party ist, warum hast du dann noch nicht mit mir getanzt?«
»Nun, ganz einfach. Du warst zu beschäftigt, um mich zu fragen. Mit deinen Gastgeberpflichten und auch ansonsten …« Lachend zog er sie ins Wohnzimmer und wirbelte sie im Kreis herum.
Avery sah ihnen zu. Mutter und Sohn boten einen wirklich hübschen Anblick, zumal sie sich beide ausgesprochen harmonisch im Rhythmus der Musik bewegten. Doch es dauerte nur ein paar Minuten, und Ryder klopfte Owen auf die Schulter und tanzte weiter mit Justine.
»Er hat dir dein Mädchen ausgespannt.«
»Kein Problem. Ich hab schließlich noch eins.« Er nahm ihr das Weinglas ab, stellte es zur Seite und zog sie auf die Tanzfläche.
»Du tanzt echt gut.«
»Wir haben früher schon miteinander getanzt«, rief er ihr in Erinnerung.
»Ich hab ja auch nicht gesagt, dass du damals nicht gut getanzt hättest.«
»Trotzdem beherrsche ich mittlerweile so einiges mehr, was du noch nicht
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