Lilientraeume
die anderen Wintersachen.«
»Perfekt.« Er warf ein paar Handtücher neben der Dusche auf den Boden, um die Nässe aufzusaugen.
»Sie wirkte gar nicht überrascht, dass ich bei dir am Telefon war.«
»Mom hatte schon immer das Talent, alles zu wissen, ohne dass man es ihr eigens sagen muss.« Er trat zu ihr unter die Dusche und zog die Tür hinter sich zu. »Wenn du den Fernseher auf Digitalradio umstellst, hört man die Musik sogar hier.«Er wies auf die Lautsprecher unter der Decke.
»Oh.«
»Nur, damit du’s weißt.« Lächelnd blickte er sie an.
»Was ist?«
»Als ich dir vor all den Jahren beim Schwimmen zugesehen habe, wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass du irgendwann unter meiner Dusche stehen würdest. Mit mir.« Er glitt sanft mit seinen Händen über ihren nackten Körper. »Du bist nass und warm.«
»Nass bist du auch.« Sie schlang ihm die Arme um den Hals. »Aber zugleich ziemlich kalt.«
»Schließlich war ich draußen in der Kälte, um einen echten Männerjob zu machen.«
Lachend legte sie den Kopf zurück. »Hier gibt’s einen weiteren Männerjob, den du noch erledigen könntest.«
»Dann fang ich am besten auf der Stelle damit an.«
Eingehüllt in eine Wolke weißen Dampfes, küsste er sie und erforschte mit den Händen ihre schlüpfrige Haut, während sie entschlossen seine Schultern packte und sich ihm entgegenschob.
Nein, er hätte nie gedacht, dass es einmal eine so natürliche und gleichzeitig so aufregende Nähe zwischen ihnen geben würde. Und dass er einmal einen Menschen völlig neu entdeckte, der ihm bereits sein Leben lang vertraut war.
Sie war wunderbar gerundet, überraschend muskulös und aufreizend agil, und ihre Haut fühlte sich glatt und samtig an. Er spürte, dass sie berühren und berührt werden wollte, dass sie bereit war, zu nehmen und sich nehmen zu lassen.
Als sie langsam seinen ganzen Körper einseifte und dabei die Finger über seine Muskeln gleiten ließ, wurde ihr zum ersten Mal wirklich bewusst, wie stark und durchtrainiert er war. Ein neuer Aspekt für sie, denn bislang hatte sie im Zusammenhang mit Owen in erster Linie immer an Freundlichkeit und Intelligenz gedacht. Seine Persönlichkeit wirkte attraktiv auf sie – die Beschaffenheit seines Körpers hingegen hatte sie mehr am Rande wahrgenommen.
Doch als sie ihn jetzt berührte, abtastete, streichelte, merkte sie, wie sehr er ihre Sinne entflammte, wie Leidenschaft und Begehren aufs Neue in ihr erwachten. Vor allem als auch er begann, ihren Körper mit seifigen Händen zu liebkosen.
Avery hatte das Gefühl, als dehne sich das wilde Pochen ihres Herzens im ganzen Körper aus. Sie drängte sich an ihn, um mit ihm zu verschmelzen, und hielt betrübt inne. »So geht das nicht«, sagte sie mit fliegendem Atem. »Du bist zu groß.«
»Nein, du bist zu klein«, verbesserte er sie und hob sie plötzlich hoch. »Halt dich einfach an mir fest«, flüsterte er in ihr Ohr.
»Owen …«
Er presste sie gegen die nasse Wand der Duschkabine und schob sich kraftvoll in sie hinein.
»Oh.« Verwundert schaute sie ihn an, doch als er tiefer in sie eindrang, umklammerte sie ihn wild. »Lass ja nicht los. Lass ja nicht los.«
»Du auch nicht«, stieß er hervor, bevor sie seinen Mund mit ihren Lippen verschloss und sich fester an ihn klammerte.
Wenig später lagen sie nass und nackt auf seinem Bett. »Ich sollte langsam aufstehen und mir was anziehen«, murmelte sie schläfrig in die Kissen.
»Lass dir damit ruhig etwas Zeit«, meinte er und betrachtete mit Wohlgefallen die schottische Distel auf ihrer Kehrseite. »Der Anblick gefällt mir ausnehmend gut.«
»Warum fahrt ihr Kerle eigentlich derart auf Tattoos bei Frauen ab?«
»Keine Ahnung.«
»Hat wahrscheinlich damit zu tun, dass tätowierte Frauen irgendwie an die Kriegerinnen aus Xena erinnern.«
»Du hast aber nicht zufällig ein Kriegerinnenoutfit aus schwarzem Leder im Schrank?«
»Ist gerade in der Reinigung.« Sie legte ihren Kopf auf ihre Arme. »Vielleicht sollte ich mir eine zweite Tätowierung gönnen.«
»Nein.« Während er in seine Hose stieg, betrachtete er abermals ihr nacktes Hinterteil. »Das heißt, woran denkst du denn da? Und an welche Stelle und warum?«
»Keine Ahnung, war nur so ein spontaner Einfall. Allerdings finde ich es manchmal schon schade, dass man das hübsche Tattoo nicht sieht. Und nachdem man freiwillig solche Schmerzen auf sich genommen hat, möchte man das Ergebnis vorführen können. Insofern macht eine
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