Lilientraeume
Zwar werde ich für das MacT’s einen Koch und Hilfspersonal einstellen, aber trotzdem sollte ich die Gerichte, die mir so vorschweben, vorher ausprobieren. Am besten wäre es, verschiedene Gerichte für verschiedene Leute zu kochen, damit ich eventuelle Korrekturen vornehmen kann, bevor die Speisekarte endgültig steht.«
»Apropos Korrekturen. Ist deine Marinara fertig?«
»Ja.« Sie schaute ihn fragend an.
»Ich will dir was zeigen.«
»Aber es darf nicht lange dauern«, meinte sie und wischte sich die Hände ab. »Ich muss noch vor dem Mittagessen neuen Pizzateig vorbereiten. Und hattest du nicht selbst zu tun?«, erkundigte sie sich, während sie sich aus dem Kühlschrank eine Cola light holte. Kaltes Koffein war ihr jetzt lieber als heißer Kaffee.
»Beides hat miteinander zu tun.«
Er zog ein paar Blaupausen aus einer Rolle, die neben seinem Aktenkoffer stand, und breitete sie auf dem Tresen aus.
»Ist das die Bäckerei? Ich hatte bisher noch gar keine Gelegenheit …« Sie brach ab und starrte sprachlos auf das erste Blatt.
»MacT’s. Da steht MacT’s.«
»Das war doch der Name, von dem du gesprochen hast, oder? Aber du musst ihn nicht beibehalten. Du kannst alles ändern, was du hier auf diesen Plänen siehst. Die Kopien sind übrigens für dich. Beckett wird sie später detailliert mit dir durchgehen, doch das meiste weiß ich auch. Genug jedenfalls, um dir das Wesentliche zu erklären.«
»Meine Pläne.«
Er nahm ihre Hand. »Ja, genau.«
»Einen Augenblick.« Sie drehte sich um und begann durch das Restaurant zu tanzen und zu springen wie in ihrer besten Zeit als Cheerleaderin an der Highschool. Als sie sogar ein Rad schlug, musste er lachen. »Meine Güte, Avery. Kannst du das immer noch?«
»Wie’s aussieht, ja«, rief sie übermütig und warf sich ihm an die Brust, die Hände zum Siegeszeichen erhoben.
Unter ihrem Ansturm schwankend, provozierte er sie: »Ich hatte mir eigentlich mehr Begeisterung erhofft.«
»Ist das jetzt genug?« Sie sprang an ihm hoch, schlang Arme und Beine um den Körper und küsste ihn fordernd und voll ungestümer Leidenschaft.
»Nicht schlecht.« Er drehte sich mit ihr im Kreis. »Das ist sogar alles andere als schlecht.«
Sie entwand sich seinem Griff. »Jetzt will ich aber zuerst die Pläne anschauen«, sagte sie und stürzte sich auf das Papier.
»Lass mich dir alles erklären«, fing er an, doch sie winkte ab.
»Denkst du, ich könnte keine Pläne lesen? Die für die Pizzeria kannte ich in- und auswendig. Ich hab sie mir jeden Abend vor dem Einschlafen angesehen. Tagtäglich. Das hier ist gut, echt gut«, murmelte sie. »Nur diesen Kühlschrank hier hätte ich lieber da drüben. Weil es einfach praktischer ist. Außerdem brauch ich neben der Spülmaschine einen zusätzlichen Tisch.«
Er zog einen Stift aus seinem Aktenkoffer und reichte ihn ihr. »Markier die Stellen, ja?«
Sie nahm noch eine Reihe weiterer kleiner Veränderungen vor. »Die Öffnung hier ist genau richtig. Sie erlaubt einen reibungslosen Übergang vom Restaurant zur Bar und umgekehrt. Für die Gäste ebenso wie fürs Personal. Du sitzt mit einem Freund bei einem Wein, und wenn ihr noch was essen wollt, spaziert ihr einfach rüber.«
»Die Bar ist ganz schön groß.«
Sie nickte nachdrücklich. »Soll ja auch was hermachen.«
»Du musst mir noch sagen, wie du sie einrichten willst. An welches Holz und welchen Stil du denkst, damit ich etwas für dich entwerfen kann.«
Sie sah ihn von der Seite an. »Willst du etwa die Möbel für mich bauen?«
»Na klar. Warum nicht?«
»Ich dachte, ich müsste dich erst bestechen.«
»Jetzt, wo du es sagst … Mir fehlt im Grunde die Zeit dafür. Eigentlich zumindest …«
Lachend schlang sie ihm erneut die Arme um den Hals. Zur Hölle mit der kurzen Pause und dem klaren Kopf. »Owen.«
»Nun, vielleicht bekomm ich es trotzdem hin.«
Sie kniff die Augen zusammen. »Ich werde euch ganz bestimmt nicht enttäuschen.«
»Das bezweifelt auch niemand. Nicht für einen einzigen Moment.«
Sie schüttelte den Kopf und blickte wieder zu ihm auf. Es ging um deutlich mehr als um ein altes Gebäude und ein neues Restaurant. Es ging um Owen und das Flattern ihres Herzens, das sie in seiner Gegenwart verspürte. »Ich werde dich nicht enttäuschen«, wiederholte sie.
Er zog ihren Kopf an seine Brust, und sie musste an ihre lange, lange Freundschaft denken. Alte Fundamente. Wer vermochte schon zu sagen, was sich darauf bauen ließ?
Sie wand sich aus
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