Lilienzucht (German Edition)
indischen Restaurants sitzen, das Victor für sie ausgewählt hat, jeder einen Teller herrlich duftendes Hühnchen-Curry vor sich auf dem Tisch, kommt es Josie beinahe vor, als würden sie sich schon ewig kennen.
Leise seufzend nimmt sie einen ersten Bissen, genüsslich die exotischen Aromen atmend, doch als das Fleisch ihre Zunge berührt, kräuselt sie plötzlich die Nase ein wenig und zieht zischend die Luft zwischen ihren Lippen hindurch ein.
„Zu scharf?“, hakt Victor leise schmunzelnd nach, doch zu seiner Überraschung zuckt Josie grinsend die Achseln.
„Keine Ahnung.“, meint sie. „Es ist einfach noch zu heiß.“
Auch Victor nimmt nun einen Bissen und bestätigt knapp mit einem Brummen. „Vielleicht sollten wir einfach noch ein bisschen warten.“
„Für meinen Gaumen wäre es sicher besser.“, findet Josie. „Aber immerhin spricht das dafür, dass das Essen wirklich frisch ist. – Da fällt mir übrigens gerade ein, dass das jetzt doch die perfekte Gelegenheit für dich wäre, mir mal zu erläutern, was genau Mister Steward denkt, dass ich hier tue. Schließlich wird er mich wahrscheinlich spätestens Montagmorgen nach Ergebnissen fragen.“
„Vermutlich.“, gibt Victor grinsend zurück. „Nun, eigentlich ist es kaum der Rede wert. Im Großen und Ganzen hat er das Konzept bereits so gut durchdacht, dass es im Stiftungsrat weitgehend auf positive Resonanz stoßen dürfte. Lediglich die Finanzierung und der Zeitraum, in dem die Jungunternehmer persönlich betreut werden sollen, könnten auf einen gewissen Widerstand treffen. Allerdings habe ich diesbezüglich schon einige Ideen ausgearbeitet. – Ich hab dir ein Memo angefertigt und ausgedruckt, das ich dir später noch geben werde. Sollte dir dazu noch etwas einfallen, egal ob es sich um Kritik oder weitere kreative Lösungen handelt, können wir das morgen noch besprechen.“
„Woraus ich schließe, dass ich heute nicht mehr nach Mountsimmons Hall kommen werde.“, vermutet Josie.
„Wie immer, messerscharf geschlossen, meine Liebe.“, antwortet Victor grinsend. „Morgen Vormittag haben wir beide ... oder vielmehr du ... einen Termin. Und bevor du Fragen stellst, lass dir gesagt sein, dass kein Wort darüber über meine Lippen kommen wird. Die Regeln zu dem kleinen Spiel wirst du erst morgen Früh erfahren... Deinen Bruder habe ich übrigens in dem Glauben gelassen, es ginge um dieses Start-up-Projekt.“
Josies Augen starren ihn ungläubig an und Victor könnte wetten, dass sowohl Temperatur als auch Feuchtigkeit zwischen ihren Beinen gerade unwillkürlich ansteigen. Leise bricht er in vergnügtes Lachen aus, bevor er seine Erklärung fortsetzt.
„...aber diesmal wird es ein vollkommen anderes Spiel sein.“, fügt er kryptisch hinzu. „Es hat nämlich nicht das Geringste mit Erotik zu tun. – Obwohl...“ Er wirft Josie einen schmunzelnden Blick zu. „...wenn es dabei um dich geht, würde ich keine Wetten darauf abschließen. Du bist dermaßen sinnlich veranlagt, dass du praktisch aus allem eine erotische Erfahrung machen könntest.“
Breit grinsend beobachtet er, wie langsam eine feine Röte über Josies Gesicht kriecht und sie verlegen den Blick senkt.
„Es gibt überhaupt keinen Grund, sich dafür zu schämen, Josie.“, meint er schließlich, während er noch einmal von dem Curry probiert. „Ich würde es sogar als eine grandiose Gabe bezeichnen. – Übrigens solltest du dein Essen nicht zu kalt werden lassen.“
Josie stößt einen kaum hörbaren Seufzer aus und greift zum Besteck. Ihr Gesicht entspannt sich jedoch schnell in einem genießerischen Grinsen, als sie zu kauen beginnt.
„Hm, köstlich! Genau richtig.“, findet Josie und muss plötzlich lachen. „Justin und Nora würde es allerdings zweifellos die Magenwände weg brennen.“
„Darauf hätte ich sogar gewettet.“, meint Victor grinsend. „Allerdings hätte ich nicht gewettet, dass du so scharfes Essen verträgst.“
„Na ja, soo scharf ist es ja nun auch wieder nicht.“, findet Josie und zuckt leicht mit den Achseln. „Original zentralafrikanische Küche ist mir z.B. deutlich zu scharf. – Und das liegt auch nicht nur daran, dass ich zu selten Gelegenheit bekomme, scharf gewürztes Essen zu genießen und darum sozusagen keine Übung habe...
Meine Mum hat übrigens immer gesagt: Wer nicht scharf essen kann, kann auch nicht scharf lieben. – Allerdings hatte ich damals noch keine Ahnung, was sie damit meinte ... und deshalb war ich auch
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