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Lilienzucht (German Edition)

Lilienzucht (German Edition)

Titel: Lilienzucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Röbke
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immer fair wäre, könnte ich dir nicht alle Erfahrungen ermöglichen, die dich an der Sache so reizen; die letztlich deinen Horizont erweitern und deine persönliche Entwicklung vorantreiben werden. – Und in diesem speziellen Fall hätte ich nicht so ohne Weiteres herausfinden können, dass du sehr wohl eine leichte Veranlagung zum Exhibitionismus hast. Was du im Übrigen mit einer sehr großen Anzahl deiner Mitmenschen teilst, die meisten würden es nur niemals zugeben. Außerdem wüsste ich jetzt nicht, wie hoch diesbezüglich deine Hemmschwelle ist und - was mir persönlich das Wichtigste dabei ist – ich wüsste nicht, dass du für solche Spiele unbedingt einen geschützten Rahmen brauchst, in dem du dich sicher fühlst und in dem beispielsweise die Regeln für alle Beteiligten klar umrissen sind.
    Das alles sind äußerst wichtige Dinge, die du mir höchstwahrscheinlich bis heute nicht einmal selbst hättest mitteilen können.“
    Noch einmal küsst er ihren Handrücken. Dann legt er ihre Hand behutsam zurück und beginnt wieder zu essen.
    Josie ist ziemlich heiß geworden bei seinen Worten und sie seufzt nun leise auf. Ein bisschen widerwillig muss sie eingestehen, dass er mit jedem einzelnen Wort Recht hat. Zögernd beginnt auch sie wieder zu essen.
    Eine Weile ist es still zwischen den beiden, dann bricht Victor seufzend das Schweigen.
    „Ich gebe aber zu, dass ich mich eigentlich trotzdem bei dir entschuldigen müsste.“, gesteht er leise. „Ich hab viel zu viel in die letzten beiden Wochen gepackt. Eigentlich waren das zu viele Aufgaben für den Anfang, ich hätte dir mehr Zeit zum Reflektieren der Ereignisse lassen müssen... – Aber ich hatte eine solche Freude dabei ... und so eine anregende, interessante Zeit mit dir, dass es mir, ehrlich gesagt, sogar schwer fällt, es wirklich zu bereuen.“ Nochmals entrinnt ein kleiner Seufzer seiner Kehle. „Ich hoffe, ich habe dich nicht überfordert.“, fügt er bedauernd hinzu.
    Josie hebt den Blick und sieht ihn einen langen Moment lang an, während sie ernsthaft nachdenkt.
    „Ich... Hmm...“, beginnt sie schließlich ein bisschen unsicher. „Nein, ich denke nicht.“ Ihre Stimme wird fester. „Es war zum Teil ziemlich anstrengend, körperlich wie geistig ... und es gab einiges, das mich ganz schön Überwindung gekostet hat. Es gab sogar Momente, da hab ich mich gefürchtet, ... aber ... ich hab eine ganze Menge über mich selbst gelernt und es war... Wie soll ich sagen? – Belebend ist vielleicht ein gutes Wort.“
    Sie lässt plötzlich die Gabel sinken und senkt verlegen lächelnd den Blick.
    „Auch wenn mir das lange nicht klar war, ich fürchte, bis vor kurzem war mein Leben einfach sterbenslangweilig“, setzt sie leise hinzu. „Und auch alles andere als befriedigend ... und zwar in jeder Hinsicht.“
    Victor streichelt mit seinem Daumen einen ihrer Handrücken und schmunzelt weich. „Und nun weißt du manchmal nicht, was dich mehr erschreckt“, fasst er beinahe liebevoll zusammen, „diese Erkenntnis oder die Bedürfnisse, die neuerdings in dir hoch kochen.“
    Josie sieht ihn an und lächelt plötzlich. „Na ja, ein ‚Erschrecken’ im eigentlichen Sinne ist es ja gar nicht. Ich zucke nur manchmal innerlich ein bisschen zusammen, wenn mir bewusst wird, was da plötzlich so alles in mir abgeht. – Und vieles ist mir einfach nur furchtbar peinlich.“ Ein zartes Rosa huscht über ihre Wangen.
    Victor grinst leise vor sich hin und erwischt sich dabei, wie ein kaum hörbares, geradezu hingerissenes Seufzen aus seiner Kehle entweicht. Einen kleinen Augenblick überlegt er, dann gibt er sich einen Ruck.
    „Ich weiß nicht, ob es gut ist, das einfach auszusprechen, aber ich muss zugeben, dass es mir ein ungeheures Vergnügen bereitet, gerade mit deiner Verlegenheit zu spielen und sie regelrecht herauszufordern.“, gesteht er grinsend.
    Josie kichert unwillkürlich. „Oh, es ist wahrhaftig nicht so, dass mir das nicht schon gleich am Anfang aufgefallen wäre! Aber ich schätze, es geht in Ordnung. – Jedenfalls bis jetzt...“
    „Ich bin froh, dass du das so entspannt siehst.“, meint Victor anerkennend. „Zumal es bei dem Spielen mit Hemmungen, Scham und Unsicherheiten letztlich darum gehen sollte, es dir als devotem Partner zu ermöglichen, all die anerzogenen Hemmungen und die falsche Scham abzulegen und von  den natürlich vorhandenen, ganz persönlichen Grenzen zu unterscheiden. ... Jedenfalls im Idealfall. Ich hatte

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