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Lilith Parker: Insel Der Schatten

Lilith Parker: Insel Der Schatten

Titel: Lilith Parker: Insel Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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Satz.
    »Eifersüchtig?«, echote Matt verständnislos.
    »Weil du aus London kommst und deine Mutter eine bekannte Schriftstellerin ist … und du hast ein cooles Mountainbike … und eine Frisur und so … äh …«
    Emma kicherte leise. Lilith spürte, wie sich ihre Wangen röteten. Hatte sie das gerade wirklich gesagt? Matt habe eine Frisur? Plötzlich hatte sie den sehnlichen Wunsch, weit weg zu sein, überall, nur nicht hier auf dem Schulhof.
    Trotzdem beschloss sie, sich nichts anmerken zu lassen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust, sah herausfordernd in die Runde und hatte vor, nicht eine Millisekunde Matts fragendem Blick auszuweichen.
    »Ja, und deshalb benehmen sich die Jungs hier in Bonesdale dir gegenüber seltsam!«, beendete sie ihre Rede. Leider klang ihre Stimme nicht ganz so überzeugt und selbstsicher, wie sie es gerne gehabt hätte.
    »Wenn du meinst«, sagte Matt zweifelnd.
    Wenigstens kam ihr Emma insofern zu Hilfe, dass sie nun eine Packung selbst gebackener Kekse hervorholte und den anderen anbot. Lilith steckte sich gleich zwei auf einmal in den Mund, so konnte sie wenigstens sicher sein, die nächsten Minuten kein Wort mehr von sich geben zu können.
    »Was ist euch beiden gestern Abend eigentlich zugestoßen?«, fragte Matt.
    Emma verschluckte sich und würgte hustend einen letzten Kekskrümel hinunter.

    Woher konnte Matt denn wissen, dass der Heimweg der beiden Mädchen anders als geplant verlaufen war?
    »Was soll denn passiert sein?«, schnappte Emma zurück.
    »Ihr habt beide Schürfwunden im Gesicht und seht etwas mitgenommen aus.« Matt deutete auf Liliths Verband. »Das muss ja einen Grund haben, oder?«
    Lilith steckte sich gleich noch einen Keks in den Mund, sodass es an Emma war, sich auf die Schnelle eine Lügengeschichte auszudenken. Allerdings musste Lilith feststellen, dass diese darin bei Weitem geübter war als sie selbst.
    »Liliths Tante hatte vergessen, uns bei euch abzuholen, und da wollte ich Lilith eine Abkürzung zeigen. Leider haben wir uns dabei verlaufen. Wir sind die halbe Nacht im Wald herumgeirrt und haben uns ein paar Schrammen zugezogen.«
    »Was soll denn das für eine Abkürzung gewesen sein? Mitten in der Nacht quer durch den Wald – ist doch klar, dass das schiefgehen kann.« Matt schüttelte ungläubig den Kopf Er wandte sich an Lilith. »Hast du während eurer Wanderung wenigstens herausgefunden, was nachts so gefährlich in Bonesdale sein soll?« Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu.
    »Nein, ich habe überhaupt nichts herausgefunden«, gab Lilith etwas zu schnell zurück. »Alles war völlig normal.«
    »Schade, aber uns bleiben ja immer noch diese ominösen Geschehnisse im Seniorenstift, denen wir auf den Grund gehen können.« Er beobachtete Emma aus den Augenwinkeln. »Was meint ihr?«

    Lilith war klar, dass Matt Emma mit seinem Vorschlag provozieren wollte. Vielleicht hoffte er, dass sie ihnen durch einen unbedachten Kommentar ein weiteres Puzzleteil zu dem Geheimnis lieferte. Er konnte ja nicht ahnen, dass Lilith ihm nicht mehr zur Seite stand.
    »Das halte ich für keine so gute Idee«, murmelte Lilith. »Das waren doch alles nur kindische Hirngespinste. Die Fantasie ist mit uns durchgegangen. Wir sollten uns lieber auf die Schule konzentrieren.«
    Einen Moment lang wirkte Matt so überrascht, dass er nicht in der Lage war zu reagieren, dann zog er die Augenbrauen zusammen.
    »Aber was ist mit dem Telefongespräch, das du mitgehört hast? Was ist mit dem Geheimnis, das dein Vater vor dir verborgen hat? Willst du nicht wissen, was es damit auf sich hat?«
    »Ach das …«, antwortete Lilith unbestimmt und winkte ab. »Das war gar nicht so wichtig. Ich habe mit Mildred darüber gesprochen. Es war nur eine kleine Familiensache, nichts Dramatisches. Da habe ich wohl etwas falsch verstanden.«
    Zu Liliths Erleichterung verkündete die Schulglocke in diesem Moment das Ende der Pause und die drei machten sich auf den Weg ins Klassenzimmer. Lilith entging jedoch nicht der misstrauische Blick, mit dem Matt sie musterte.

    Der Nachthimmel war von Wolken zerfetzt und die Sturmböen peitschten Liliths Haare auf und nieder, rissen es mal zur einen, dann zur anderen Seite. Ihr weißes, bodenlanges Nachthemd flatterte um ihren Körper wie eine Fahne. Sie sog die kalte Luft ein, die durch die Gischt des Meeres von Salz getränkt war. Heute Nacht würde sich ihr Schicksal entscheiden …
    Der Wind trug den Klang einer hellen Mädchenstimme zu ihr

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