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Lilith Parker: Insel Der Schatten

Lilith Parker: Insel Der Schatten

Titel: Lilith Parker: Insel Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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nichts bedeutet.«

    Lilith nickte. Sie benötigte dieses Amulett nicht mehr. Es war nur eine lächerliche Erinnerung an eine Mutter, die sie niemals kennengelernt hatte. Wie von selbst wanderten ihre Hände nach oben zu ihrem Nacken. Dabei fiel ihr Blick auf die Uhr an ihrem Handgelenk. Die hässliche, aber praktische Uhr, die ihr Vater für sie gekauft hatte. Wieder erinnerte sie sich daran, dass er damals gesagt hatte, dass er nur das Beste für seine Tochter wolle, weil eine gute, zuverlässige Uhr ihr unter Umständen sogar das Leben retten könne. Die Zahlen des Ziffernblatts leuchteten im Zwielicht der Küche wie kleine Sterne.
    Tu es nicht!, schrie in diesem Moment etwas in ihr auf. Nekrobas ist ein Dämon  – du darfst ihm nicht zuhören. Er will dich nur schwächen!
    Liliths Hände schwebten über dem Verschluss der Kette. Sie zögerte. Nekrobas’ Augenbrauen zogen sich ärgerlich zusammen.
    »Du solltest es mir jetzt geben!« Die Ungeduld in seiner Stimme war nicht zu überhören. »Lilith, ich meine es gut mit dir. Warum gibst du mir das Amulett nicht einfach?«
    Du weißt, dass er lügt. Tief in deinem Herzen spürst du, dass du nicht alleine bist!
    Lilith sah zu Nekrobas auf und schüttelte langsam den Kopf. »Nein!«
    »Ich will dieses Amulett haben!«, zischte Nekrobas. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig. Sein Mund verzerrte sich vor Wut, die Zähne gebleckt wie bei einem Raubtier. »Gib es mir!«, fauchte er.
    »Niemals!«

    Lilith versuchte ihm auszuweichen, doch er versperrte ihr den Weg und schleuderte sie an das steinerne Spülbecken zurück. Seine Augen verdunkelten sich, offenbarten die Schwärze seiner Seele, wurden zu einem Spiegel des Bösen.
    »Dann hole ich es mir eben selbst, du dummes kleines Mädchen!« Das kurze Lachen, das er ausstieß, durchschnitt die Luft wie eine herabsausende Axt.
    Seine spinnenartigen Finger näherten sich ihrem Hals. Lilith bog sich, so weit sie konnte, zurück, doch schon griff Nekrobas nach der Kette und zog daran das Amulett unter ihrer Bluse hervor. Verzückt, aber ohne es zu berühren, starrte er auf den Anhänger.
    »Das ist es!«, hauchte er verklärt. »Nach all der langen Zeit ist das Bernstein-Amulett endlich mein.«
    Liliths Hände glitten hinter ihrem Rücken fahrig über die Ablage der Spüle. Dieser Moment war wahrscheinlich ihre einzige Chance. Das Erste, was sie fand, war ein großer Teller. Nicht das, was sie sich erhofft hatte, doch sie hatte keine Zeit zu verlieren. Sie holte tief Luft, zog den Teller blitzartig hinter ihrem Rücken hervor und schlug ihn mit all ihrer Kraft auf die Platzwunde an Nekrobas’ Stirn.
    Mit einem Schmerzensschrei ließ er die Kette los. Schon einen Augenblick später tropfte Blut zwischen seinen Fingern, die er auf die Stirn gepresst hatte, hindurch. Ohne Zeit zu verlieren, rannte Lilith zur Tür.
    Es waren nur wenige Schritte, doch sie kamen ihr vor wie eine Ewigkeit.
    Nur noch zwei Meter.
    Noch einer.

    Sie streckte die Hand nach der Türklinke aus …
    … und schrie auf! Nekrobas hatte sie an den Haaren erwischt und zog sie mit einem Ruck zu sich heran. Lilith entwich ein Wimmern.
    Obwohl sie sich mit aller Macht wehrte, strampelte und um sich trat, gelang es Nekrobas erneut, nach dem Amulett zu greifen. Seine Hand schloss sich fest um das Zepter des Amuletts, um Lilith die Kette vom Hals zu reißen. Doch sie war stabil – anstatt zu bersten, schnitt sie sich tief in Liliths Haut im Nacken. Der Schmerz trieb ihr Tränen in die Augen. Erst in diesem Moment wurde ihr klar, dass Nekrobas alles tun würde, um an dieses Amulett zu kommen. Ein Menschenleben mehr oder weniger zählte für ihn nicht.
    Dann geschah etwas Seltsames: Nekrobas hielt mitten in der Bewegung inne, seine Augen weiteten sich und es begann, nach verbrannter Haut zu stinken. Er öffnete den Mund, doch anstatt eines Schreies entwich ihm nur ein heiseres Krächzen.
    Erst dann begann Lilith die Hitze zu spüren, die das Amulett selbst durch Nekrobas’ geschlossene Hand hindurch abstrahlte. Überrascht sah sie auf die Kette.
    Nur unter größter Anstrengung gelang es Nekrobas, Finger für Finger zu öffnen und von dem Amulett zu lösen. Es hatte sich tief in seine Handfläche gefressen, kleine Rauchschwaden trieben in die Höhe. Der Bernstein glühte, glich nun eher einem leuchtenden Feuerball und die Speichen des Zepters waren rot vor Hitze. Mit einem Wutschrei riss Nekrobas seine Hand zurück. Die Wunde sah so grässlich

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