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Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)

Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)

Titel: Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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viel für seinen Verstand, sein Körper würde immer schwächer und seine Lebenskraft aufgezehrt werden.«
    Das musste auch die fremde Präsenz gewesen sein, die sie in Vadims Bewusstsein gestreift hatte: Da sie nur aus der magischen Energie eines anderen Wesens bestand, war Lilith zu schwach gewesen, um sie deutlicher wahrzunehmen. Aber wie kam es ausgerechnet zu der Todesmal-Halluzination und der seltenen Manifestation des Sensenmannes? Die einzige logische Erklärung dafür war, dass Nikolai die Seelengrubler einer Banshee benutzt hatte. Allerdings gab es nur noch wenige Todesfeen, was die Auswahl an frischen Banshee-Seelengrublern deutlich begrenzte.
    »Natürlich!« Sie schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Rebekkas Tante ist vor ein paar Monaten gestorben, daran erinnere ich mich noch genau, weil es Imogen so getroffen hat, dass sie nicht zur Beerdigung kommen durfte. Rebekka hat erzählt, dass ihre Tante eine der wenigen Banshees war, die den Tod als personifizierte Erscheinung wahrnehmen konnte. Nikolai muss sie über deren Grab eingefangen und sie dir verabreicht haben.«
    »Damit könntest du recht haben«, meinte Vadim nachdenklich. » Einige Tage bevor die ersten Halluzinationen anfingen, hat mir Nikolai einen seltsam klumpigen Vitaminshake gebracht. Du weißt wahrscheinlich, wie schrecklich Igors spezielle Gesundheitskost ist, und so habe ich mir keine Gedanken darüber gemacht. Wenige Stunden später begannen der Schwindel und die Kopfschmerzen einzusetzen, aber niemals hätte ich vermutet, dass einer meiner Söhne mir so etwas Ungeheuerliches antun würde  …«
    Vadim schwebte so aufgeregt hin und her, dass er immer wieder aus dem Strahl der Lampe verschwand und in die Dunkelheit abtauchte. »Er hat den perfekten Mord geplant! Natürlich haben unsere Ärzte mein Blut auf alle möglichen Gifte untersucht, aber sicher nicht auf das Vorhandensein einer magischen Präsenz.« Er hob in einer fassungslosen Geste die Hände. »Lilith, ich habe ein Monster großgezogen! Schlimmer noch, ein Monster mit dem Geist eines Genies. André hat keine Chance gegen ihn, solange er nicht weiß, was sein Bruder im Schilde führt.« Er flog zu ihr und fasste sie in einer kaum spürbaren Berührung an den Schultern. »Nikolai darf nicht auch noch seinen Bruder aus dem Weg räumen! Wir müssen zu André, ehe sich der magische Verschluss des Amuletts nicht mehr öffnen lässt. Bitte, du musst meinen Jungen warnen!«
    Lilith glaubte, in seinen Geisteraugen Tränen glitzern zu sehen.
    »Ich versuch es«, versprach sie. »Aber jetzt brauche ich erst einmal eine kurze Pause, tut mir leid. Ich habe einfach keine Kraft mehr und außerdem ist mir schwindlig.«
    »Das kommt sicherlich vom Hunger.« Obwohl Vadim die Ungeduld anzusehen war, sagte er verständnisvoll: »Ruh dich ein wenig aus und sammle neue Energie, dann gehen wir weiter! «
    Lilith suchte sich eine kleine Nische am Ende einer Höhle, knipste die Lampe aus und versuchte zu schlafen. Doch ihr Magen war so leer, dass er sich in heftigen Krämpfen zusammenzog, und wegen des Wassermangels klebte ihre Zunge trocken am Gaumen. Sie nickte immer nur für wenige Minuten ein, in denen sie von Mord, Tod und ewiger Dunkelheit träumte.
    Lilith nahm ihre Umgebung nur noch verschwommen wahr, stolperte und fiel zu Boden, aber sie rappelte sich immer wieder auf und schleppte sich taumelnd vorwärts.
    »Du wirst immer stiller«, bemerkte Vadim besorgt. »Das gefällt mir ganz und gar nicht.«
    »Mhm«, gab sie wortkarg zurück.
    Lilith konnte nicht aufhören, an die vielen Tonnen Fels, Erde und Geröll zu denken, die sie umschlossen und hier unten gefangen hielten. Sie war das einzig Lebendige in dieser unendlichen Wüste aus Finsternis und Gestein. Doch am schlimmsten empfand Lilith die Stille, die sich nicht einmal durch ihre Schritte und ihr angestrengtes Keuchen vertreiben ließ. Diese Stille war nicht nur vorübergehend, nein, diese Stille hatte Substanz, sie drängte sich einem auf, hatte eine fühlbare Präsenz, bei der sich Lilith die Nackenhaare aufstellten. So klang hier unten der Tod, so verschlangen die Höhlen ihre Opfer – mit Stille und Einsamkeit.
    Unter leisem Fluchen schüttelte sie die Lampe in ihrer Hand. Ihr Licht wurde zusehends schwächer und begann immer öfter zu flackern. Für dieses Mal hatte Lilith noch einmal Glück, aber bald würde der Moment kommen, in dem die Batterien endgültig leer waren.
    Sie quetschte sich durch eine Felsspalte und

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