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Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)

Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)

Titel: Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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zu halten, stürzte sie sich in den Nebel, doch ihre Hände griffen ins Leere.
    »Er ist weg!«, schluchzte sie und sank auf die Knie. »Er hatte nicht genug Kraft, sich zu immaterialisieren.«
    Das Glück und die Freude, die bei seinem Erscheinen in ihr aufgekeimt waren, verschwanden jäh und hinterließen eine grausame Einsamkeit. Lilith vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und weinte so herzzerreißend, dass Vadim aufgeregt neben ihr auf- und abschwebte und hilflos die Hände rang.
    »Wenigstens weiß er jetzt, dass du am Leben bist«, versuchte er sie zu trösten. »Wahrscheinlich konnte er sogar erkennen, dass du dich in einer Höhle befindest. So haben sie einen Anhaltspunkt, wo sie dich suchen müssen. Unsere Lage hat sich verbessert, auch wenn es sich im Moment vielleicht nicht so anfühlt. Bitte, Lilith, hör auf zu weinen!«, flehte er. »Wenn ich dich so sehe, wird mein Geisterherz ganz schwer vor Kummer. Schau, ich versinke schon mit den Zehen im Boden. Bitte beruhige dich wieder!«
    Lilith spürte eine hauchzarte Berührung an ihrer Schulter und bemerkte, wie Vadim mit etwas Weißem vor ihrem Gesicht herumwedelte.
    »Was … was soll ich denn mit einem Geister-Taschentuch?«, fragte sie schniefend.
    »Ein Taschentuch ist immer der Anfang vom Ende der Tränen.« Er tupfte ihr damit die Wangen ab, was natürlich nicht gegen die Tränen half, doch die Geste wirkte trotzdem seltsam tröstlich. »Du darfst nämlich nicht herumsitzen und heulen, sondern musst weiter nach einem Ausgang suchen!«
    »Aber du hast selbst gesagt, dass ich kaum eine Chance habe, hier herauszufinden. Wozu soll ich noch länger in diesem Labyrinth umherirren?«
    »Ich habe mich getäuscht«, räumte er ein. »Du musst in Bewegung bleiben, ansonsten kühlst du nicht nur zu stark aus, sondern verlierst auch deinen Lebenswillen, und das lasse ich nicht zu! Geht es wieder? Bist du bereit, Nikolai zu zeigen, was man alles erreichen kann, wenn man das Herz am rechten Fleck hat? «
    Sie nickte stumm, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, stand auf und ging weiter. Aber das Tempo, das sie am Tag zuvor noch angeschlagen hatte, konnte sie nicht mehr erreichen. Dank des scharfkantigen Gesteins brannten überall an ihrem Körper Schürfwunden, besonders an den Händen, und ihre Füße schienen in den Turnschuhen auf das Doppelte angeschwollen zu sein. Obwohl sie während ihrer Wanderung auf kleine Rinnsale an den Höhlenwänden gestoßen und es ihr gelungen war, mit den Händen etwas Wasser aufzufangen, hatte es nicht ausgereicht, um ihren quälenden Durst zu stillen.
    Immer wieder forderte Vadim sie auf, ihm Dinge aus ihrem Leben zu erzählen, ganz egal, wie alltäglich oder belanglos sie waren. Lilith merkte schnell, dass er sie nur daran hindern wollte, zu viel nachzudenken und sich ihrer Angst zu ergeben, trotzdem war sie ihm dankbar dafür. Gerade berichtete sie ihm davon, wie sie mit Matt und Emma vergangenen Winter nachts in den Friedhof eingebrochen war, um schluchzendes Friedhofsgras zu ernten und Seelengrubler für Emmas Wandlung einzufangen. Die Erinnerung an ihre beiden besten Freunde und die gemeinsam überstandenen Abenteuer gaben ihr wieder Kraft, sich weiterzukämpfen.
    »Seelengrubler?«, hakte Vadim nach. »Von so etwas habe ich noch nie gehört.«
    »Das ist die magische Essenz, die ein Nocturi in sich trägt und die ihn einundzwanzig Tage nach seinem Tod verlässt. Wenn dies auf eine Vollmondnacht fällt, kann man sie über dem Grab einfangen, und wenn man sie vor seinem dreizehnten Geburtstag zu sich nimmt, erhöht es die Chancen auf eine erfolgreiche Wandlung.«
    Lilith blieb wie angewurzelt stehen, denn ihr kam ein ungeheuerlicher Gedanke. War es nicht ein wirklich unglaublicher Zufall, dass sie die seltenen Seelengrubler in Nikolais Laboratorium entdeckt hatte? Trotz ihrer körperlichen Erschöpfung begann es in ihrem Kopf fieberhaft zu arbeiten und ein Puzzle aus einzelnen Informationen fügte sich zu einem Bild zusammen.
    »Ich glaube, ich weiß, wie Nikolai den Mord begangen hat«, stieß sie aufgeregt aus. »In seinem Laboratorium habe ich genau solche magischen Energiefäden gesehen und meine Freundin Emma hat damals betont, wie wichtig es sei, dass diese Seelengrubler von derjenigen Art stammen, der man selbst angehört. Wenn nun aber jemand unbemerkt dafür sorgt, dass ein Vampir solche Seelengrubler zu sich nimmt, hätte das fatale Folgen. Er würde die magische Energie in sich aufnehmen, doch es wäre zu

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