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Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)

Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)

Titel: Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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Retter der Menschheit.«
    »Verfechter des Guten?«, wiederholte Lilith ungläubig.
    Sie beobachtete eine Weile die Zeltstadt unter ihr. »So langsam glaube ich, dass weder das Gute noch das Böse wirklich existieren«, sagte sie nachdenklich. »Jede Seite scheint zu glauben, dass sie das Richtige macht, selbst Nikolai oder Belial. Ob gut oder böse ist anscheinend reine Interpretationssache.«
    »Du solltest es nicht so schwarz sehen«, widersprach Vadim halbherzig. »Hältst du dich selbst etwa nicht für gut?«
    »Ich weiß nicht«, meinte sie unschlüssig. »Mein Herz sagt mir, dass es Dinge gibt, die eindeutig falsch sind. Ich würde zum Beispiel niemanden nur alleine deshalb verabscheuen, weil er anders ist, so wie es die Vanator mit uns tun. Und ich würde niemals jemanden töten, auch nicht für eine scheinbar gute Sache. Denn als Todesfee weiß ich, dass das Kostbarste, was ein Wesen besitzt, das Leben ist.«
    Er lächelte ihr aufmunternd zu. »Für mich hört sich das so an, als wärst du eine von den Guten! Oh, ich glaube, wir bekommen Besuch  …«
    Schwere Schritte näherten sich ihnen und ein hochgewachsener Mann mit breiten Schultern schwang sich mühelos auf den Felsvorsprung. Seine strähnigen braunen Haare fielen ihm in das grobschlächtige Gesicht, in dem jahrelanger Schlafentzug und Hass ihre Spuren hinterlassen hatten. Er ähnelte vom Aussehen Malo Grigore, mit einem bedeutenden Unterschied: In den Augen des Mannes lag ein eiskaltes Funkeln. So hatte sich Lilith immer die Augen eines Mörders vorgestellt.
    Sie schluckte schwer und wich bis an die Wand ihrer Nische zurück.
    »Mein Sohn hat mir gesagt, dass du endlich wach bist.« Sein Tonfall machte deutlich, dass er sich keine Mühe geben würde, freundlich zu ihr zu sein, und er sprach in einem so starken Dialekt, dass Lilith ihn nur mit Mühe verstehen konnte. »Ich bin Damian Grigore, der Anführer der Vanator.«
    »Du bist dieser Mistkerl?«, spie Vadim hasserfüllt aus. Obwohl Damian ihn nicht sehen konnte, baute sich der Geist kämpferisch vor ihm auf. » Ich wollte dir schon immer mal sagen, wie sehr ich dich verabscheue, du herzlose Kröte! Du und dein mieses Gesocks von feigen Waschlappen traut euch doch nur, uns zu überfallen, wenn ihr in der Überzahl seid. Ohne eure Waffen wärt ihr nichts weiter als ein Haufen ängstlicher Schnuller. Los, Lilith, sag ihm, was ich von ihm halte!«
    Lilith hielt es jedoch für klüger, zu schweigen und Damian Grigore die wüsten Beschimpfungen eines Vampirgeistes nicht auszurichten.
    Der Vanator lief ohne das geringste Schaudern durch Vadim hindurch. »Du hattest Glück, dass wir dich gefunden haben, diese Viecher haben schon vier meiner Männer erwischt.«
    »Sie meinen die Kraghuls?«
    »So heißen sie bei euch? Die meisten von uns nennen sie die weißen Teufel.« Er stemmte die Hände in die Seite. »Du warst sehr weit von der Stelle entfernt, an der wir dich hätten finden sollen. Tagelang mussten wir nach dir suchen, ausgesprochen ärgerlich.«
    »Sie haben nach mir gesucht?«, wagte sie zu fragen. »Wieso?«
    »Wir haben eine Nachricht erhalten mit deinen Koordinaten und dem Hinweis, dass du der Schlüssel bist.«
    »Der Schlüssel?«, wiederholte sie irritiert.
    »Der Schlüssel in die Vampirstadt.«
    »Das Amulett!«, rief Vadim händeringend aus. »Warum bin ich nicht schon früher darauf gekommen? Nikolai hat dich für die Vanator in das Höhlensystem verfrachtet, damit sie mit deinem Amulett den kompletten Schutzschild Chavaleens außer Kraft setzen können. Mit dir brauchen sie nicht einmal mehr eine Sprengung, sondern können problemlos in die Stadt einfallen.«
    Lilith gab sich Mühe, ihre ahnungslose Miene für Grigore beizubehalten und sich nichts von Vadims Erkenntnissen anmerken zu lassen. Nikolai hatte einen wahrhaft genialen Plan ausgeheckt und sie alle ausgetrickst. Wenn Grigore mithilfe des Bernstein-Amuletts in die Stadt gelangte, würde Nikolai wahrscheinlich behaupten, dass sie von ihren engsten Verbündeten verraten wurden und die Nocturi die hilflose Bevölkerung Chavaleens den Vanator ausgeliefert hatten. Selbst für die friedliebendsten Vampire gäbe es keinen Grund mehr, am Pakt der Vier festzuhalten.
    »Aber eigentlich bin ich hier, um Antworten von dir zu bekommen«, fuhr Grigore fort. »Unser Informant hat leider nicht geschrieben, warum ausgerechnet du der Schlüssel bist. Wir haben nur die Anweisung bekommen, dich an die Stelle zu bringen, an der wir eigentlich

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