Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)
ausreichende Beleuchtung und die Höhle war erfüllt vom Gemurmel und Gelächter der Menschen.
Endlich entdeckte Lilith ein Stück von ihr entfernt eine geisterhafte Gestalt, die auf einem Felsvorsprung saß und nachdenklich ins Leere starrte.
»Vadim!« Sie lächelte erleichtert. »Ich hatte schon Angst, du bist nicht mehr da.«
» Es wird nicht mehr lange dauern, bis meine Zeit hier um ist.« Er schwebte zu ihr heran und ließ sich neben ihr nieder. »Dabei wollte ich unbedingt noch André und mein Volk vor Nikolai warnen, aber nun sind wir auch noch in die Fänge der Dämonenjäger geraten.«
»Immerhin haben sie mich vor den Kraghuls gerettet«, gab sie zu bedenken. Lilith konnte sich nicht helfen, sie fand, dass sich ihre Situation verbessert hatte. Immerhin schleppte sie sich nicht mehr alleine durch die Dunkelheit eines Höhlensystems, sondern war umgeben von Menschen und Licht. »Ohne die Vanator wäre ich jetzt tot.«
» Die Frage ist nur, warum sie ein Wesen retten, das ihrer Meinung nach eine Ausgeburt des Teufels ist?«
»Sie wissen doch gar nicht, dass ich zur Welt der Untoten gehöre. Vielleicht halten sie mich für ein ganz normales Mädchen?«
Er warf ihr einen zweifelnden Blick zu. »Und warum sollten sie dich dann als ihren wertvollsten Schatz bezeichnen und gefesselt in einer Nische gefangen halten?«
Damit hatte Vadim natürlich recht: Die Vanator schienen genau gewusst zu haben, wen sie aus den Klauen des Kraghuls befreit hatten.
Nur weil Lilith so erleichtert über ihre Rettung und die Anwesenheit anderer Menschen war, durfte sie nicht vergessen, dass die Vanator ihre größten Feinde waren und in der Vergangenheit nicht nur viele Vampire, sondern auch Nocturi grausam ermordet hatten.
Lilith bemerkte in ihrer Nähe eine Gruppe Fledermäuse, die kopfüber an der Höhlendecke hingen und schliefen.
»Sind Fledermäuse nicht ein Zeichen dafür, dass wir in der Nähe der Oberfläche sind?«, fragte sie hoffnungsvoll. Falls sie eine Möglichkeit zur Flucht fand, würde es ihre Chancen erheblich verbessern, wenn diese Höhle nicht weit von einem Ausgang entfernt lag.
Vadim folgte ihrem Blick. »Leider nicht, sie finden leichter einen Zugang zum Höhlensystem als wir. Oft benutzen sie senkrechte Tunnel, die für Menschen unpassierbar sind. Wenn bei starken Regenfällen an der Oberfläche der Fluss über seine Ufer tritt, haben wir in Chavaleen dank dieser Schornsteine regelmäßig mit Wassereinbrüchen zu kämpfen.«
Sowohl Vadim als auch Lilith zuckten zusammen, als plötzlich ein blau gepunkteter Ball über den Felsvorsprung flog und zu ihnen in die Nische rollte. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah Lilith auf den Ball, denn das Spielzeug eines Kindes wirkte in den Tiefen der Erde ungefähr so fehl am Platz wie in Bonesdale ein rosafarbenes Glücksbärchen. Gleich darauf tauchte über dem Felsvorsprung der Kopf eines kleinen Jungen mit braunen Haaren und dreckverschmiertem Gesicht auf, der vorsichtig zu Lilith herüberspähte und verlangend auf den Ball blickte. Die Vanator nahmen sogar ihre Kinder mit auf die Vampirjagd?
»Du musst keine Angst vor mir haben«, sagte sie in beruhigendem Tonfall. »Hol dir deinen Ball! Siehst du, ich kann dir nichts tun.«
Sie zeigte ihm ihre gefesselten Hände, was ihn zu überzeugen schien. Er zog sich keuchend hoch, flitzte wortlos an ihr vorbei, schnappte sich den Ball und presste ihn wie einen Schatz an sich.
Lilith lächelte ihn freundlich an. »Ich bin Lilith, und wie heißt du?«
Immer noch schweigend blieb der Kleine neben ihr stehen und wandte ihr den Kopf zu. Erst jetzt fiel Lilith ein, dass er sie wahrscheinlich überhaupt nicht verstehen konnte, doch dann sah sie, wie sich seine Miene voller Abscheu und Feindseligkeit verzog. Er zischte etwas in einer fremden Sprache, schürzte die Lippen und spuckte ihr direkt ins Gesicht.
Lilith schnappte fassungslos nach Luft, und ehe sie darauf reagieren konnte, hüpfte er schon über den Vorsprung und war verschwunden.
»Igitt, ist das eklig!« Sie rubbelte sich hastig die Spucke von der Wange. »Warum hat er das gemacht? Ich habe ihm doch überhaupt nichts getan.«
»Sie bekommen den Hass auf uns quasi schon mit der Muttermilch verabreicht«, erklärte Vadim. »Von Kindesbeinen an wird ihnen beigebracht, dass sie uns ausrotten müssen, weil wir unnatürliche teuflische Geschöpfe seien, die das Antlitz der göttlichen Schöpfung beschmutzen. Sie halten sich für die Verfechter des Guten und die
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