Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)
Rolle bei dem Ganzen unerwähnt ließ. Es würde Andrés Meinung über sie wahrscheinlich nicht gerade positiv beeinflussen, wenn sie von ihrer Zusammenarbeit mit dem Erzdämon und ihrer Mithilfe bei Johnsons Tod berichtete.
»Wir haben ähnliche Probleme, und zwar schon seit Längerem«, räumte er ein. »Es gibt einige Vampire, die mit dem Pakt der Vier nicht länger einverstanden sind und nicht mehr im Untergrund leben wollen. Sie sehnen sich nach unserer früheren Freiheit, und um ihren Widerstand gegen den Pakt zu demonstrieren, gehen sie auf die Jagd. Dies ist einer der Gründe, warum uns die Vanator so dicht auf den Fersen sind, denn in den letzten Jahren gab es zu viele mysteriöse Todesfälle in den Wäldern um unser Versteck.«
»Bedeutet das, Matt ist in Chavaleen in Gefahr?«, fragte Lilith, die in Matts Gesicht deutlich sein wachsendes Unbehagen ablesen konnte.
»Es sind Einzelfälle«, beeilte sich André ihnen zu versichern. »Dein Begleiter steht unter dem Schutz der Alexandrescu-Familie und niemand würde es wagen, ihn hier in Chavaleen anzugreifen. Auch wenn die besagten Vampire gegen den Pakt der Vier revoltieren, so würde es keinem von ihnen einfallen, die Allmacht ihres Herrschers anzuzweifeln.«
Matt stieß erleichtert die Luft aus, auch wenn er nach wie vor etwas blass um die Nase war.
»Habt ihr eine Vermutung, welche Vampire zu den Rebellen gehören?«, fragte Rebekka.
André schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich und mein Bruder Nikolai haben Spitzel eingesetzt, verdächtige Vampire verhaftet und ihnen mit schlimmen Strafen gedroht, doch leider ohne Ergebnis. Bisher gab es nur einen Gefangenen, der bereit war, uns Einzelheiten zu verraten, doch bevor es dazu kam, ist er unter mysteriösen Umständen in seiner Zelle gestorben.«
Lilith schluckte schwer. Plötzlich kam ihr das beschauliche, ereignislose Leben in Bonesdale sehr verlockend vor. Selbst die Schönheiten der Höhle, die sie durchschritten, verblassten plötzlich, wenn man hinter jeder Säule und in jeder dunklen Nische einen Verräter vermutete.
»Ich verstehe nur nicht, warum sie mit der Jagd weitermachen, obwohl sie damit die Vanator anlocken«, meinte Rebekka nachdenklich. »Sie bringen sich dadurch schließlich selbst in Gefahr.«
»Das haben wir uns am Anfang auch gefragt, doch mittlerweile vermuten wir, dass sie die Konfrontation heraufbeschwören wollen. Wenn uns die Vanator entdecken, haben wir keine Wahl mehr: Es muss zu einem offenen Kampf kommen! Die Vampire können sich nicht mehr länger verstecken und der Pakt der Vier ist hinfällig.«
Er führte sie nun in einen anderen Teil der Höhle, der nicht mehr natürlichen Ursprungs war. Das verriet die viereckige Öffnung, die in den langen Korridor führte, ebenso wie die Wände, die rau und glatt behauen waren. Ein künstliches Licht durchlief den Gang wie ein pulsierender Herzschlag, sodass der Eindruck entstand, es entferne sich von ihnen, nur um sie gleich darauf wieder von hinten einzuholen.
»Zum Glück ist der Glaube an die Macht des Blutstein-Amuletts in unserem Volk tief verankert«, fuhr André fort. »Sie mussten oft genug beobachten, wie das Amulett potenzielle Thronanwärter pulverisiert hat und wie es in der Vergangenheit dem Träger geholfen hat, die richtigen Entscheidungen zu treffen, die unser Überleben gesichert haben. Der Großteil unseres Volkes würde es nicht wagen, sich gegen den Willen des Amulettträgers zu stellen. Mein Vater sprach sich eindeutig gegen eine Aufhebung des Pakts aus und ich werde es als Anführer ebenso handhaben. Natürlich hoffe ich, dass dieser Tag noch fern ist, auch wenn Vaters Gesundheitszustand gerade …« Er brach ab, doch über sein Gesicht huschte ein Ausdruck tiefer Sorge.
»Wie geht es deinem Vater?«, fragte Rebekka mit ungewohnt sanfter Stimme.
»Nicht jetzt.« Er machte eine vielsagende Kopfbewegung in Richtung zweier Diener in edler Dienstkleidung, die sie vor einem Lastenaufzug erwarteten und ihnen eilfertig die Türen öffneten.
»So etwas bräuchten wir auch in Nightfallcastle«, hauchte Rebekka begeistert.
Lilith drehte sich zu ihr um. »Einen Aufzug?«
Sie rollte entnervt mit den Augen. »Nein, ich meine Dienerschaft! Schließlich entstamme ich einer alten Adelslinie, da gehört so etwas zum guten Ton.«
»Also erstens bist du nicht die Einzige, die dieser Adelslinie entstammt, und zweitens habe ich einen Diener«, entfuhr es Lilith ungewohnt selbstgefällig, während sie sich sofort über
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