Lilith Parker
geht es dir?«
Blinzelnd öffnete er die Augen. »Haltet Euch von denen fern, Lilith«, flüsterte er. »Die sind böse.«
»Ist gut, ich werde ihnen nicht zu nahe kommen.« Sie tätschelte liebevoll seine pummelige Hand. Es war das erste Mal, dass er sie nicht mit einem seiner selbst ausgedachten Titel angesprochen, sondern ihren richtigen Namen benutzt hatte. Der Angriff der Greife musste ihn wirklich völlig aus der Fassung gebracht haben.
Sie fuhr zu Emma herum und funkelte sie wütend an. »Du wusstest, dass sie ihn angreifen würden, oder nicht?«
Emma hob beschwichtigend die Hände. »Es ist doch überhaupt nichts passiert. Er ist ein Dämon, sie konnten ihn nicht ernsthaft verwunden. Du hast mir selbst erzählt, dass er praktisch unkaputtbar ist.«
Lilith spürte, wie sie eine Welle des Zorns überrollte. »Es ist grausam und gefühllos, jemanden in so eine Falle laufen zu lassen â egal, ob es für ihn lebensgefährlich ist oder nicht. Strychnin ist ohnmächtig geworden vor Angst!«
»Meine Güte, er ist ein Dämon! Sie sind hinterlistige, verschlagene Wesen, die nur ihren eigenen Vorteil im Sinn haben. Man darf ihnen niemals vertrauen! Doch anstattauf der Hut zu sein, verhätschelst du ihn wie ein kleines Kind.«
»Du entschuldigst dich jetzt gefälligst bei ihm!«, zischte Lilith. Ihr wurde unglaublich heiÃ, als hätte sie hohes Fieber, und dunkle Punkte begannen vor ihren Augen zu tanzen.
»Oder was?«, entgegnete Emma angriffslustig, anscheinend nicht bereit, sich von Lilith vorschreiben zu lassen, was sie zu tun hatte.
Die Punkte vor Liliths Augen schienen sich zu verdichten. Plötzlich war es, als wäre die Welt um sie herum in einen schwarzen Nebel gehüllt. Alle Geräusche waren verschwunden, Emmas wütendes Keuchen, das Pfeifen der Winterböen und das Brechen der Wellen unterhalb der Klippen waren einer absoluten Stille gewichen. Stattdessen hörte sie eine Stimme in ihrem Kopf, die nicht ihre eigene war. Zwing sie dazu â sie hat es verdient! Sie muss für ihr Verhalten bestraft werden!
Das kann ich nicht tun, widersprach Lilith in Gedanken, sie ist meine beste Freundin!
Sie hätte es verdient, dass du sie ebenfalls zu den Wächtern schickst â damit sie am eigenen Leib erfährt, was sie Strychnin angetan hat. Tu es, Lilith, übernimm die Macht über sie!
Die Wut über ihre Freundin brannte in ihren Adern wie Feuer und setzte in ihrem Inneren etwas Dunkles, ungeheuer Machtvolles frei. Ja, sie würde Emma dazu zwingen! Lilith öffnete den Mund â¦
»Sie hat recht!«, sagte Matt in diesem Moment, trat neben Lilith und legte ihr in einer beruhigenden Geste dieHand auf die Schulter. »Du solltest dich bei ihm entschuldigen, Emma.«
Emma löste ihre verschränkten Arme und lieà sie seitlich herabsinken. »Aber â¦Â«, setzte sie an.
»Ich weiÃ, dass deine Familie durch die Dämonen schon viel Leid erfahren musste«, fiel Matt ihr ins Wort, »und du deswegen nicht gut auf sie zu sprechen bist, ihr alle hier in Bonesdale hasst die Dämonen deswegen. Aber bitte versteh auch uns â wir kommen aus einer anderen Welt und für uns war dein Verhalten gerade nicht besser als das eines verschlagenen Dämons.«
Für lange Zeit sagte Emma nichts, dann nickte sie langsam. »Für euch muss das wohl wirklich etwas ⦠extrem gewirkt haben«, meinte sie und starrte verlegen auf ihre Schuhspitzen. »Wisst ihr, noch heute muss meine Mutter weinen, sobald sie von ihrer Schwester redet, die damals beim Kampf um das Schattenportal ermordet wurde. Und viele Hexen, die ich kenne, wurden verrückt oder bösartig, da der Dämon, dessen Zauberkraft sie sich zunutze gemacht hatten, die Kontrolle übernommen hat. Vielleicht habe ich deswegen meine Emotionen gegenüber Strychnin nicht besonders gut im Griff.«
Sie holte tief Luft und wandte sich an den Dämon, der sich mittlerweile wieder erholt hatte und sie verunsichert anblinzelte. »Ich hätte dich nicht zu den Wächtern schicken dürfen, das war nicht richtig und es tut mir wirklich leid.«
»Vergeben und vergessen, Freundin der Ladyschaft! Im Grunde ist ja nichts passiert. Natürlich hätte ich die beidenWächter mit einem Fingerschnipsen auÃer Gefecht setzen können, ich wollte nur nicht den Besitz meiner Herrin
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