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Lilith Parker

Lilith Parker

Titel: Lilith Parker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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Noch vor Kurzem, bevor sie zu Tante Mildred auf die unheimliche Insel St. Nephelius gekommen war, hätte sie jeden für verrückt erklärt, der ihr von einem schluchzenden Friedhofsgras erzählt hätte. Ursprünglich hatte ihr Vater sie zu seiner Schwester geschickt,da er befürchtete, dass Lilith »unnatürliche« Fähigkeiten besitzen könnte, und er sollte recht behalten: In der Halloweennacht, der Nacht ihres dreizehnten Geburtstages, hatte sich Lilith zu einer Banshee gewandelt, und seither waren für sie Zombies, Dämonen, Geister, Hexen, Magier, weiße Frauen oder Nachtmahre mehr als reine Fantasiegestalten. Seit dieser Nacht stand ihr Leben kopf, denn die Wandlung zur Todesfee blieb nicht die einzige unglaubliche Veränderung in ihrem Leben …
    Â»In letzter Zeit sind die Preise für Friedhofsgras in astronomische Höhen gestiegen«, fuhr Emma fort. »Niemand weiß, warum, doch die Werwölfe sind neuerdings kaum mehr unter Kontrolle zu bringen und greifen alles an, was sich bewegt. Deswegen ist es jedem verboten, den Friedhof in der Nacht zu betreten.«
    Die Werwölfe lebten tagsüber in den Grüften auf dem Friedhof und wurden nur in der Nacht freigelassen, wenn die Friedhofstore fest verschlossen waren. Leider hatte Lilith trotzdem schon mit einem von ihnen Bekanntschaft schließen müssen, da ein entlaufener Werwolf sie und Emma quer durch den Schattenwald gejagt hatte – mit der festen Absicht, sie als Abendmahlzeit zu verspeisen.
    Matt blinzelte Emma ungläubig an. »Moment mal, versuchst du uns damit zu sagen, dass du in den Friedhof einbrechen willst, um dieses Gras für deine Mutter zu ernten?«
    Â»Nein, natürlich nicht!« Emma ließ sich mit einem Seufzer auf den Stuhl sinken und nestelte am Rock ihrer Schuluniform herum. »Alleine ist das viel zu gefährlich. Deswegen wollte ich euch darum bitten mitzukommen.«
    Â»Was?«, entfuhr es Lilith. »Bist du verrückt geworden?«
    Â»Das ist sicher nicht so gefährlich, wie behauptet wird«, meinte Emma. »Es geht auch ganz schnell, versprochen. Wir schleichen uns auf den Friedhof, ernten das Gras, und ehe uns die Werwölfe bemerken, sind wir schon wieder weg. Aber wenn es euch beruhigt, können wir natürlich auch Waffen mitnehmen, damit wir uns im Ernstfall verteidigen können.«
    Lilith starrte sie sprachlos an: Emma schien den Verstand verloren zu haben. Hatte sie etwa schon vergessen, dass dieser blutrünstige Werwolf sie um ein Haar bei lebendigem Leib zerfleischt hätte? Und jetzt wollte sie in den Friedhof einbrechen, wo sie ein ganzes Rudel erwartete? Dieses Friedhofsgras musste ihr wirklich ungeheuer wichtig sein.
    Â»Wenn ich daran erinnern darf, haben wir erst kürzlich einen Erzdämon besiegt, da werden wir doch mit ein paar Werwölfen spielend fertig«, setzte Emma mit einem optimistischen Lächeln hinzu und ließ dabei völlig außer Acht, dass ihr Kampf mit dem Erzdämon Belial nur mit Glück ein gutes Ende genommen hatte. »Außerdem bist du eine Banshee, Lilith, und deine übernatürlichen Fähigkeiten werden uns bestimmt hilfreich sein.«
    Â»Soll ich euch während eines Kampfs mit den Werwölfen vielleicht sagen, dass ich das Todesmal über euren Köpfen sehe und ihr in den nächsten Minuten sterben werdet?« Lilith verschränkte die Arme vor der Brust und schnaubte auf. »Genau, das wäre sicherlich sehr hilfreich.«
    Â»Jetzt sei doch nicht so negativ«, maulte Emma. »Daswird garantiert nicht so schlimm werden wie im Schattenwald, schließlich sind wir dieses Mal vorbereitet.«
    Lilith warf ihr einen zweifelnden Blick zu. Wenn es so ungefährlich war, wie Emma behauptete, wären sicherlich schon mehr Hexen auf die Idee gekommen, das Gras trotz des Verbotes zu ernten. Abgesehen davon hatte sie das ungute Gefühl, dass Emma ihnen etwas verschwieg. Es ehrte sie zwar, dass sie für ein Geburtstagsgeschenk ihrer Mutter bereit war, solche Gefahren auf sich zu nehmen, aber steckte da nicht mehr dahinter?
    Â»Emma, wenn du Geld brauchst, kann ich dir gerne etwas leihen«, bot Matt großzügig an. Seit seine Mutter Eleanor, ihres Zeichens Horrorschriftstellerin, nach Bonesdale gezogen war, befand sie sich in einem Inspirationsrausch. Gerade hatte sie ihr zweites Buch innerhalb kurzer Zeit verkauft, was Matt ein beneidenswert hohes Taschengeld

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