Lilith - Wunschlos gluecklich
»Aber …«
Luc fiel ihr ins Wort. »Jetzt hör bitte auf, solch bescheuerte Fragen zu stellen und küss mich endlich wieder!«
*
Liliths Kopf ruhte auf seiner Brust, während er sie zärtlich in den Armen hielt und sein Gesicht in ihren Haaren vergrub. Immer fester presste er sie an sich, und sie konnte kaum fassen, wie laut, stark und rhythmisch das Herz in seiner Brust schlug. Das gleiche Herz, das vor kurzer Zeit nur totes Gestein in seinem Inneren war. Schlag um Schlag glich ihr Herz sich dem seinen an, bis sie beide in den gleichen Rhythmus gefunden hatten. Lilith seufzte und wollte gerade erneut die Stille mit Fragen durchbrechen, als Luc sie stoppte und bat, ihn erneut zu küssen.
Nun war also sie an der Reihe. Endlich konnte auch sie ihm einen Wunsch erfüllen, und so tat sie, worum er sie gebeten hatte. Sie küsste ihn. Wieder und wieder und wieder und konnte ihr Glück kaum fassen.
Ihre Großmutter hatte recht behalten. Diese Kanne … Nein, Luc war das Beste, das absolut Beste, was ihr in ihrem kurzen Leben je passiert war.
Endlich war sie – wunschlos glücklich!
Epilog
L ilith war nervös. Sie hoffte, dass ihre Entscheidung richtig war.
Lucinda schüttelte ungläubig den Kopf. »Und du bist dir wirklich sicher? Du hast dieses Ding immer gehütet wie einen Schatz. Ich weiß noch genau, dass ich es nie berühren durfte.«
Lilith nickte ihr abermals zu, stellte das sorgfältig verschnürte Päckchen vor sich auf dem Schreibtisch ab und reichte Mr. Martinez den dazugehörigen Umschlag. Er öffnete ihn und verlas ihn für die Anwesenden.
Hallo Annie, Herzchen,
das Leben scheint nicht immer fair und manchmal stimmt das auch, vielleicht sogar gerade jetzt, wo du diesen Brief in den Händen hältst. Aber auf jeden Regen folgt irgendwann wieder Sonnenschein.
Glaub uns, wir wissen, wie du dich jetzt fühlst. Man will nicht zurückblicken, sich nicht erinnern und einfach nur vergessen. Aber tu das nicht, Schätzchen. Vergiss nie etwas! Einzig unsere Erinnerungen halten uns am Leben. Ausnahmslos alles ist es wert, sich daran zu erinnern. Und wenn du irgendwann dein Glück findest, halt es fest, lass es nicht los. Sonst verschwindet es vielleicht und kommt nie mehr zu dir zurück. Achte dabei nicht auf die Regeln, Liebes. Regeln sind da, um sie zu brechen. Denn manchmal, wenn das Leben Unfassbares für einen bereithält, muss man sein Schicksal eben selbst in die Hand nehmen, um sein Glück zu retten, und vielleicht muss man sich selbst dann an etwas erinnern, wenn es noch lange nicht verschwunden ist.
Wir werden immer bei dir sein, Liebes, und wünschen dir Gesundheit, Liebe, und dass du nie vergisst!
»Ist das Schriftstück so in Ordnung?«, erkundigte sich Mr. Martinez.
Lilith und Luc nickten einstimmig. Er reichte es Lilith mitsamt eine m teuer anmutenden Füllfederhalter und deutete auf die Stelle, an der sie unterschreiben sollte. Die Feder kratzte unsanft über das Papier, als sie schwungvoll darüberglitt. Als Lilith geendet hatte, schob sie beides in Lucs Richtung. Ihre Hände berührten sich, als er ihr den Füller abnahm und sie liebevoll ansah. Ein wissendes Lächeln umspielte seine Lippen, aber das Großartigste waren immer noch seine magisch grünen Augen. Sie zogen Lilith seit jeher in ihren Bann; und auch jetzt funkelten sie ihr strahlend entgegen und hielten sie länger gefangen als nötig. Und das, obwohl sie schon so viele Jahre miteinander verbracht hatten. Als Lucs Blick sich von ihr löste, fiel Lilith das Atmen schon etwas leichter.
Luc unterschrieb ebenfalls und schob Papier und Stift über den Tisch zurück zu Mr. Martinez. Dieser stand auf und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer. Als er kurz darauf wiederkam, hatte er mehrere Kopien in der Hand. Er unterzeichnete alle und stempelte jedes einzelne Blatt ab. Das Original steckte er in einen neuen Umschlag, der anschließend versiegelt wurde, und befestigte ihn an dem mitgebrachten Päckchen. Einige der Kopien legte er in einer schwarzen Mappe ab, und das letzte Schriftstück reichte er Lilith.
Annie, die die gesamte Zeit friedlich in Lucindas Armen geschlafen hatte, reckte ihre dünnen Ärmchen in die Höhe, verzog ihr süßes, pausbackiges Gesichtchen und fing lauthals an, zu weinen. Lucinda wiegte sie hingebungsvoll in ihren Armen, aber Annie wollte sich einfach nicht beruhigen.
»Nun gib mir schon endlich meine süße Enkelin«, forderte Lilith und hielt ihrer Tochter Lucinda
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